
Sven Bornemann, Vorstandsvorsitzender der European netID Foundation
Sven Bornemann, Vorstandsvorsitzender der European netID Foundation
Die European netID Foundation will sich mit neuen Partnern stärker aufstellen. Mit dabei sind ab sofort C&A sowie seit Anfang des Jahres die Süddeutsche Zeitung und essen&trinken. Auf ihren Online-Portalen gibt es nun die Registrierungs- und Anmeldeoption der netID.
Neues von der European net ID Foundation (EnID): Die Datenallianz vergrößert ihr Netzwerk und holt sich drei zusätzliche Partner an Bord. Mit dabei ist ganz neu C&A - und seit Anfang des Jahres die Online-Angebote der Süddeutschen Zeitung und essen&trinken des Medienhauses Gruner + Jahr.
Die netID wurde im März 2018 von RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 und United Internet mit den Marken web.de und gmx gegründet. Gestartet ist die Allianz dann im November 2018 mit einem Angebot von über 60 digitalen Partnern aus den Bereichen E-Commerce, Financial Services und Publishing/Vermarktung. Aktuell ist der netID-Login auf über 70 Webseiten verfügbar, dazu zählen unter anderem Merkur.de, tz.de, die Senderportale von ProSiebenSat.1, das Kochportal kochbar.de der Mediengruppe RTL Deutschland sowie drei Online Shops der Schweizer Calida Gruppe.
Die Initiatoren erreichen nach eigenen Angaben zusammen monatlich rund 50 Millionen Unique User und verfügen gemeinsam über mehr als 38 Millionen aktive Accounts.
Single Sign-on
Die netID versteht sich als neutrale, unabhängige Stiftung und richtet sich an Internet-Angebote aller Branchen. Diese können den offenen Login-Standard netID - ein Registrierungs- und Anmeldeverfahren - frei nutzen. Der Vorteil ist der sogenannte Single Sign-on: Über den Log-in ist es möglich, verschiedene Internet-Angebote mit derselben Kombination aus Benutzername (E-Mail-Adresse) und Passwort zu verwenden.

Die European netID Foundation (EnID) wurde im März 2018 von RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 und United Internet gegründet.
netID
Als Stiftung hat die netID qua Satzung keine Absichten der Gewinnerzielung. Dennoch muss sich die Foundation natürlich refinanzieren. "Dazu bieten wir verschiedene, zum Teil kostenpflichtige Produkte an. Der netID Single Sign-On ist dabei kostenfrei, wohingegen die Produkte rund um die Themen Nutzer-Identifizierung und Nutzer-Einwilligungen kostenpflichtig sind. Des Weiteren tragen auch die Mitgliedschaften in den Fachbeiräten zur Finanzierung der Stiftung bei", erklärt Sven Bornemann, Vorstandsvorsitzender der European netID Foundation.
Im Wettbewerb
Der Kampf um die Vorherrschaft bei Nutzeridentitäten im Web ist schon seit Längerem in Gange. netID-Wettbewerber Verimi etwa trumpfte zu Beginn des Jahres mit einigen Meldungen auf. So konnte man beispielsweise Mitte Januar Samsung Electronics als Gesellschafter gewinnen. Mitte Februar folgte der nächste große Schritt: Die Finanzaufsicht BaFin erteilte Verimi die Erlaubnis, Dienstleistungen als Zahlungsinstitut nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) zu erbringen. Damit bietet das Unternehmen ein weiteres Identifizierungsverfahren an: Nutzer können nun ihre bei einer Bank hinterlegte Identität in die Verimi-Plattform übertragen.
Für die netID stehen nach eigenen Angaben eher die Nutzer im Zentrum und nicht die Mitbewerber. "Hinzu kommt, dass die Ansätze der anderen Unternehmen zum Teil stark von unserem abweichen und Vergleiche daher wenig Sinn ergeben. Nichtsdestotrotz stehen wir, hinsichtlich Markteinschätzungen und Marktentwicklung, mit den Mitbewerbern im Austausch", so Bornemann.
Das übergeordnete Ziel
Egal ob Verimi, net ID oder andere Anbieter: Das übergeordnete Ziel aller deutschen und europäischen Allianzen ist es, über eine rechtsichere Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) adäquate Lösungen im Kampf gegen die Monopolherrschaft von Google und Facebook zu finden. Diese trumpfen mit ihrem "Social Log-in" auf, der es ihnen leicht ermöglicht, Nutzerdaten datenschutzkonform zu sammeln und diese zu nutzen - etwa für personalisierte Werbung.
Denn spätestens seit der Einführung der neuen Datenschutzgrundverordnung im Mai 2018 ist klar: Wollen Webseitenbetreiber, Publisher und Werbetechnologie-Unternehmen künftig rechtlich auf der absolut sicheren Seite sein, müssen sie eine Zustimmung von den Verbrauchern einholen, wenn sie deren Daten für digitale Werbezwecke nutzen wollen. Diese Einwilligung muss dokumentiert sein und sie muss widerrufen werden können. Das geht aus Anbietersicht am einfachsten, wenn sich Nutzer für Webangebote mit einem Log-in identifizieren.
Mehr Sichtbarkeit
Ob mehrere konkurrierende Player in diesem Bereich in Deutschland auf Dauer überleben werden, ist derzeit allerdings noch die große Gretchenfrage. Hinzu kommt ein Problem, das alle Datenallianzen derzeit noch haben: Während die Fachbranche die Bedeutung des Themas längst erkannt hat und sich der Notwendigkeit von Bündnissen bewusst ist, wirft ein zusätzlicher Log-in-Button bei der breiten Bevölkerung aktuell noch eher Fragen auf.
Um das Problem der Sichtbarkeit zu beheben, startete Verimi im Oktober vergangenen Jahres mit "Mein digitales Ich" eine übergreifende Werbekampagne. Der Auftritt umfasste die Kanäle Online, Print und Out-of-Home. Hier hängt netID noch etwas hinterher - obwohl die potenzielle Schlagkraft dank mächtiger Medienpartner enorm sein könnte. In der zweiten Jahreshälfte aber nun will man den Rückstand einholen und vor allem in die B2C-Werbeoffensive gehen und dabei "die Kompetenzen und Möglichkeiten unserer Initiatoren, Pro7Sat1 Media, Mediengruppe RTL und United Internet, nutzen", so Bornemann.
Daneben stehen in diesem Jahr drei wesentliche Punkte im Fokus der netID, erklärt der Vorstandsvorsitzende: die kontinuierliche Weiterentwicklung des Produktportfolios, nach dem Go Live des Developer Portals auch die Live-Schaltung des Nutzereinwilligungsmoduls sowie das Onboarding weiterer Partner. "Hierzu arbeiten wir an Kooperationen mit technischen Multiplikatoren und Unternehmen aus dem Bereich AdTech. Bezüglich des Ausbaus unseres Partnernetzwerks konzentrieren wir uns mit dedizierten Maßnahmen auf die Kernzielgruppen Online Handel und Medien-Angebote."