
Analyse Amazon Händler*innen wachsen mit Marktplatz stärker als Amazon
Amazon stellt seine Quartalsergebnisse vor, dabei zeichnet sich ab, dass der Marktplatz und die daraus resultierenden Umsätze einen großen Anteil am Umsatz haben und prinzipiell stabil wachsen.
Das Unternehmen hat mit seinem eigenen Retailgeschäft von rund 51,1 Milliarden US-Dollar ein Wachstum von drei Prozent erreicht, wie aus den gestrigen Amazon-Quartalsergebnissen hervorgeht. Der Marktplatz von Amazon generierte dagegen mit Seller Services einen Umsatz von etwa 29,8 Milliarden und damit erreichte das Segment ein Wachstum von 20 Prozent. Damit liegt der Bereich Seller Services seit drei Quartalen stabil bei einer zweistelligen Wachstumszahl von mindestens 20 Prozent.
Handelsumsatz auf dem Marktplatz wächst stärker als Amazons eigener Handelsumsatz
Im Bereich Seller Services werden Amazons Umsätze aus Gebühren für vielfältige Dienstleistungen für Händler*innen und Marken zusammengefasst. Beispielsweise die Programme "Versand durch Amazon" (Amazon FBA) und die Verkaufsgebühren aus dem Marktplatz werden in der Bilanz unter Seller Services notiert.
Diese Gebühren berechnet Amazon anteilig am Umsatz der Händler*innen, beziehungsweise im Fall von "Versand durch Amazon", fallen Fixbeträge für Versand und Handling der Artikel an. Durch einen gestiegenen Umsatz im Bereich Seller Services lässt sich ein kausaler Zusammenhang zu gestiegenen Handelsumsätzen auf dem Marktplatz herstellen: Denn sobald Händler*innen und Marken mehr Umsatz machen, steigt auch Amazons Umsatzbeteiligung und es werden gleichzeitig mehr Sendungen durch das Programm "Versand durch Amazon" abgewickelt.
Anzeigenumsätze wachsen ebenfalls stärker, teilweise getrieben durch Marktplatzumsätze
Der Großteil der Händler*innen und Marken wirbt auf Amazon, um den eigenen Absatz zu erhöhen, somit generiert der Marktplatz direkt Umsatz im Bereich Advertising Services. Wie hoch der Anteil zu beziffern ist, lässt sich aber nicht feststellen, da auch Marken und Vendoren für ihre Produkte werben, die Amazon auf eigene Rechnung verkauft.
Schwierige Zeiten liegen vor Amazon: Operative Kosten müssen weiter gesenkt werden
Die operativen Kosten in der Handelssparte fressen noch alle positiven Wachstumseffekte auf dem Marktplatz auf. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Kostenstruktur bei Amazon weiter entwickelt. Viele Sparmaßnahmen werden erst im Verlauf der nächsten drei Quartale ihre Wirkung zeigen. Beispielsweise hat Amazon im ersten Quartal noch Kosten für Mitarbeiterabfindungen in Höhe von rund 500 Millionen US-Dollar verzeichnet, die noch aus der letzten Kündigungswelle resultieren. Da aktuell eine weitere Kündigungswelle läuft, werden im nächsten Quartal erneut Abfindungszahlungen fällig, es wird also eine Weile dauern, bis in den Bilanzen deutlich sichtbar wird, ob die Kostenstruktur erfolgreich weiter gesenkt wurde.
AWS sorgt weiterhin für den positiven Ertrag bei Amazon. Aber angesichts des verlangsamten Wachstums der Sparte und der zu erwartenden Investitionskosten in KI-Initiativen wie Amazon Bedrock, CodeWhisperer oder den Inferentia2-Chips mit unklaren Ertragsaussichten, dürfte es immer wichtiger werden, den stetig wachsenden Marktplatzbereich profitabel zu machen.