Die besten Social-Kampagnen

Die Brüder Rusitschka und Marc Schlichte haben in München die Fabidoo GmbH aus der Taufe gehoben und unter der gleichlautenden Domain den Shop für die ganz persönliche industrielle Revolution eingerichtet. Wahrlich kein geringer Anspruch. Faktisch geht es um absoluten Unsinn, aber der ist klasse gemacht. Mithilfe eines 3-D-Konfigurators betätigt sich der User als virtueller Töpfermeister, erzeugt mögliche oder unmögliche Gebilde und bestückt diese mit eigenem Design oder Foto. Die fertigen Fabidoos werden dann per 3-D-Drucker zu Schlüsselanhängern verarbeitet. Jochen Krisch, Autor des Exciting-Commerce-Blog mag besonders den Konfigurator: "Einfach und ansprechend finde ich den 3-D-Designer." Was den Sozialfaktor betrifft, überzeugt vor allem die Tatsache, dass es den Machern gelungen ist, eine eigene Fabidoo-Community aufzubauen, die gegenseitig die Figurentwürfe bewertet und kommentiert.

Empfehlungssysteme mit Shopanbindung gibt es wie Sand am Meer. Was in der realen Welt funktioniert, nämlich der Kauf einer CD, weil sie von einem Freund empfohlen wurde, klappt auch in der Welt der sozialen Netzwerke. CRM-Experte Jack Aaronsen verlangt das Zünden der nächsten Stufe und sieht das bei Snocap umgesetzt. Das ist ein Shop-Widget für die eigene Musik, die dann durch die eigenen Freunde verkauft werden kann. Natürlich nicht nur Musik, sondern auch spannende Podcasts oder vielleicht sogar Gedichte.

Social Bookmarking für jedermann, heißt die Devise auf Seitzeichen.de. Das kleine Werkzeug macht sich den Trend zunutze und erleichtert jedem geneigten Seiteninhaber, Blogbetreiber oder Shopbesitzer den Einstieg in die RSS-Welt. Seitzeichen ist nichts anderes als ein kleines Tool, mit dem sich simultan verschiedenste Bookmarkdienste ansteuern lassen. Allerdings über einen kleinen Umweg: Active Value, der Anbieter von Seitzeichen, registriert, was gebookmarkt wurde, und erstellt daraus Trendberichte. Seitzeichen kann übrigens noch mehr: "Man kann sich eine Seite zur späteren Betrachtung notieren", erläutert Active-Value-Geschäftsführer Antonius Klees. Einer der Markenartikler, die das Bookmarking-Tool bereits einsetzen, ist EMI, der das Tool auf allen Seiten eingebunden hat.

Daniele Fiandaca, COO der Agentur Profero, Kooperationspartner von Plan Net, gefällt besonders eine Kampagne der Air New Zealand, die mit sozialen Bindungen ganz besonderer Art spielte. Über die Website Homesweetas.com.au konnten Neuseeländer ihre Freunde, Verwandten und Bekannten, die sich zu diesem Zeitpunkt in Australien aufhielten, dazu auffordern, endlich "nach Hause" zu kommen. Air New Zealand stellte kostenlose Tickets dafür zur Verfügung und die Botschaft wurde nicht nur im Netz verbreitet, sondern auch über Anzeigetafeln in ganz Australien ausgestrahlt. Das Engagement einiger Teilnehmer war so groß, dass sie nach der Reise auf dem gleichen Weg Dankesbotschaften zurückschickten.

Nur wenige Agenturen und Anbieter hatten das Selbstvertrauen, auf eigene Leistungen für Social Media Marketing hinzuweisen. Remo Uherek stellt seinen Werbebaukasten für die Bloggerszene zur Diskussion. Der Werber sucht sich in einem Selbstbedienungssystem seine Zielgruppe und Trigami verteilt die Werbemittel an registrierte Blogger, die sich vertraglich zur Veröffentlichung verpflichtet haben und bezahlt werden. Die inhaltliche Gestaltung der Posts sei beliebig. In der Szene ist Trigami umstritten. Einige Blogger streichen Trigami-Partner aus der Blogroll oder beschweren sich über den Pflichthinweis auf den Vermittlungsdienst im Kopf des Posts.

Werner Vogels ist ein Technikfreak. Deshalb leitet er in seiner Funktion als Chief Technology Officer unter anderem auch die Entwicklungsabteilung von Amazon. Für ihn liegt eine der Killerideen im Bereich der professionellen Aufbereitung von User Generated Content. Und sein atemberaubendes Beispiel ist Animoto, eine Engine, die aus Standbildern spannende Videos macht und die sogar in DVD-Qualität zum Download zur Verfügung stellt. Und das Ganze wiederum direkt in Facebook, damit jeder mitmachen kann. Übrigens: Im Hintergrund von Animoto werkeln Amazons Web Services.

