
Zu konkreten Produkten sagte der Apple-Chef in seinem ersten umfangreichen Interview mit dem WSJ erwartungsgemäß nicht viel, ließ jedoch einige strategische Einblicke zu. Eine vertiefte Facebook-Integration sei möglich, der Sprachassistent Siri werde "spürbar" verbessert - und das erfolglose Musik-Netzwerk Ping womöglich eingestellt. Genervt war Cook von den Patentkriegen: "It is a pain in the ass."
Das Interview gab Konzernchef Tim Cook im Rahmen der "D10"-Konferenz des "Wall Street Journal", die derzeit im kalifornischen Rancho Palos Verdes stattfindet. Cook wich darin erwartungsgemäß allen Fragen nach neuen Produkten wie dem neuen iPhone, einem Apple Fernseher oder neuen Funktionen in iOS geschickt aus, gab aber immerhin an, dass der Konzern von der Multimedia-Box Apple-TV in diesem Jahr 2,7 Millionen Stück verkauft habe. Außerdem wolle Apple in Zukunft die Geheimhaltung für Produkte noch erhöhen. Insbesondere asiatische Zulieferbetriebe hätten sich als Schwachstelle erwiesen. In der Vergangenheit sickerten immer wieder Informationen über neue Geräte kurz vor deren Fertigstellung durch - auch wenn sich viele Meldung letztlich als falsch entpuppten.
Den neuen Sprachassistenten Siri, der in den USA wegen übertriebener Werbung immer wieder Ziel von Kritik wird, verteidigte Cook: "Die Kunden lieben Siri." Zugleich würden bei Apple aber viele Menschen daran arbeiten, die Technik weiter zu verbessern. Das werde in den kommenden Monaten "spürbar", orakelte der oberste Apple-Manager.
Cook unterstrich, dass Apple anders als Microsoft auf verschiedene Betriebssysteme für PCs sowie Tablets und Smartphones setze. Relikte der PC-Vergangenheit würden sonst Innovationen bei den neuen Geräteklassen bremsen. Auch wenn Cook selbst bereits die "Post-PC Ära" ausgerufen habe, glaube er dennoch nicht daran, dass Notebooks und Desktop-PCs von Tablets ganz ersetzt werden.
Für seine Verhältnisse recht konkret wurde Cook, als es um Facebook ging. "Ich denke, wir können mehr zusammen machen", sagte er. Außerdem versprach er Neuigkeiten, was eine tiefere Integration des Social Networks in iOS angeht. Gegenüber Investoren hatte Cook bereits zuvor betont, er halte sehr viel von Zuckerbergs Firma.
Die eskalierenden Patentstreitigkeiten mit anderen Geräteherstellern seien nervig ("It is a pain in the ass"), aber derzeit unvermeidlich. Schließlich würden andere ihre "Signatur" unter ein "Kunstwerk" setzen, das Apple geschaffen habe.
Viel Positives sagte Cook über Steve Jobs. Er sei ein "Genie" und "Visionär" gewesen. Ihn zu ersetzen sei weder möglich, noch sein Ziel. Er selbst habe von Jobs vor allem gelernt, wie wichtig es sei, einen klaren Fokus auf die wichtigsten Projekte zu behalten. Es sei aber logisch, dass sich Apple in der Nach-Jobs-Zeit auch verändere. "Ich liebe Museen, aber ich möchte nicht in einem Museum leben", sagte Cook. Auch Steve Jobs hätte nicht gewollt, dass Apple eine Firma werde, in der sich jeder ständig frage, was Jobs getan hätte.