
Die hundertprozentige Otto-Tochter Quelle.de hat offenbar Probleme mit dem Preismanagement ihrer Handelspartner. Viele Produkte sind teurer als auf Amazon. INTERNET WORLD Business fragte bei Quelle.de-Chef Tim von Törne nach, wie der Online-Marktplatz künftig auf die Kritik aus der Vorstandsetage reagieren will.
Von den ehrgeizigen Zielen, die sich der Otto-Vorstand ursprünglich mit dem Online-Marktplatz Quelle.de gesetzt hatte, ist die E-Commerce-Plattform offenbar noch meilenweit entfernt. Am größten Problem des Dienstes, der Wettbewerbsfähigkeit in Sachen Preis, kranken auch andere Marktplätze: Besonders technische Geräte sind über den Online-Marktplatz Quelle.de oft teurer als beim großen Konkurrenten Amazon. Auf diese Weise verpufft viel Budget, das Quelle.de zur Trafficakquise investiert, ungenutzt. "Wir sind darüber nicht glücklich und sprechen mit den Händlern", so Otto-Vorstandschef Hans-Otto Schrader im Interview mit der "Welt".
Dabei war Quelle.de-Chef Tim von Törne die Problematik schon zum Launch der Plattform bewusst: "Ein großer Anteil unserer Händler sind Marktplatzhändler, die viel auf Markplätzen verkaufen und relativ wenig im eigenen Shop machen. Die wissen schon ganz gut, wie sie preislich wettbewerbsfähig bleiben", versicherte Törne zum Start von Quelle.de im Interview mit INTERNET WORLD Business. Doch hoffte von Törne damals auch, einen vernünftigen Anteil an organischem Traffic generieren zu können, da man mit Quelle de noch immer eine starke Domain habe, die "rund 300.000 bis 500.000 Visits pro Monat aus eigener Kraft generiert."
Diese Hoffnungen allerdings wurden enttäuscht. "Wir haben die Strahlkraft der Marke überschätzt", muss Schrader jetzt unumwunden zugeben. Doch einen Plan B scheint es im Hause Quelle.de noch nicht zu geben. Auf Nachfrage von INTERNET WORLD Business ließ von Törne nur verlauten, man sei in Sachen Preisgestaltung in den ersten zehn Monaten des Bestehens "gut vorangekommen" und habe das Preisniveau auf Quelle.de in vielen Sortimentsbereichen deutlich in Richtung "bester Preis im Markt" entwickelt. "Vor allem in Sortimenten wie Weißer Ware und Möbel erreichen wir hier bereits gute Werte", so von Törne. Man stehe selbstverständlich in permanentem Dialog mit den Händlern und akquiriere ständig weitere Anbieter, um die Sortimente und das Preisniveau insgesamt noch attraktiver zu gestalten. "Zu unseren wichtigsten Initiativen gehören auch weiterführende Marketingmaßnahmen, die unsere Reichweite weiter steigern."
Die Zukunft von quelle.de sieht der Vorstand daher noch nicht bedroht: "Wir machen mit quelle.de Fortschritte und haben ein Management, dem wir noch viel zutrauen", sagte Hans-Otto Schrader. Das muss das Ruder nun herumreißen.