Am Amazon Standort Bad Hersfeld haben die Mitarbeiter erneut die Arbeit niedergelegt. Insgesamt rechnet Verdi mit 600 Teilnehmern an dem Ausstand. Der Streik soll bis Samstagabend andauern.
In dem seit Jahren andauernden Tarifkonflikt beim Versandhändler Amazon haben Beschäftigte am hessischen Standort Bad Hersfeld in der Nacht zum Freitag erneut die Arbeit niedergelegt. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi kamen am frühen Morgen 200 Mitarbeiter zu einer Streikversammlung. Insgesamt rechnet Verdi mit 600 Teilnehmern an dem Ausstand. Dieser soll bis Samstagabend andauern. Lieferverzögerungen seien möglich.
Verdi hat das Ziel, Verhandlungen über einen Tarifvertrag zu erwirken. "Auch wenn Amazon im September eine Lohnerhöhung von zwei Prozent bezahlt hat, ist der Abstand zum geforderten Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels Hessen nicht geringer geworden", erklärte Verdi-Streikleiterin Mechthild Middeke.
Verdi kämpft seit 2013 um einen Tarifvertrag für die rund 16.000 Beschäftigten des US-Händlers in Deutschland - bislang erfolglos. Das Unternehmen betonte bisher, man könne auch ohne einen solchen Vertrag ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber sein.
Streiks als Ritual
Im vergangenen Jahr eröffnete Amazon neue Verteilzentreten in Winsen (Niedersachsen) und Dortmund (NRW), als nächstes folgen Frankenthal (Rheinland-Pfalz) und Mönchengladbach (NRW). Die beiden hinzukommenden Standorte werden verstärkt mit Robotern und automatisierten Arbeitsprozessen versehen. Die Technik-Helfer sollen zwar keine Arbeitskräfte ersetzen, aber die Arbeit in kürzerer Zeit erledigen. Am Standort Winsen wurden Transport-Roboter bereits erfolgreich erprobt.
Wie sind nun die Perspektiven für Verdi? Eine Antwort hat Handelsfachmann Thomas Roeb (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg): "Ohne Gesichtsverlust kommt Verdi aus dem Arbeitskampf nicht heraus. Aber auf der anderen Seiten sind die Streiks schon zum Ritual geworden. Man kann den Eindruck gewinnen, dass sie für Verdi auch der eigenen Öffentlichkeitsarbeit dienen."
Auf die Mitgliederzahlen der Gewerkschaft wirken sich die Streiks bei Amazon jedenfalls positiv aus: "Erfolgreiche Auseinandersetzungen sind eine gute Werbung für die Notwendigkeit von Gewerkschaften", sagte Nutzenberger. "Bei Amazon ist Verdi zunehmend erfolgreich. Deshalb entscheiden sich immer mehr Beschäftigte, Mitglied zu werden."