Die Billig-App Temu zieht die E-Commerce-Branche mit ihren stark subventionierten Kampf-Angeboten in eine sich immer schneller drehende Preis-Spirale - doch ausgerechnet der Platzhirsch will jetzt offenbar aus dem Spiel aussteigen. 

Medienberichten zufolge hat Amazon Temu aus seinem Preisüberwachungssystem ausgeschlossen, mit dem der Online-Gigant automatisiert das Preisniveau im Markt im Blick behält. Temu erfülle die strikten Voraussetzungen für eine faire Preispolitik nicht, erklärte Amazon gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters; deshalb wolle man mit der Plattform nicht weiter in einen Preiskampf eintreten. Der unterschwellige Vorwurf an Temu: Die App vertreibe unkontrolliert Produktfälschungen und könne nur dadurch ihre niedrigen Preise halten. 

Temu-Preise werden nicht mehr getrackt

Tatsächlich sind die Preise auf Temu sagenhaft günstig: Haushaltswaren, Elektronik und Mode werden für weniger als fünf Euro angeboten, bei kostenlosem Versand in der Regel aus China. Es wurden auch bereits einige Produktfälschungen auf Temu entdeckt - entgegen den Beteuerungen der Plattform, dass sie eine "strikte Politik gegen die Verletzung von Urheber- und Markenrechten" habe. 

Fakt ist aber auch: Viele Waren, die auf Temu angeboten werden, sind auch auf Amazon gelistet, oft von den gleichen Marken und Verkäufern und mit den gleichen Versandzeiten - nur werden sie dort für ein Vielfaches des Temu-Preises angeboten. Das verstößt eigentlich gegen die "Marketplace Fair Pricing Policy", auf deren Basis Amazon Marketplace-Händler aus der Buy Box wirft, die ihre Waren auf anderen Plattformen günstiger anbieten.

Angebote auf Temu sind nun offenbar von dieser Regel nicht mehr betroffen. Der chinesischen Billig-App sind damit alle Tore geöffnet, um vom größten Konkurrenten unbehindert ihren Preiskampf fortzuführen.