
Vor wenigen Wochen verkündete Facebook seine Pläne hinsichtlich einer eigenen Kryptowährung namens Libra. Viele Branchenvertreter sehen in dem Vorhaben Gefahren für Verbraucher und das Finanzsegment. Wir haben einige Stimmen zusammengefasst.
US-Finanzminister Steven Mnuchin hat sich skeptisch über die geplante Kryptowährung von Facebook geäußert. Sein Ministerium habe "ernsthafte" Bedenken, dass Libra von Geldwäschern und finanziellen Unterstützern von Terroristen missbraucht werden könne, sagte Mnuchin bei einer Pressekonferenz in Washington.

Donald Trump twitterte über Libra: "Ich bin kein Fan von Bitcoin und anderen Kryptowährungen, die kein Geld sind und deren Wert sehr unbeständig ist und auf dünner Luft basiert. Unregulierte Kryptogüter können rechtswidriges Verhalten vereinfachen, einschließlich Drogenhandel und andere illegale Aktivitäten."

Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte vor den Risiken solcher Cyberdevisen, berichtete das Handelsblatt. Er ist der Ansicht, dass eine Form der weltweiten Regulierung erforderlich ist. Des Weiteren sieht Weidmann in derartigen Kryptowährungen Gefahren für die Verbraucher. Und auch für die Finanzbranche drohten Risiken, sollten Stablecoins große Verbreitung finden.

Der Chef der US-Zentralbank, Jerome Powell, sagte, dass er "ernsthafte Bedenken" bezüglich der geplanten digitalen Währung von Facebook habe. "Libra wirft Fragen in Bezug auf die Privatsphäre, Geldwäsche, Verbraucherschutz und Finanzstabilität auf", sagte Powell in einem Kongressausschuss. "Das sind Probleme, die gründlich und öffentlich diskutiert werden sollten." Er forderte auch einen Stopp des Projekts, zumindest solange, bis die Fragen der Regulierungsbehörden zu Libra beantwortet seien. Die US-Zentralbank habe bereits eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung von Libra eingerichtet.

Joseph Stiglitz, ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, Nobelpreisträger und Professor an der Columbia University, äußerte sich ebenfalls zu Facebook Libra: "Nur ein Narr würde Facebook in finanziellen Angelegenheiten vertrauen. Aber vielleicht ist das der Sinn von Libra. Facebook und einige Verbündete haben entschieden, dass die Welt eine weitere Kryptowährung braucht. Die Tatsache, dass Facebook so denkt, zeigt, was mit dem amerikanischen Kapitalismus des 21. Jahrhunderts nicht stimmt. (...) Die Regulierungsbehörden, die sich nicht nur um die Wahrung der Stabilität, sondern auch um einen fairen Wettbewerb im Finanzsektor kümmern, sollten einschreiten."

"Die Herausgabe einer Währung gehört nicht in die Hände eines Privatunternehmens, denn sie ist ein Kernelement staatlicher Souveränität. Der Euro ist und bleibt das einzige gesetzliche Zahlungsmittel im Euro-Raum", sagt Finanzminister Olaf Scholz. Er betonte, bei allen digitalen Zahlungsmitteln müssten Finanzstabilität und Verbraucherschutz gesichert werden. Außerdem müssten grundsätzlich "Einfallstore für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung" verhindert werden.

David Marcus, Vizepräsident für Messaging-Produkte bei Facebook, betonte bei einer Anhörung im US-Senat: Libra konkurriere nicht mit nationalen Währungen und werde gängiger Aufsicht zum Beispiel gegen Geldwäsche unterworfen sein. Zugleich schürte der Facebook-Manager bei den Abgeordneten Ängste vor einer Dominanz Chinas in dem Bereich: "Ich bin überzeugt, wenn Amerika nicht die Innovationen bei digitalen Währungen und Bezahlsystemen anführt, werden das andere tun."

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire hat große Vorbehalte gegen die digitale Währung des Internetriesen Facebook. "Wir wollen nicht, dass Privatunternehmen die Möglichkeit haben, eine souveräne Währung zu schaffen", sagte Le Maire zum Auftakt des Treffens der Finanzminister der großen Industriestaaten (G7) in Chantilly bei Paris. Le Maire betonte, dass es strenger Regelungen und Verpflichtungen bedürfe. Facebooks digitale Währung Libra erfülle die notwendigen Anforderungen derzeit nicht.