
Online-Marktplatz Crowdfox-Chef: "Kostenfreie Verkaufsplattform"
Crowdfox-Gründer Wolfgang Lang
Crowdfox-Gründer Wolfgang Lang
Crowdfox will Marktplatz und Einkaufsclub für Verbraucher sein: Händler stellen hier ihre Produkte kostenlos ein und Kunden bezahlen für niedrige Preise und mehr Service.
An Selbstbewusstsein mangelt es Wolfgang Lang, dem Gründer von Crowdfox sicher nicht. Den Marktplatz, den das Kölner Start-up in den vergangenen beiden Jahren aufgebaut hat, kündigt der Handelsberater vollmundig als "Alternative zu Amazon und eBay" an. Und natürlich will er auf Dauer Händler und Verbraucher davon überzeugen, dass seine Plattform besser ist als der US-amerikanische Anbieter Amazon. Zurzeit befindet sich die Crowdfox noch in der Testphase, bis Anfang 2016 sollen alle acht Kategorien freigeschaltet sein.
Das Geschäftsmodell des Kölner Start-ups orientiert sich an Amazon Prime: Verbraucher werden Mitglied im Einkaufsclub und zahlen für Bestpreise Monats- oder Jahresbeiträge. Für Händler ist die Plattform kostenlos. Für günstige Preise und zur Verkaufssteuerung setzt Crowdfox auf Big Data, erstmals basiert damit ein neues E-Commerce-Geschäft auf der Analyse von Verkaufs-, Preis- und Kaufdaten. Ganz ähnlich funktioniert in den USA auch Amazon-Herausforderer Jet.com. Vor sechs Wochen in den USA gestartet, hat sich dieser Marktplatz gemessen am Bruttoumsatz oder Gross Merchandise Value laut Marktforschung Channeladvisor zur Spitze vorgearbeitet und belegt in den USA inzwischen Rang Vier.
Mit INTERNET WORLD Business sprach Wolfgang Lang darüber, wie er Crowdfox starten und bekannter machen will.
Noch ist auf der Crowdfox-Seite wenig zu sehen – wann wollen Sie mit dem Marktplatz starten?
Wolfgang Lang: Anfang Dezember 2015 geht‘s los. Allerdings befinden wir uns inzwischen in einer geschlossenen "Family & Friends"-Phase und werden ab Mitte Oktober nach und nach erste Kategorien für anvisierte Zielgruppen öffnen, um das System langsam hoch zu skalieren. Danach werden wir ähnlich wie bei Jet.com immer mehr Kategorien und damit größere Warengruppen freigeben. Wir starten somit bereits in diesem Jahr mit einer Auswahl an Hunderttausenden von Produkten.
Mit wie vielen Händlern wird Crowdfox loslegen?
Lang: Wir verfügen in unserem System über Millionen von Preisinformationen. Mit mehr als 500 Händlern hatten wir bereits Kontakt, haben Kooperationen besprochen und Verkaufskonditionen ausgehandelt - und es werden täglich mehr.
Sie haben ehrgeizige Ziele, kündigen sich selbst für Händler als Alternative zu Amazon an – was haben Sie denn zu bieten?
Lang: Jede Menge Praxiserfahrung im Handel und ein Team aus ausgesprochenen E-Commerce- und IT-Experten. Um unsere Technik kümmert sich zum Beispiel Andreas von Oettingen, der von Rocket Internet zu uns gestoßen ist und auch schon für Project A tätig war. Unser Führungsteam vereint die Erfahrung aus über 40 bereits erfolgreich gestarteten Online-Marktplätzen.
Allerdings sagen Sie auch, dass Crowdfox eigentlich kein E-Commerce-Unternehmen ist.
Lang: Stimmt, wir sind eigentlich kein Marktplatz, sondern der erste B2C-Online-Kundenclub, der es seinen Mitgliedern ermöglicht, mittelfristig Millionen von Produkten durchschnittlich zehn Prozent günstiger als auf Amazon zu kaufen. Durch den Einsatz von eigener Technologie und einer Big-Data-Engine sind wir in der Lage, eine neue und faire Plattform für User und Händler zu schaffen Wir werten mit unseren Systemen Millionen von Kauf-, Produkt- und Preisdaten aus, um automatisiert zu erkennen, wo Preispunkte liegen, welche Waren also bei welchem Händler zu welchem Preis verfügbar sind. Auf Basis dieser Information können wir unseren Mitgliedern einmalige Angebote und günstige Preise bieten.
