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Sonstiges 17.07.2008
Sonstiges 17.07.2008

Zeitungsverlage verunsichert wegen Lizenzpflicht von Web-TV

Die Kölner Medienrechtlerin Rafaela Wilde glaubt, dass Verlage in Einzelfallabwägungen prüfen lassen müssen, ob ihre Kombination von Printmedieninhalten und Web-TV eine Lizenzpflicht erfordert.

Der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat jüngst eine Änderung seiner Fernsehsatzung beschlossen. Die Neuregelung sieht eine Lizenzpflicht für Internet-Fernseh-Angebote vor, die als Live-Stream verbreitet werden. Die Unterscheidung, wann eine derartige Genehmigungspflicht besteht, wird von der BLM zweistufig getroffen: grundsätzliche Genehmigungspflichtigkeit besteht ab einem Volumen von 500 potentiell gleichzeitigen Zugriffen auf das Internet-TV-Angebot - eine Lizenz wird aber bei bis zu 10.000 Zugriffen und programminhaltlicher Bedenkenlosigkeit ohne weitere Voraussetzungen erteilt. Bei darüber hinausgehenden Zugriffsmöglichkeiten sieht die geänderte Fernsehsatzung ein Organisationsverfahren wie bei normalen Kabelprogrammen vor.

Neben Unklarheiten bezüglich der Frage, ob neben Live-Streams auch On-Demand-Inhalte erfasst werden und ob sich die BLM-Zuständigkeit nach dem Serverstandort oder dem Betreibersitz richtet, besteht Klärungsbedarf hinsichtlich der Behandlung von Internet-TV-Angeboten, die auf Seiten von Printmedien betrieben werden.

"Inwiefern auch die zahlreichen Web-TV-Angebote der Zeitungsverlage von der Neuregelung erfasst werden oder ob die Lizenzierungsprivilegierung bei Printmedien anders zu beurteilen ist, bedarf einer umfassenden rechtlichen Klärung", meint die Kölner Medienrechtlerin Rafaela Wilde. "Es wird einer Einzelfallabwägung bedürfen, um festzustellen, ob die Kombination von Printmedieninhalten und Web-TV eine Lizenzerteilung auch bei weniger als 10.000 gleichzeitigen Zugriffen ohne Erfüllung von zusätzlichen Voraussetzungen möglich erscheinen lässt", so Rechtsanwältin Wilde weiter. Diskussionen wird es auch noch darum geben, was denn mit "potentiellen" Zugriffen gemeint sein kann.

Der grundsätzliche Ansatz, eine Lizenzierungspflicht bei mehr als 500 Abrufen eines Internet-TV-Angebots einzuführen, wird auch im kommenden 12. Rundfunkstaatsvertrag enthalten sein und ist daher nicht auf den Geltungsbereich der BLM-Fernsehsatzung beschränkt. Angesichts des sich stetig ausweitenden Angebots von Internet-TV-Inhalten dürfte daher die vorgesehene Lizenzierungspflicht in vielen Fällen zu teils einschneidenden Veränderungen führen und insbesondere im Umgang mit Printmedien eine Reihe rechtlicher Fragestellungen aufwerfen.

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