Webhändler, die sich in Sachen M-Commerce engagieren, können noch keine großen Umsatzsprünge erwarten. Zwar wächst die Zielgruppe - aber auf niedrigem Niveau.
Die Zahlen für Mobile Shopping sind immer noch mager: Nur 5,8 Prozent aller Handynutzer in den fünf führenden europäischen Märkten Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien haben von März bis Mai mit ihrem Mobiltelefon auf Shopping-Seiten im Web zugegriffen.
Das zeigt eine aktuelle Analyse des Marktforschers Comscore. Insgesamt surften somit 13,5 Millionen Nutzer aus diesen fünf Ländern mobil Webshops an. Am shoppingaffinsten sind naturgemäß die Smartphone-Nutzer: Gegenüber Mai 2010 stieg die Zahl der Smartphone-Besitzer, die auf Shoppingseiten zugreifen, um 80 Prozent. Die britischen Webhändler verzeichneten gar ein Plus von 163 Prozent.
Während sich die Online-Händler über das starke Besucherwachstum freuen, sehen stationäre Händler eine neue Bedrohung am Horizont. "Der Trend in Richtung Mobile Commerce stellt sowohl eine Chance als auch eine Gefahr für die Einzelhändler dar", resümiert Jeremy Coop, Comscore Vice President für Mobile in Europa. "Während der mobile Zugang den Einzelhändlern zunehmend Gelegenheit bietet, bessere Beziehungen zum Kunden aufzubauen, ermöglichen Handys durch den Zugriff auf Shoppingseiten den Kunden, Preise von konkurrierenden Einzelhändlern während eines Einkaufes in einem bestimmten Geschäft leichter zu vergleichen. Die Einzelhändler müssen ein gutes Verständnis des Mobile-Shopping-Verhaltens entwickeln, um sicher durch dieses sich verändernde Umfeld zu navigieren.“
Dass mobil vor allem nach Schnäppchen gesucht wird, belegen die Comscore-Marktforscher auch mit Zahlen. So haben im Mai 2011 6,3 Prozent der mobilen Nutzer in der EU5-Region auf Auktionsseiten zugegriffen, 5,1 Prozent haben Preisvergleichsportale via Handy aufgerufen. In Deutschland liegen diese Werte sogar leicht über dem EU5-weiten Durchschnitt: Hier haben 6,7 Prozent der deutschen Besitzer mobiler Endgeräte ab 13 Jahren Auktionsseiten aufgerufen, 6,5 Prozent haben Shoppingseiten aufgerufen und 5,4 Prozent haben mobil Preise verglichen. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2010 bedeutet dies ein Plus von über 40 Prozent.
Shopping-Apps braucht (fast) kein Mensch
Quer durch alle Märkte werden Auktionsseiten, Einzelhandelsseiten und Preisvergleichsportale von Smartphone Nutzern zu einem größeren Anteil durch einen Browser aufgerufen als über Applikationen - zumindest in Frankreich, Italien und Spanien. Während dort nur drei Prozent aller Smartphone-Nutzer Applikationen heruntergeladen haben, beobachten die Marktforscher in Deutschland einen verhältnismäßig hohen Anteil an Zugriffen über Apps auf mobile Einzelhandelsseiten. Die Nutzung des Handy-Browsers ist in Frankreich, Italien und Spanien mehr verbreitet, wohingegen Applikationen von weniger als 3 Prozent der Smartphone Nutzer in diesen drei Märkten verwendet werden. In Deutschland beobachtet man einen verhältnismäßig hohen Anteil an Zugriffen über Applikationen auf die mobilen Einzelhandelsseiten (6,2 Prozent). Trotzdem dominiert auch hier die Browsernutzung.
„Da die Shopping Aktivitäten auf dem Handy in Europa noch immer durch den Handy-Browser erfolgen, und Einzelhändler hoffen, von diesem Trend zu profitieren, sollten sie ihren Blick zunächst auf eine mobil-optimierte Webseite richten, wenn sie das noch nicht getan haben“, sagt Jeremy Copp. „Apps, die oftmals ein leistungsstärkeres und intuitiveres Interface als ein Browser besitzen, werden zukünftig immer wichtiger, besonders wenn die Konsumenten beginnen mit einer größeren Regelmäßigkeit ihre Geschäfte über das Handy zu tätigen.“