Dem Handel stellen wir auf der anderen Seite eine kostenfreie und nachhaltige Verkaufsplattform zur Verfügung, die auch langfristig nicht zum Konkurrenten wird. Amazon macht es Händlern schwer. Wer dort verkauft, wird zum Spielball eines Algorithmusses, der ihm unbekannt bleibt, und muss bei Erfolg damit rechnen, dass Amazon sein Geschäft selbst übernimmt. Mit Crowdfox reduziert der Händler Traffic-Kosten um bis zu 15 Prozent - verglichen etwa mit dem Amazon-Marketplace. Ziel von Crowdfox ist, Ineffizienzen aus dem Handel zu entfernen und dadurch nachhaltige Händler- und Käufer-Beziehungen zu ermöglichen.
Wie lange haben sie Crowdfox entwickelt?
Lang: Die Idee zu Crowdfox entstand 2013, nachdem ich mich 13 Jahre lang intensiv mit Handelssystemen, dem Großhandel und Handelsverbänden beschäftigt habe. In dieser Zeit habe ich unterschiedlichste Enterprise Ressource Planning-Systeme (ERP) und Portale mit aufgebaut und eingeführt. Dabei entstand die Idee, ebenso wie einen Einkaufsverbund für den Handel müsste es auch einen Einkaufsclub für Kunden geben. Diesen haben wir nun aufgebaut, und Crowdfox nutzt auch dem Handel. Der erste Prototyp entstand 2013, damit haben wir im ersten Halbjahr 2014 umfassende Tests gefahren. Aus den Erfahrungen daraus entstand die nächste Version. Mittlerweile arbeiten mehr als 25 erfahrene E-Commerce-, IT- und Datenspezialisten daran.
Und wie funktioniert der Marktplatz nun?
Lang: Crowdfox bietet Händlern eine kostenfreie Verkaufsplattform. Sie sparen beim Einstellen ihrer Produkte Marketing- und Vertriebskosten und geben im Gegenzug einen Großteil dieser Ersparnis eins zu eins und exklusiv an Crowdfox-Mitglieder weiter. Diese finden auf der Plattform günstige Produkte und bestellen diese zum exklusiven Club-Preis. Crowdfox vermittelt diese Bestellungen an den Händler, der die Ware direkt versendet. Wir kalkulieren dabei mit einem durchschnittlichen Preisnachlass von zehn Prozent, das können mal sechs, mal 15, in Einzelfällen auch 30 Prozent sein. Auf jeden Fall werden wir durchschnittlich immer günstiger als Amazon sein. Crowdfox bietet neben der kostenlosen Mitgliedschaft mit geringeren Ersparnissen auch eine Prime-Mitgliedschaft, die im Jahr 49,99 Euro kostet, und es ermöglicht, im vollem Umfang vom direkten Händler-Abgabepreis zu profitieren.
Bezahlte Bestpreis-Garantie

Crowdfox will Einkaufsclub und Marktplatz werden
Logo: Crowdfox
Sie setzen also auf das Prime-Prinzip von Amazon. Auch dort bekommen Kunden günstigere Angebote – mit der Folge, dass die meisten von ihnen vor dem Kauf nicht mehr zu einem anderen Anbieter wechseln, um Preise oder Konditionen zu vergleichen.
Lang: So funktioniert das Prime-Prinzip bei Amazon. Crowdfox funktioniert anders, wir können deutlich günstigere Preise bieten, weil die Plattform für Händler komplett kostenfrei ist. Wir finanzieren uns ausschließlich über die Mitgliedsgebühren. Mitglieder profitieren von der Einkaufsgemeinschaft, die es ihnen ermöglicht, mittelfristig fast jedes Produkt zum Bestpreis zu kaufen. Außerdem übernehmen wir den gesamten Bestellprozess inklusive Payment, was auch Zeit sparen hilft.
Bei Crowdfox geht es also um Billigpreise, das wird dem Handel nicht gefallen.
