
27 Milliarden Euro Umsatz haben deutsche Online-Shops laut aktueller Zahlen des Branchenverbands bvh 2012 erzielt. Für 2013 prognostizieren die Experten ein weiteres Umsatzplus von 21,3 Prozent. Damit dürfen sich die deutschen Online-Händler in diesem Jahr auf Gesamtumsätze in Höhe von 33,5 Milliarden Euro freuen.
Der gesamte deutsche Versandhandel ist im Jahr 2012 um 15,3 Prozent auf 39,3 Milliarden Euro gewachsen und hat damit eine Wachstumsrate erzielt, wie sie seit Einführung der Studie nicht erreicht wurde. Der E-Commerce-Anteil hat dabei erstmals die 27-Milliarden-Euro-Grenze übersprungen.
Für den klassischen Versandhandel ist dies jedoch kein Grund zur Freude, konnte er doch kaum vom Umsatzboom profitieren. Zwar stiegen auch in diesem Segment die E-Commerce-Umsätze, dem Wachstum von 1,5 Milliarden Euro gegenüber 2011 stand jedoch ein Minus von 0,6 Milliarden Euro im klassischen Kataloggeschäft gegenüber, zeigt einmal mehr Exciting-Commerce-Blogger Jochen Krisch in seiner jährlichen Fortschreibung der Marktentwicklung des deutschen Versandhandels, die auf den bvh-Zahlen basiert. Unterm Strich blieb dem klassischen Versandhandel ein kleines Plus von 900 Millionen Euro (6 Prozent) - weit vom Marktwachstum entfernt.
Schwung in den Versandhandel bringen stattdessen die Internet-Pure-Player (darunter auch eBay-Powerseller und Teleshopping-Anbieter), die ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahr drastisch um 28 Prozent von 12,1 auf 15,5 Milliarden Euro steigerten. "Neben großen namhaften Playern, die einen oder gar mehrere Kanäle bedienen, streben auch immer mehr kleine Versender aus dem eBay-Power-Seller-Milieu nach Erfolg und Wachstum", konstatiert bvh-Präsident und Globetrotter-Chef Thomas Lipke bei der Präsentation der Zahlen in Hamburg. Kritisch wird dabei allerdings der wachsende Preiskampf gesehen, den viele Anbieter auf Dauer wohl nicht mehr durchhalten können.
Für das aktuelle Jahr prognostiziert der bvh ein Umsatzplus von 21,3 Prozent auf 33,5 Milliarden Euro, der gesamte interaktive Handel soll auf 43,5 Milliarden Euro wachsen. Traditionell wird diese Schätzung zum Jahresende nach oben korrigiert. So bezifferte der Verband Anfang 2012 die zu erwartenden E-Commerce-Umsätze auf 25,3 Milliarden Euro. Am Ende lag der Markt bei über 27 Milliarden.
Umsatzanteile des interaktiven Handels am Einzelhandel 2008 bis 2012
Der interaktive Handel hat im Jahr 2012 erneut rasant zu gelegt. Sein Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahr um 15,6 Prozent auf 39,3 Milliarden Euro. Das Umsatzvolumen entspricht einem Anteil von 9,2 Prozent am Einzelhandelsumsatz. Diesen gab der Handelsverband Deutschland (HDE) mit 427,9 Milliarden Euro am 31.01.2013 bekannt. Verantwortlich für die starke Beschleunigung des interaktiven Handels sind laut bvh-Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer der E-Commerce und seine online-affinen Nutzer. Konsumenten aller relevanten Zielgruppensegmente nutzen immer öfter und umfänglicher die digitale Recherche und die Bestellung per Mausklick im stationären Web und zunehmend auch per Tablet im mobilen Internet.

Bestellwege im interaktiven Handel
Mittlerweile betragen die Umsätze des interaktiven Handels über klassische Bestellwege wie Brief, E-Mail oder Telefon nur noch knapp ein Drittel. Der Umsatz-Löwenanteil, die übrigen 70,2 Prozent bzw. 27,6 Milliarden Euro, wird über den Online-Bestellweg erwirtschaftet. 2011 fielen die Anteile Online- zu Offline-Bestellung noch deutlich zwei zu eins aus, knapp 64 gegenüber 36 Prozent. Im Jahresvergleich verliert der klassische Bestellweg 2012 gegenüber 2011 rund 4,8 Prozent Umsatz; der Online-Umsatz gewinnt hingegen um satte 27,2 Prozent.

Genutzte Informationsquellen für den Kauf im interaktiven Handel
Der Katalog behauptet sich noch immer auf Rang drei der meistgenutzten Informationsquellen vor dem Kauf. Aber: Es sind vor allem die über 50-Jährigen, die noch in den Wälzern schmökern. In den jüngeren Zielgruppen der 14- bis 29-Jährigen spielt das gedruckte Blattwerk nur noch eine geringe Rolle. Wer sich informieren will, geht auf die Internetseite des Händlers, zu Suchmaschinen oder auf andere Online-Händlerseiten.

Umsatzentwicklung nach Versendertypen
Im Jahr 2011 wiesen Versender, die ihre Heimat im Stationärhandel haben, mit einem Umsatzplus von 45 Prozent (2012: 35 Prozent) die höchsten Wachstumsraten auf. In diesem Jahr kletterten die Internet-Pure-Player in Sachen Umsatzwachstum mit einem Plus von 42 Prozent (Vorjahr: 31 Prozent) auf das Siegertreppchen. Als Novum weist die bvh-Studie für 2012 erstmals die Kategorie "Multichannel-Versender neu" aus. Wurden in den bvh-Reports bislang Multichannel-Händler als Anbieter definiert, die Katalog- und Internetversand kombinieren, werden jetzt in der gesonderten Rubrik "Multichannel-Versender neu" Unternehmen aufgeführt, die "mindestens zwei" Kanäle bedienen und damit die Umsätze von Multi-Channel-Versendern, Versendern mit Heimat im Stationärhandel, Apothekenversender und Teleshopping-Versender zusammengefasst.

Gesamtausgaben der Kunden im Online-Handel
Die Dienstleistungsumsätze im Online-Handel sind von 2011 auf 2012 weniger stark gewachsen als die Warenumsätze. Bei Dienstleistungen beträgt das Wachstum 21,2 Prozent, bei Waren 27 Prozent. Damit ist der Dienstleistungsanteil am gesamten E-Commerce-Markt gegenüber dem Vorjahr von 36 auf 35,1 Prozent leicht gesunken.

Dienstleistungsumsätze nach Branchen
Den Löwenanteil im Bereich Dienstleistungsumsätze stemmen Mobilitätsdienstleister wie Flug- und Bahnticket-Verkäufer, Mietwagen-Verleiher oder Anbieter für Pauschalreisen und Übernachtungen. Apps machen derzeit nur drei Prozent des gesamten Marktes aus.

Umsätze für digitale Güter
2,8 Milliarden Euro wurden 2012 für die Online-Buchung von Flugtickets ausgegeben. Pauschalreisen kommen auf zwei Milliarden Euro. Für Smartphone-Apps wurden 2012 rund 300 Millionen Euro ausgegeben.
