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Facebook Besucherzahlen "Ein Stabilisierungseffekt ist völlig normal"

Geht es mit Facebook zu Ende? Noch lange nicht, meinen die Experten.

Geht es mit Facebook zu Ende? Noch lange nicht, meinen die Experten.

Wie wir bereits vergangene Woche berichteten, sinken die Besucherzahlen der Social-Media-Plattform Facebook seit Monaten kontinuierlich. Liegt das nur an Sommerloch und Fußballfieber, oder ist das etwa schon der Abschwung? INTERNET WORLD Business wollte es genauer wissen und befragte Experten zum Thema.

Derzeit scheint es zu kriseln um den Platzhirsch Facebook: Einer ComScore-Studie zufolge sinken die Benutzerzahlen, der Unmut bei Datenschützern und Nutzern wächst, und auch der Börsengang im Mai stand unter keinem allzu guten Stern. Wenn man sich dann noch vergegenwärtigt, wie es den Plattformen MySpace, StudiVZ und Lokalisten ergangen ist, könnte man sich glatt Sorgen machen - oder?

INTERNET WORLD Business wollte von den Social-Media-Experten Mirko Lange (Talkabout) und Prof. Dr. Klemens Skibicki (Brain Injection) wissen: Was ist da los?

"Der Rückgang der Besucherzahlen kann verschiedene Gründe haben", erklärt Lange. "Dabei spielt mit Sicherheit auch die Jahreszeit eine Rolle: Wenn man am See sitzt, verbringt man eben nicht so viel Zeit auf Facebook." Außerdem, so Skibicki, wäre irgendwann einmal der Punkt erreicht, an dem das Wachstum an seine natürliche Grenze stößt: "In den westlichen Ländern sind ja bereits gut 92 Prozent der unter 30-Jährigen bei Facebook registriert. Das Wachstum, das jetzt noch stattfindet, kommt also eher aus den älteren Schichten, und die haben nun mal andere Nutzungsgewohnheiten." Dass sich ein Stabilisierungs- und Normalisierungseffekt einstellt, sei völlig normal. Ein weiterer Faktor, der laut Skibicki für die sinkenden Nutzerzahlen verantwortlich sein könnte: "Facebook experimentiert derzeit viel herum, und das gefällt nicht allen Nutzern. Die Timeline beispielsweise ist so ein Feature, das nicht von jedem angenommen wird." 
Hinzu käme außerdem die Umstellung bei der Datenerfassung, die ComScore bei der Veröffentlichung der Daten eingeräumt hatte - wie repräsentativ die jüngsten Zahlen also wirklich sind, sei schwer einzuschätzen, und auch ein Vergleich mit den Zahlen vom Vorjahr sei demnach nur wenig aussagekräftig.

Dass Facebook das Schicksal von MySpace, StudiVZ und Lokalisten teilen wird, halten beide Experten jedenfalls für unwahrscheinlich: "Möglicherweise lässt der Hype um Facebook etwas nach, aber das, was dann noch bleibt, ist immer noch sehr groß.", so Lange. Und er ist sich sicher: "Facebook ist nichts, was weggehen wird. Das hat heutzutage einen ähnlichen Stellenwert wie Email." Und betrachte man das Netzwerk abseits von unternehmerischen Gedanken wie Werbung und Erreichbarkeit, würde klar, dass Facebook eben Freunde und Familien miteinander verbindet, die sich darüber austauschen. Das sieht auch Skibicki nicht anders: "Facebook ist ganz anders aufgestellt als MySpace oder die deutschen Netzwerke." Dass letztere den Bach heruntergehen mussten, ist ihm klar: "Die deutschen Netzwerke haben es im Gegensatz zu Facebook versäumt, ihre Schnittstellen zu öffnen. Dadurch wurde Facebook ziemlich schnell zur attraktiveren, weil offeneren Kommunikationsplattform."

Und was ist mit der Konkurrenz? Pinterest zum Beispiel? Auch hier gibt Lange Entwarnung: "Pinterest wächst auf einem wahnsinnig geringen Niveau und funktioniert auch völlig anders. Hier geht es weniger um den direkten Austausch, als vielmehr um einen visuellen Zugang zum Internet, der von den Usern neu angeordnet wird." Das einzige, was Facebook derzeit also gefährlich werden könnte, ist Facebook selbst: "Der jüngste Schritt ist in der Tat etwas kritisch", verrät Skibicki: Facebook habe die Reichweite von Profilen und Seiten begrenzt, wer wieder die volle Reichweite möchte, müsse dafür bezahlen ("Promoted Posts"). Das allerdings, so Skibicki, könne sich als eklatanter Fehler erweisen.

 
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