Lang: Auf den ersten Blick, könnte man das annehmen. Crowdfox bietet den Händlern aber Vorteile. Sie stellen Crowdfox lediglich den Datenfeed zur Verfügung und bestimmen selbst, in welcher Höhe sie die Ersparnis von Vertriebs- und Marketingkosten weitergeben. Der Händler ist unser wichtigster Partner und Kunde, er soll mehr verdienen als bei Amazon und andern Plattformen. Dazu eine Beispielrechnung: Sagen wir der Einkaufspreis von einer Jeans liegt bei 70 Euro. Bei Amazon würde der Händler dafür einen Verkaufspreis von 100 Euro verlangen, weil er rund 17 Euro für Vertriebs- und Marketingkosten sowie Payment-Gebühren bezahlen muss. Bleibt also eine Marge von rund 13 Euro. Auf Preisvergleichsportalen würde er dieselbe Jeans für wahrscheinlich rund 93 Euro einstellen, weil er dort etwa 10 Euro an Traffic- und Payment-Gebühren bezahlt.
Bei Crowdfox entfällt dieser Aufwand. So können der Verkaufspreis niedriger angesetzt, die Marge verbessert und der Gewinn signifikant gesteigert werden. Um das Beispiel abzurunden: Wir gehen davon aus, dass der Händler seinen Gewinn auf Crowdfox um zwei Euro, also auf 15 Euro erhöhen will. Er wird also die Jeans bei uns für 85 Euro einstellen, zuzüglich der Paymentkosten ergibt sich ein Crowdfox-Preis von 87 Euro. Der ist exklusiv und wird nur sichtbar für unsere Mitglieder.
Das Geschäftsmodell basiert auf den Mitgliedsgebühren von Millionen von Kunden. Wie wollen Sie das erreichen?
Lang: Das kann nur funktionieren, wenn die Leistung stimmt. Deshalb zahlen wir unseren Mitgliedern die Differenz ihrer Mitgliedsbeiträge zurück, wenn sie mit Crowdfox nicht mehr sparen als ihre Mitgliedschaft kostet. Der Crowdfox Kundenclub bietet ein mittelfristig hoffentlich riesiges Produktsortiment, durchschnittlich zehn Prozent günstigere Preise als bei Amazon und einfache Bestellprozesse. Die Ersparnis eines Crowdfox-Mitglieds wird nach unserer Kalkulation bei durchschnittlich 200 Euro im Jahr liegen. Diese Vorteile werden sich schnell verbreiten.
Bei Crowdfox liefern die Händler selbst - wie garantieren Sie, dass Kunden schnell beliefert werden?
Lang: Amazon hat einen guten Service und Lieferdienst. Crowdfox und seine Partner-Händler werden sich alle Mühe geben, den Benchmark von Amazon zu erreichen. Wir sind uns aber auch im Klaren darüber, wie schwer dieses Ziel zu erreichen ist.
Für Rentabilität brauchen sie massenhaftes Interesse. Wie werben Sie für Crowdfox?
Lang: Wir setzen am Anfang auf organisches Marketing und nachhaltiges Wachstum, um unsere Kapazitäten auch austarieren zu können. Mitglieder, die sich noch in diesem Jahr registrieren, können bereits vorab von der "Family & Friends"-Phase profitieren. Über virale Empfehlungsfunktionen laden unsere Mitglieder hoffentlich Freunde ein, um weitere Vorteile zu erhalten und so etwa Prime-Mitgliedsgebühren zu sparen. Anfang 2016 beginnen wir mit einem crossmedialen und medienwirksamen Rollout, der unter anderem auch mit Fernsehwerbung begleitet wird.
Wieviele Mitglieder wollen Sie bis dahin geworben haben?
Lang: Bis Ende 2015 rund 100.000 Mitglieder.
Fast drei Jahre Vorbereitung bis zum endgültigen Start, ein Team von gut bezahlten Spezialisten – wie wird Crowdfox finanziert?
Lang: Bisher von neun namhaften Privatinvestoren und mir. Wir haben uns bewusst für diesen Finanzierungsweg entschieden, um die Kompetenz und Synergien dieser Investoren für Crowdfox zu nutzen. Zurzeit läuft die nächste Finanzierungsrunde, wir sprechen mit international erfahrenen Geldgebern und freuen uns über das große Interesse an Crowdfox.
Sie stehen gerade vor dem Start, aber was planen sie langfristig? Denken Sie über Abhol- oder Crosschannel-Konzepte mit den angeschlossenen Händlern nach?
Lang: Langfristig sind viele Services denkbar, über die wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sprechen können. Allerdings kann ich vorab schon mal verraten, dass wir schon jetzt einige Funktionen testen, die unseren Mitgliedern mehr Nutzen bringen. Es wird also spannend als Crowdfox-Mitglied von Anfang an dabei zu sein und die Entwicklung eines neuartigen Kundenclubs live mitzuerleben.