
Bei Reisebuchungen oder beim Autokauf sind Vergleichsportale schon lange selbstverständlich. Für Kfz-Werkstätten gilt das noch nicht. Führen Vergleichsportale zu einem Preiskrieg oder einer Qualitätssteigerung? Über diese Frage diskutierten Experten und Vertreter der Automobilbranche anlässlich der Ausweitung des Werkstattportals von Autoscout24.
Autoscout24 bietet auf seinem Webportal seit vergangenem Jahr auch ein Vergleichsportal für Kfz-Werkstätten an. Anlässlich der Ausweitung seines Dienstes diskutierte André Stark, Geschäftsführer von Autoscout24, mit Branchenvertretern über die Frage, ob Vergleichsportale dazu führen, dass nur die Billigsten die Nase vorne haben - auf Kosten der Qualität.
"Vor zwei Jahren war ich der Meinung, dass solche Werkstattportale am besten verboten werden sollten", sagte Manfred Kaufhold, Präsident des Verbands freier Werkstätten. Heute denke er, dass diese Portale, bei aller Skepsis auch einen Nutzen für die Werkstatt haben können, "aber es kommt darauf an, wie wertig ein solches Portal aufgemacht ist." Bei individuellen Reparaturen seien Vergleiche fast unmöglich.
Um den Kunden einen Nutzen zu bieten, müssen Werkstattportale sich noch deutlich verbessern, meint Thomas Burkhardt, Vizepräsident Technik beim ADAC: "Dass der Kunde sehr optisch beurteilt, zum Beispiel nach Fotos, zeigt seine Hilflosigkeit, nach anderen Merkmalen wie Qualität zu beurteilen." Diese Qualität werde den Kunden oft noch nicht sichtbar genug gemacht.
"Leistungsvergleich statt Preisvergleich"
Stark betonte, dass es bei dem Werkstattportal letztlich um keinen Preisvergleich, sondern um einen Leistungsvergleich gehe. Im Vordergrund stünde das Ziel, Transparenz zu schaffen. Für 90 Prozent der Kunden sei die Nähe das entscheidende Kriterium für die Wahl der Werkstatt, nur zehn Prozent sortierten nach dem Preis. Entscheidend für den Erfolg einer Werkstatt sei allerdings auch der Eindruck, den sie auf dem Portal hinterlässt: "Werkstätten mit guten Fotos und guten Texten bekommen in der Regel auch eine fast doppelt so hohe Nachfrage als der Durchschnitt". Besonders die freien Werkstätten lebten von der Leistungsbeschreibung.
Auch Willi Diez, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen Geislingen, glaubt nicht, dass es Kunden bei Vergleichsportalen vorrangig um den billigsten Preis geht: "Sie erwarten in erster Linie eine Absicherung ihrer Entscheidung. Neben dem Preis sind Vertrauen, Kompetenz und Leistung wichtige Faktoren". Die Transparenz werde durch Vergleichsportale zunehmen und "die Spreu vom Weizen trennen". Um Transparenz zu schaffen seien aber klare Richtlinien erforderlich, welche Informationen zwingend dargestellt werden müssen. "Vergleichsportale helfen bei der Entscheidungsfindung, können den Kunden aber die Entscheidung nicht abnehmen", so sein Fazit.
Im zweiten Halbjahr dieses Jahres will Autoscout24 auch ein Bewertungstool für Werkstätten einführen. Um Missbrauch zu vermeiden, sollen nur Menschen bewerten können, die vorher eine Werkstatt über die Plattform gebucht haben. Das Werkstattportal verzeichnet nach Angaben von Autoscout24 etwa 800.000 Besucher pro Monat.