
Vince, May Day, Caffeine, Penguin oder Mobilegeddon: Die Liste der Algorithmus-Änderungen, die Google seit Gründung ausrollte, ist lang. Das erste dokumentierte Update spielte Google Sistrix zufolge 2002, vier Jahre nach Gründung, aus.
Eines der größeren nennenswerten erfolgte dann im Februar 2009. "Vince" steht für eine Änderung, die die Markenbekanntheit als neuen Ranking-Faktor einführte. Denn: Seiten von bestimmten (Offline-) Marken erhielten dadurch einen deutlichen Ranking-Schub bis in die Top Ten - allerdings nur bei traffic-reichen Keywords, hier aber ohne erkennbaren Grund.
Das Besondere: Alle aufgestiegenen oder neuen Seiten waren nicht nach bekannten SEO-Kriterien optimiert, laut Sistrix enthielt der Title-Tag häufig nicht einmal das Keyword und auch weitere Merkmale sprachen gegen ein "natürliches" Ranking

Googles "May Day Update" wurde zwischen dem 28. April 2010 und dem 03. Mai 2010 ausgerollt. Betroffen waren primär Long-Tail-Keywörter. Das Ziel war es, die Qualität der Suchergebnisse zu erhöhen. Speziell Drei- und Vier-Wort Phrasen besitzen laut Sistrix die höchste Conversion Rate und sind im E-Commerce die profitabelsten Keywörter. Durch das Update wurden Seiten für Suchanfragen mit mehreren Worten neu bewertet. Im "worst Case" wurden Inhalte für das dazu passende Long-Tail Keywort aus den Suchergebnissen entfernt respektive nach hinten verwiesen

Im Juni 2010 ging das neue Webindex-System "Caffeine" an den Start, das die Internetsuche um 50 Prozent aktueller machen sollte. Mit Caffeine reagierte der Internetkonzern auf die gestiegenen Ansprüche von Usern und Seitenbetreibern, die erwarten, dass neue Inhalte sofort nach Veröffentlichung gefunden werden.
Das Caffeine-System analysiert das Web in kleinen Portionen und aktualisiert den Suchindex kontinuierlich. Sobald neue Seiten oder Informationen im Web gefunden werden, fügt Caffeine diese zum Web-Verzeichnis hinzu. Dabei hat das neue System eine Speicherkapazität von fast 100 Millionen Gigabytes

Eine der Algorithmus-Änderungen, die bis heute ständig neue Updates erfährt, ist Googles "Panda" vom Februar 2011. Ziel ist es, zu verhindern, dass Webseiten mit qualitativ schlechten Inhalten in die Top-Treffer gelangen. Ein Filter wird dabei regelmäßig auf den gesamten Google-Index angewandt, er setzt betroffene Websites, die zum Beispiel wenig unique und zu viel duplicate content oder eine zu hohe Absprungrate haben, in ihrer Sichtbarkeit deutlich herab. Panda bestraft im Vergleich zu früheren Algorithmus-Änderungen eher das Ranking der gesamten Webseite oder dessen Teilbereiche, als einzelne Sub-Seiten. Betroffen waren Google zufolge etwa 12 Prozent der englischsprachigen Abfragen sowie etwa sechs bis neun Prozent für alle übrigen Sprachen

Webspam in den Suchergebnissen besser eindämmen - das war das Ziel des Penguin-Updates vom April 2012. Betroffen waren laut Google etwa 3,1 Prozent aller englischsprachigen Suchanfragen. Deutsche, chinesische und arabische Suchanfragen waren mit rund drei Prozent betroffen. In Polen sogar fünf Prozent. Zu Webspam-Techniken zählen die in den Webmaster Guidelines von Google genannten wie keyword stuffing oder link schemes

Im September 2013 zu seinem 15. Geburtstag hatte Google eine große Neuigkeit parat: Der Internetkonzern hatte einen neuen Suchalgorithmus, "Hummingbird" genannt. Der neue Algorithmus konzentrierte sich auf die Suchanfrage als Gesamtes und nicht auf die einzelnen Suchbegriffe. So sollte die Intention des Nutzers besser erfasst werden. Seiten, die Inhalte zur Anfrage als Ganzes liefern, sollten besser ranken als solche, die nur zu einzelnen Keywords passen. Betroffen waren rund 90 Prozent der Ergebnisse

Unternehmen, die heutzutage keine mobil optimierten Webseiten haben, sollten ihre Strategie alleine schon aus Usability-Gründen schnellstens überdenken. Auch Google macht seit 21. April 2015 zusätzlichen Druck: Bislang war die mobile Web-Suche - was die Reihenfolge der Suchergebnisse angeht - ein Abbild der Desktop-Version. Seit dem "Mobilegeddon"-Update ist die Google-Suche für Smartphone und Co autonomer und berücksichtigt zwei wichtige Faktoren: mobile Webseiten und die auf dem Smartphone oder Tablet installierten Apps

Ein Mysterium ist und bleibt Googles "Core"- oder "Phantom-Update" vom Mai 2015. Eine transparente Darstellung der veränderten Ranking-Faktoren gibt es nicht; wie und warum das "Phantom-Update" ausgespielt wurde, ist unklar. Der Einfluss des neuen Updates war jedoch für Webseitenbetreiber weltweit spürbar. Scheinbar wahllos verloren und gewannen große, mittlere und kleine Seiten an Sichtbarkeit

Im Juni 2015 wurde bekannt: Offensichtlich plant Google Seiten, die mit Interstitials arbeiten, im Suchmaschinen-Ranking herabzustufen. Interstitials legen sich für eine kurze Zeit komplett über das Browser-Fenster und verdecken somit den redaktionellen Inhalt. Betroffen von den Plänen des Suchmaschinengiganten soll neben dem Mobile-Algorithmus auch die Desktop-Suche sein

Aktuell (Juli 2015) soll das 30. Panda-Update in den Startlöchern stehen: Das Roll-Out des neuen Panda 4.2 soll sich über mehrere Monate hinweg ziehen. Bislang konnten Entwickler noch keine nennenswerten Veränderungen feststellen. Die Auswirkungen des Panda-Algorithmus sollen sich auch nur langsam zeigen, gerade Seitenbetreiber, die beim Panda 4.0-Update abgestraft wurden, sollen aber mit der Zeit Veränderungen im organischen Ranking feststellen. Insgesamt sind laut Google zwei bis drei Prozent der englischsprachigen Suchanfragen betroffen.