
Geschäftsjahr 2014/15 Otto Group macht Verlust
Die Otto Group hat ihre Jahresbilanz offiziell bestätigt. Vor allem das E-Commerce-Segment war ein Wachstumstreiber. Insgesamt hat das Unternehmen erstmals einen Verlust gemacht.
Die Otto Group hat das Geschäftsjahr 2014/15 mit einem Rückgang im Ergebnis abgeschlossen. Der Handels- und Dienstleistungskonzern konnten den Umsatz zwar um 0,5 Prozent auf 12,06 Milliarden Euro steigern (in Deutschland: +1,1 Prozent auf 7,14 Milliarden Euro). Das Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging allerdings von 401 auf 79 Milliarden Euro zurück. Vor Steuern (EBT) musste die Otto Group sogar einen Verlust in Höhe von 125 Millionen Euro verzeichnen.
"Angesichts des schwachen deutschen Textilmarktes sind wir mit der Entwicklung im E-Commerce und bei unseren wichtigsten Kerngeschäften zufrieden", sagt Hans-Otto Schrader, Vorstandsvorsitzender der Otto Group. "Unzufrieden sind wir hingegen mit dem Ergebnis, das durch geplante und ungeplante Gewinnrückgänge einiger Konzerngesellschaften und durch hohe Zukunftsinvestitionen belastet worden ist."
Im Geschäftssegment Multichannel-Einzelhandel war der Online-Handel allerdings erneuter Wachstumstreiber. Die weltweit mehr als 100 Online-Shops konnten ihren Umsatz um 5,1 Prozent (300 Millionen Euro) auf knapp 6,5 Milliarden Euro steigern. In Deutschland wuchs die Otto Group im E-Commerce-Segment um 5,1 Prozent (200 Millionen Euro) auf knapp 4,2 Milliarden Euro (erwartet wurden 4,1 Milliarden Euro).
In Deutschland wuchsen die Umsätze im Geschäftsbereich Multichannel-Einzelhandel um 0,7 Prozent auf 6,07 Milliarden Euro. Im Ausland hingegen gingen die Umsätze um 3,6 Prozent auf 3,84 Milliarden Euro zurück. Gründe hierfür sind dem Unternehmen zufolge vor allem das gestörte Russlandgeschäft und der Umbau der französischen 3SI Group. Das gesamte Multichannel-Einzelhandel-Segment setzte somit ein Prozent weniger als im Vorjahr um.
Im vergangenen Geschäftsjahr zählten vor allem Otto, Bonprix, Baur und die Witt-Gruppe zu den wichtigen Pfeilern der Otto Group. Die Gesellschaften sind für 50 Prozent des Umsatzes im Multichannel-Einzelhandel verantwortlich: Otto wuchs um 2,9 Prozent auf 2,34 Milliarden Euro, Bonprix legte um 0,6 Prozent auf rund 1,30 Milliarden Euro zu. Die Baur Gruppe steigerte ihre Umsätze um 0,8 Prozent auf 674 Millionen Euro und die Witt-Gruppe um 1,4 Prozent auf 726 Millionen Euro. Sportcheck hatte hingegen mit Problemen bei der Umstellung der Logistik zu kämpfen. Somit sank bei den Münchnern der Umsatz um 7,2 Prozent auf 296 Millionen Euro.
Collins überzeugt am Markt
Das im Mai 2014 gestartete Open-Commerce-Modell Collins mit den Marken "About you", "Edited" und "Sister Surprise" konnte am Markt überzeugen. Mit einer halben Millionen Kunden und einem zweistelligen Millionenumsatz zählt es zu den am schnellsten wachsenden Start-ups.
Heterogen stellte sich die Lage auf den Auslandsmärkten dar.
Das Segment Service, das vor allem durch die Hermes Gruppe bestimmt wird, konnte die Umsätze um 14,9 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro steigern. Darin sind nur die Umsätze abgebildet, die mit Kunden außerhalb der Otto Group getätigt worden sind.
Der Service-Bereich erwirtschaftete 644 Millionen Euro Umsatz und damit 5,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch dieses Segment ist durch die Marktentwicklung in Russland in der Umsatzentwicklung beeinträchtigt. Die Finnovato-Gruppe startete dieses Jahr neue Geschäftsmodelle, etwa das Crosschannel-Payment-System Yapital oder Riskident, eine Software, um Online-Betrug zu verhindern.
Im Geschäftsjahr 2014/15 hat die Otto Group hohe Investitionen getätigt. Ein dreistelliger Millionenbetrag floss in die neuen Konzepte wie zum Beispiel Collins und Yapital. Ähnlich waren die Investitionen in die dezentrale IT diverser Unternehmen der Otto Group. Mit jeweils zweistelligen Millionenbeträgen wurde die Logistikinfrastruktur ausgebaut und in die Beteiligung an Start-ups investiert.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand damit, dass die bedeutenden Konzerngesellschaften, wie Otto, Bonprix und Baur an die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2014/15 anknüpfen können.
"Die Otto Group wird im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzplus von drei Prozent erwirtschaften und eine Rückkehr in die Gewinnzone schaffen", prognostiziert Hans-Otto Schrader.
Dass die Otto Group 2015 plant in neue Geschäftsmodelle zu Investieren, zeigt sich auch daran, dass sie ab September 2015 mit der eigenen Vermarktung ihrer Online-Shops beginnt, darunter Otto.de. Hierfür hat der Versandhändler gerade die Otto Group Media gegründet.