
Thomas Vollmoeller Xing-CEO: "Wir sind keine Sales- und Werbe-Plattform"
Xing-CEO Thomas Vollmoeller
Xing-CEO Thomas Vollmoeller
Für Thomas Vollmoeller, Xing-Chef, hat die Konzentration auf den deutschsprachigen Raum einen entscheidenden Vorteil: Nähe. Warum das so ist, und wieso LinkedIn nicht der alleinige Konkurrent ist, erklärt der CEO im Interview.
Vor den ersten Quartalszahlen des Jahres brauchte sich Xing nicht zu verstecken: Die Plattform konnte nicht nur ein Umsatzwachstum verzeichnen, sondern auch einen Gewinnanstieg. Und: Die Zahl der Mitglieder übersprang im ersten Quartal die Marke von zehn Millionen. Wie wichtig die Segmente B2C und B2B-E-Recruiting inzwischen sind und wie sich Xing gegen den großen Konkurrenten LinkedIn positioniert, erklärt Thomas Vollmoeller, Vorstandsvorsitzender von Xing.
Was ist Xing denn eigentlich inzwischen? Geht es überhaupt noch um die Business-Vernetzung, wie es der ursprüngliche Gedanke war?
Thomas Vollmoeller: Mit mehr als zehn Millionen Mitgliedern sind wir das führende professionelle Netzwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aber Sie haben Recht: Wir bieten mittlerweile eine Vielzahl von Services an, um das Arbeitsleben unserer Mitglieder zu verbessern. Das tun wir im wesentlichen auf drei Wegen: Wir bieten den Zugang zu den richtigen Kontakten, zu den besten Chancen am Arbeitsmarkt und liefern die relevantesten Informationen frei Haus.
Ihr Segment B2C, das wesentlich die Umsätze für kostenpflichtige Mitgliedschaften ausweist, scheint vom B2B-E-Recruiting verdrängt zu werden. Wie wichtig ist das Segment noch respektive wie sehen die Pläne mit den beiden Segmenten aus?
Vollmoeller: Das B2C-Segment ist nach wie vor die größte Erlösquelle von Xing. Das hier noch viel Potenzial liegt, zeigt auch das Rekord-Mitgliederwachstum. Alleine im ersten Quartal des Jahres konnten wir knapp 470.000 neue Mitglieder auf Xing willkommen heißen - so viel wie noch nie in einem Quartal. Xing gehört offenbar für immer mehr Menschen zu ihrer beruflichen Identität dazu. Wir haben hier noch viel vor, wie unsere jüngst gestartete Initiative für Gehaltstransparenz zeigt.
Gleichzeitig ist ebenfalls korrekt, dass der Geschäftsbereich B2B-E-Recruiting der Haupttreiber unseres Umsatzwachstums ist. Hier haben wir uns erst vor wenigen Wochen durch den Kauf von eqipia, einem Schweizer Anbieter für automatisierte Mitarbeiterempfehlungen, weiter verstärkt. Denn das Recruiting durch persönliche Empfehlungen der eigenen Mitarbeiter ist der effektivste Weg, neue Talente zu finden. Dieses Thema werden wir in diesem Jahr mit Hochdruck ausbauen.
Das Geschäftssegment "B2B Advertising & Events" trägt aktuell "nur" 2,9 Millionen Euro zum Xing-Gesamtumsatz bei...
Vollmoeller: Wir sind keine Sales- und Werbe-Plattform, wie man sie von amerikanischen Anbietern kennt. Das spiegelt sich natürlich auch in unserer Umsatzverteilung wider. In unserer Advertising-Sparte legen wir Wert darauf, dass Werbungtreibende mit ihre Zielgruppen auf Xing auf intelligentem Wege in Dialog treten. In Kürze werden wir Unternehmen beispielsweise besondere "Business Pages" zur individuellen Darstellung im Netzwerk anbieten. Aber unsere Umsätze stammen ganz wesentlich aus den Bereichen B2C und B2B-E-Recruiting.
[Anmerkung: In das Segment "B2B Advertising & Events" fließen die Umsätze aus Werbung und Ticketing (Xing Events). Hier ist Xing im letzten Quartal um 18 Prozent auf 2,9 Millionen Euro gewachsen.]
Ein Vergleich mit LinkedIn bleibt nicht aus: Wie gut sehen Sie sich gegen den großen US-Wettbewerber positioniert?
Vollmoeller: Unsere Konzentration auf den deutschsprachigen Raum hat einen entscheidenden Vorteil: Wir müssen nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner anbieten, der weltweit funktioniert, sondern können unseren Kunden anbieten, was für sie tatsächlich relevant ist. Und das ist ganz wesentlich ein Faktor: Nähe. Sie wollen in aller Regel Menschen nicht nur online kennenlernen, sondern ganz real. Einen Job nicht in Shanghai oder Lissabon, sondern in Hamburg oder Köln. Die Informationen, die für ihre Community vor Ort relevant ist.
Deshalb bieten wir in der Tat viele Services und Dienstleistungen, bei denen wir nicht auf einen amerikanischen Wettbewerber treffen, sondern auf ganz andere. Services wie Events, Arbeitgeber-Bewertungen, dem Stellenmarkt, unseren zahlreichen News-Angeboten. Das das gut funktioniert, zeigt, dass wir in Rekordhöhe wachsen, übrigens auch stärker als der Wettbewerb. Wir sind nach wie vor die klare Nr. 1 im deutschsprachigen Raum. Und das wollen wir auch bleiben.
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