
Das niederländische Start-up Fairphone will mit seinen alternativen Produktions- und Entwicklungsprozessen für ein Umdenken in der TK-Branche sorgen.
"Start a Movement!" So lautet das Motto des nach eigenen Angaben ersten "fairen" Smartphones, des Fairphones. Dahinter steckt das ehrgeizige Vorhaben, ein optisch wie technisch ansprechendes Smartphone mit geringstmöglichen Belastungen für Mensch und Natur zu produzieren. Die Wurzeln des Fairphones reichen dabei bis in das Jahr 2010 zurück - ein Aufklärungsprojekt gleichen Namens sollte über die Verwendung konfliktbelasteter Mineralien in der IT-Produktion informieren. Drei Jahre darauf stand der Entschluss der Initiatoren fest, mit einem eigenen Gerät Pionierarbeit zu leisten.
Von der Idee zur Umsetzung
Die ambitionierte Agenda des Fairphone-Teams sah folgende Punkte vor: Einsatz konfliktfreier und fair gewonnener Materialien, vertretbare Arbeitsbedingungen in sämtlichen Entwicklungs- und Produktionsprozessen, nachhaltiges und offenes Produktdesign, transparente Entwicklung und Unterstützung bis hin zum Recycling.
In der Praxis wurden daher die Rohstoffe Tantal und Zinn für den Kondensatorenbau aus Minen gewonnen, die laut OECD-Richtlinie als "konfliktfrei" gelten. Beim Abbau sollen also keine Gelder an Milizen oder Warlords geflossen sein. Darüber hinaus arbeitet Fairphone mit der "Initiative für konfliktfreies Zinn" zusammen, die sich für gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen in der Region Süd-Kivu (Republik Kongo) einsetzt.
Die endgültige Fertigung des Smartphones erfolgt bei A’Hong in China. Hier vertraut Fairphone auf den unabhängigen Gutachter-Service TAOS Network, der die Arbeitsbedingungen des Unternehmens optimieren soll. Zusätzlich richteten die Niederländer in Kooperation mit A’Hong einen Wohltätigkeitsfonds für die Arbeiter in Höhe von 125.000 US-Dollar ein.
Fairphone engagiert sich außerdem beim Recycling von Altgeräten durch die Zusammenarbeit mit der Organisation "Closing the Loop", die alte Mobiltelefone in Ghana aufkauft und diese in Europa ordnungsgemäß recycelt. Hierdurch soll dem sogenannten "Urban Mining" entgegengewirkt werden - dabei werden Elektrogeräte umweltschädlich unter offenem Himmel verbrannt, um an das kostbare Kupfer in Kabeln und Platinen zu gelangen.
Wie fair ist das Fairphone?
Als Betriebssystem kommt Android in der schon etwas betagten Version 4.2.2 mit einer angepassten Oberfläche zum Einsatz. Das beim portugiesischen Partner Kwamecorp entwickelte Fairphone OS entspricht im Wesentlichen dem Standard-Android; die Portugiesen nahmen lediglich kleinere Anpassungen am Launcher vor und installierten wenige zusätzliche Apps und Widgets.
Insgesamt können sich Kunden auf ein souveränes, wenn auch mit 325 Euro nicht gerade preiswertes Mittelklassegerät freuen, das auf einen eindrucksvollen Werdegang zurückblicken kann. Rund 28.000 aktuell vorbestellte Fairphones beweisen indes, dass durchaus ein Markt für faire Smartphones besteht. Interessenten können das Smartphone zurzeit ausschließlich über die Website www.fairphone.com vorbestellen.
Sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Produktion geht der junge Hersteller eigene Wege und zeigt, dass bezahlbare Hightech-Geräte, Umweltschutz und vernünftige Produktionsbedingungen sich nicht grundsätzlich ausschließen müssen.
Allerdings ist auch anzumerken, dass noch nicht von einem wirklichen "Fair"-Phone im eigentlichen Sinne gesprochen werden darf. Das Entwickler-Team bemüht sich zwar intensiv um den Einsatz konfliktfrei gewonnener Rohstoffe, doch Tantal und Zinn genügen noch lange nicht, um ein komplettes Smartphone zu produzieren.
Die Arbeitsbedingungen bei Foxconn , dem chinesischem Zulieferungsbetrieb des Smartphone-Herstellers Apple, waren immer wieder Zielscheibe für heftige Kritik - dazu haben auch Selbstmorde unter den Arbeitern beigetragen. Apple ließ daraufhin die Arbeitsbedingungen überprüfen , mit dem Ziel, die Vorwürfe zu entkräften.