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Amazon 15.05.2018
Amazon 15.05.2018

Neues Werbeangebot für Händler Mit diesem Tool will Amazon Google und Criteo angreifen

shutterstock.com/Gil C
shutterstock.com/Gil C

In Sachen Werbung ist Amazon schon lange ein ernstzunehmender Gegner. Das könnte sich nun verschärfen, denn das Unternehmen bringt ein neues Ad Tool für seine Händler auf den Markt, das sich explizit gegen Google und Criteo richtet.

Amazon geht weiter in die Werbe-Offensive und erweitert die Optionen für seine Händler: Das Unternehmen bringt ein neues Tool auf den Markt, das sich explizit gegen Google und Criteo richtet und den großen Playern Einnahmen in Milliardenhöhe streitig machen könnte.

Mit dem neuem Extended Ad Network können Händler, die auf dem Online-Marktplatz verkaufen, Werbung auf anderen Websites und Apps schalten und Kunden so auch außerhalb des Amazon-Imperiums erreichen. Diese Anzeigen "verfolgen" den Nutzer dann im Web mit dem Ziel, ihn zurück zu Amazon zu bringen. Ausgewählte Händler testen derzeit die Display-Anzeigen und Spots, berichtet bloomberg.com.

Werbegigant Amazon

Amazon bietet aktuell schon eine breite Vielfalt an Anzeigenformaten an und deckt mit Amazon Advertising quasi alles ab - von Search-Formaten (Sponsored Products) über traditionelles Display-Banner-Geschäft hin zu Video oder gerätebasierter Werbung auf Kindle. Vor allem den Sponsored Products-Formaten räumt der Marktplatz in seinen Suchergebnissen derzeit viel Raum ein.

Mit dem neuen Tool sollen Händler ihre Reichweite vergrößern können, indem sie auf Anzeigen bieten, die auf anderen Apps und Webseiten laufen. Welche das genau sind, ist aktuell noch unklar, das Unternehmen hat sich noch nicht dazu geäußert. Händler bezahlen Amazon aber nur, wenn Kunden auf die Anzeigen klicken.

Laut Amazon können die neuen Anzeigen Händlern helfen, Käufer zu erreichen, die ihre Produkte oder ähnliche angesehen, aber nicht gekauft haben. Ob die Werbung wirklich dazu verhilft, die Käufe zu maximieren respektive ob es gelingt, das nachzuweisen, ist die große Frage.

Das Geschäft dahinter boomt jedenfalls. Criteo erwirtschaftete laut Bloomberg im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,3 Milliarden US-Dollar mit seiner Retargeting-Technologie, mit der Unternehmen Anzeigen für Web Shopper, die in der Vergangenheit Interesse gezeigt haben, schalten können.

Der Wettbewerb im Retargeting wird härter

Criteo selbst jedenfalls scheint das Konkurrenz-Angebot erst einmal kalt zu lassen: "Criteo unterstützt ein offenes Internet, in dem jedes Unternehmen die Möglichkeit hat, mit den Tools seiner Wahl den direkten Zugang zu seinen Kunden über den gesamten Marketing Lifecycle hinweg aufrechtzuerhalten. Wir denken, dass unsere Kunden kein Interesse daran haben, die Kontrolle über ihre Daten den Walled Gardens zu überlassen, speziell, wenn sie mit ihnen in direktem Wettbewerb stehen", so Georg Sobczak, Managing Director DACH Criteo.

Dass Amazon den Platzhirschen Google und Criteo im Retargeting ernsthaft gefährlich werden könnte, bezweifelt auch Jan Bechler, Geschäftsführer der Marktplatz-Spezialagenturen Finc3, Finc3 Commerce und BizMut. "Die von Amazon getestete Lösung überschneidet sich nur mit einem Teil der Services und Zielgruppen von Criteo oder Google. Dennoch wird der Wettbewerb im Retargeting-Feld sicher härter werden und Amazon seinen derzeit noch moderaten Marktanteil am Gesamtwerbemarkt weiter ausbauen", erklärt Bechler in unserem Interview.

Aggressiv nach vorne

Amazon erwirtschaftete mit seinem Anzeigengeschäft im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,7 Milliarden US-Dollar, Alphabets Google hat 2017 rund 95 Milliarden US-Dollar aus allen Werbegeschäften eingespielt. Facebook machte damit im vergangenen Jahr 40 Milliarden US-Dollar.

Noch liegt Amazon in Sachen Werbung also deutlich hinter den großen Wettbewerbern, das kann sich aber schnell ändern. Das Unternehmen fährt derzeit einen aggressiven Stil, wenn es um das Ad Business geht. Dass es an Selbstbewusstsein nicht mangelt, zeigt auch Amazons Entscheidung, sich aus dem Anzeigengeschäft Google Shopping zurückzuziehen.

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