
Markus Kuhnke, Betreiber des Süßwarenladens Naschkatzenparadies profitiert vom Multichannel-Auftritt
Markus Kuhnke, Betreiber des Süßwarenladens Naschkatzenparadies profitiert vom Multichannel-Auftritt
Die Online-City-Wuppertal ist Deutschlands Vorzeigeprojekt in Sachen Local Commerce. Erste Händler berichten bereits von Umsatzzuwächsen im zweistelligen Prozentbereich.
Der Wuppertaler Süßwarenhändler Naschkatzenparadies profitiert eigenen Aussagen zufolge von seinem Engagement bei dem lokalen E-Commerce-Portal Online-City-Wuppertal. Seit November ist das Familienunternehmen mit einem eigenen Süßwarenshop auf dem Portal vertreten, schon einen Monat später stiegen die Umsätze laut Geschäftsführer Markus Kuhnke um zehn Prozent. Und auch im Januar wurden die Vorjahresumsätze bereits jetzt schon übertroffen. "Solche Umsatzsprünge gab es bislang nicht", freut sich der Süßwarenhändler im Gespräch mit der "Huffington Post".
Online-City-Wuppertal-Projektleiterin Christiane ten Eicken nennt das Naschkatzenparadies allerdings auch ihr "absolutes Vorzeigeunternehmen". Denn Kuhnke hat sich viel Mühe gemacht und 327 Produkte händisch in den Shop eingepflegt - inklusive 327 Produktfotos und Produktbeschreibungen. Bis zum Jahresende soll das Online-Sortiment auf 1.000 Produkte erweitert werden. "Das sollten sich andere Händler als Benchmark setzen", sagt ten Eicken. Denn manch einer kam bislang doch erst der Mindestanforderung nach und stellte nur 20 Produkte ein.
Insgesamt zählt der lokale Marktplatz inzwischen 45 Einzelhändler, darunter Floristen, Händler für Brautmoden, Kunstbedarf oder Musik, Buchhandlungen, Juweliere und Optiker. Insgesamt wurden seit dem Launch im November Online-Bestellungen im zweistelligen Bereich getätigt. Doch würden die partizipierenden Händler verstärkt berichten, dass Kunden in die Geschäfte kommen, die über die Online City auf sie aufmerksam wurden, sagt die Projektleiterin. Und das, obwohl die Stadt kaum Mittel hat, um das Portal zu bewerben. Zum Launch gab es in Kooperation mit Ströer für zehn Tage eine Plakataktion sowie Anzeigen bei Medienpartnern. Sonst lebt die Plattform von Mund-zu-Mund-Propaganda sowie von E-Mail- oder Facebook-Aktionen der beteiligten Händler.
Trotzdem spricht sich das Angebot herum. Das bestätigt auch Süßwarenhändler Kuhnke: In seinem Laden stand vor Weihnachten ein mittelständischer Unternehmer, der für seine gesamte Belegschaft im Naschkatzenparadies Weihnachtsgeschenke orderte. Ohne die Online-City wäre er nie auf den Händler aufmerksam geworden. Auch Peter Bothmann, Besitzer des Wuppertaler Weinladens Boda Weinhaus, zieht ein positives Resümée aus den ersten Wochen mit der Online-City. Zwar betreibt Bothmann schon seit 1998 unter Boda-Weinhaus.de einen Online-Shop für Wein, doch dort kommt die Kundschaft eher aus Regensburg und Pinneberg als aus Wuppertal. Seit dem Launch des lokalen E-Commerce-Portals hat sich das geändert. Viele Wuppertaler haben sich online informiert und über die 57 angebotenen Weine einen ersten Eindruck über Preisgefüge und Sortiment erhalten. Anschließend kamen sie dann in den Laden: "Wir kennen unsere Stammkunden natürlich, aber vor Weihnachten haben wir viele neue Gesichter gesehen", freut sich Bothmann. Auch in barer Münze machte sich das Multichannel-Engagement bezahlt. "Ich weiß nicht genau, ob es daran liegt, aber wir haben im Dezember im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von 16 Prozent erzielt", sagt der Geschäftsmann. In den Vorjahren lag das Wachstum eher bei zwei bis drei Prozent.
Im zweiten Quartal will Online-City-Wuppertal noch einen Schritt weiter gehen. Dann soll unter dem Namen "Retail Lab" ein Versuchslabor starten, das verschiedene Multichannel-Verkaufskonzepte testet. Geplant sind QR-Code-Wände, zentrale Abholstellen sowie ein Drive-in-Schalter. Darüber hinaus sollen in Kürze auch erste Filialisten in die Plattform einsteigen. Mit der steigenden Sortimentsvielfalt, so hofft ten Eicken, steigt auch das Kundeninteresse nochmals an. Auch erste Konzeptoptimierungen will die Online-City basierend auf den bisherigen Erfahrungen vornehmen. Denn für Modehändler beispielsweise ist Same-Day-Delivery nicht ohne weiteres machbar, weil sie nicht von allen Stücken alle Größen sofort vorrätig haben. Hier soll es künftig möglich sein, auch Produkte online zu stellen, die zwei bis drei Tage Lieferfrist haben, so dass die Händler die georderten Produkte erst beim Lieferanten nachbestellen können.
Online-City-Wuppertal ist eine Kooperation zwischen der Wirtschaftsförderung Wuppertal und dem lokalen Marktplatzbetreiber Atalanda. Mit seiner Unterstützung können die Händler Online-Bestellungen auch taggleich an ihre lokale Kundschaft ausliefern. Der Presserummel um Wuppertals Online-Engagement spült dem Marktplatzbetreiber zahlreiche neue Interessenten ins Haus: Die Stadt Olpe und 20 weitere Städte sind inzwischen auf das Start-up zugekommen. Denn die Not der Städte ist groß: Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Handelsforschung, Köln, bummelt jeder fünfte Innenstadtbesucher wegen des wachsenden Online-Angebots heute seltener durch die Einkaufsstraßen als früher. Der Kundenschwund treffe große wie kleine Städte gleichermaßen.