Wenn sich Blogger zu einem Lob für eine Kampagne hinreißen lassen, dann muss diese Kampagne etwas Besonderes haben. Martin Piske, seines Zeichens A-Blogger von Luxustrash, fand eine Kampagne eines Handyherstellers gelungen. Sonim Technologies verschickte im Juni Outdoor-Handys, die in eine Tüte mit Sand und Nägeln eingepackt waren. Anbei lag ein Zettel mit dem provokanten Text: "Anbei ein sehr robustes Handy. Bin gespannt, ob du es kaputt bekommst." "Eine schöne PR-Aktion", meint Piske. Schon die Verpackung passte gut zum Produkt und entlockte dem einen oder anderen Blogger ein Schmunzeln. Die Tatsache, dass der CEO von Sonim durch seinen eigenen Blog den Kontakt zu den Bloggern aufnahm, kommentierte Klaus-Martin Meyer vom Besserwerberblog mit: "Ich finde, hier wurde erkannt, wie eine Firma das Thema Blogging richtig angeht.

Nils Andres ist der Gründer des Brand Science Institute. Er legt den Fokus auf das Thema Medienkonsum, der sich seiner Ansicht nach in den nächsten Jahren deutlich ändern wird. JustinTV ist sein Beispiel für eine der möglichen neuen Nutzungsformen. Ein Anwendungsszenario, das Andres auf der Next 08 in Hamburg präsentierte, ist die Nutzung von JustinTV für selbst gemachten User Support. Workshop-Fernsehen also, oder Markenfernsehen. Und ganz wichtig: Da es sich um einen Livekanal handelt, muss die Marke zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.

Anthropologie, die Wissenschaft vom Menschen, klingt nach einem sehr anspruchsvollen Titel für einen Onlineshop. Doch das passt. Der Anthropologie-Shop ist vor allem optisch anspruchsvoll und inszeniert die Produkte auf eine sehr ansprechende Weise, mit vielen großflächigen Bildern und allerhand Schnörkeln und gestalterischen Details. AndrŽ Mory, Vorstand und Senior Consultant der Web Arts, sieht die Vorzüge dieses Shops in seiner Fähigkeit, auf emotionalem Weg Produkte zu verkaufen und meint: "Dieser Shop hat schon allein durch die Gestaltung Potenzial für Neuromarketing." Sprich: Kauf und Empfehlung verstanden als Affekthandlung und nicht als Ergebnis rationaler Überlegungen.

Werbung, die mit einem Schneeballsystem im sozialen Bereich spielt, muss ja keineswegs immer innerhalb der sozialen Netzwerke stattfinden. Die Nutzer stehen ja auch auf andere Weise miteinander in Kontakt. Jeremy Garner, Kreativdirektor von LBi London, war restlos begeistert von einem interaktiven Onlineballonrennen, das seine britischen Kollegen von Poke im Juni gelauncht hatten. Das Prinzip war simpel, je mehr Websites ein Ballon überfliegen durfte, umso mehr Meilen bekam er auf seinem Konto gutgeschrieben. Und zum Überfliegen braucht man natürlich die Überflugsgenehmigung des jeweiligen Sitebetreibers und die tatkräftige Mithilfe aller verfügbaren Onlinefreunde. Garner: "Das Ballonrennen sollte uns Kreative daran erinnern, warum wir uns irgendwann mal für diesen Beruf entschieden haben." Um kreativ zu sein, etwa?

RSS ist der Transmissionsriemen des Social Marketing. Egal ob in Blogs, Bildercommunitys, auf Twitter oder beim Thema Social Bookmarks: Immer wird ein Feed erzeugt, ein Datenstrom, der den jeweiligen Rezipienten am anderen Ende mit Informationen versorgt, ohne dass er seine Site verlassen muss. Das ist genau das Prinzip, nach dem Infomantis arbeitet. Ruft man deren Website auf, würde man kaum glauben, dass dieses Unternehmen Software auf dem neuesten Stand der Technik produziert. Christoph Salzig, der ehemalige Pressesprecher des BVDW, findet zwei Elemente spannend. Zum einen, dass die Informationshäppchen bis zum User Desktop durchgereicht werden können. Und aus Sicht des Social Web, dass RSS-Feeds zerpflückt und aus unterschiedlichen Quellen neu zusammengesetzt werden können. Das perfekte Beispiel bietet der Bildschirmschoner Isaver, den die Fotocommunity des "Stern" einsetzt.