
Nach Gerichtsurteil Uber ändert Vermittlungsmodell in Deutschland
Der Fahrdienste-Vermittler Uber passt nach einem Gerichturteil sein Vermittlungsmodell in Deutschland an, damit sein wichtigstes Angebot nicht gestoppt werden kann. Indes gibt der Mitgründer und ehemalige Firmenchef Travis Kalanick sein Amt als Uber-Verwaltungsrat ab.
Der Taxi-Konkurrent Uber ändert sein Modell zur Vermittlung von Fahrten in Deutschland, damit sein wichtigstes Angebot nach einem Gerichtsurteil nicht gestoppt werden kann. Für Passagiere wird sich das nur dahingehend bemerkbar machen, dass sie vor jeder Fahrt informiert werden, welches Beförderungsunternehmen den Auftrag übernimmt. Im Hintergrund wurden aber viele Prozesse neu aufgesetzt.
Vergangene Woche hatte das Landgericht Frankfurt einer Unterlassungsklage einer Vereinigung von Taxizentralen stattgegeben und die bisherige Vorgehensweise von Uber in Deutschland für unzulässig erklärt.
Uber arbeitet in Deutschland - anders als in anderen Ländern - mit Mietwagen-Unternehmen zusammen, von denen die Aufträge ausgeführt werden. Das Unternehmen sieht sich selbst nur als Betreiber einer Vermittlungsplattform. Das Gericht entschied aber, dass Uber mit dem bisherigen Modell auch selbst eine Mietwagenkonzession benötige, da der Fahrdienst-Vermittler zum Beispiel die Preise festlege. Außerdem kam das Gericht zu dem Schluss, dass Uber die Einhaltung einiger Regeln durch die Mietwagen-Unternehmen nicht ausreichend kontrolliere.
Vermittlungsmodell neu aufgesetzt
"Wir haben unser Vermittlungsmodell komplett neu aufgesetzt, um den Anforderungen des Urteils des Landgerichts Frankfurt zu entsprechen", sagte Uber-Deutschlandchef Christoph Weigler der Deutschen Presse-Agentur. Die Änderungen seien in den vergangenen Wochen vorbereitet worden - nach "ersten Signalen" zum Ausgang des Verfahrens bei der mündlichen Verhandlung im November.
Zu den Neuerungen gehört, dass Uber ab sofort nur noch mit einem Mietwagen-Unternehmen pro Stadt zusammenarbeitet. Dieses wird auch wesentliche Aufgaben wie das Festlegen der Preise übernehmen.
Eine weitere Änderung betrifft die Umsetzung der sogenannten Rückkehrpflicht. Die Vorgabe ist, dass ein Wagen zumindest auf dem Weg zu seinem Betriebssitz sein muss, um einen neuen Auftrag annehmen zu können. Ins System wurde nun ein Mechanismus eingebaut, über den die Einhaltung der Rückkehrpflicht überwacht werden soll. Bei einer Verletzung soll der Fahrer von einer weiteren Vermittlung durch Uber ausgeschlossen werden.
Das Gericht erklärte zudem, Uber habe die Einhaltung der Regel, dass ein Auftrag vom Betriebssitz aus zum Fahrer disponiert werden muss, nicht ausreichend kontrolliert. Die Software wurde nun so neu programmiert, dass die Fahrer den Auftrag erst danach sehen.
Lösungen für den deutschen Markt
Diese Lösungen seien von Uber speziell für den deutschen Markt entwickelt worden, betonte Weigler. "Wir sind es gewohnt, im Fokus zu stehen, aber es überrascht schon, dass wir offensichtlich der einzige Anbieter sind, von dem eine solche Ausgestaltung des Systems verlangt wird."
Die Vereinigung Taxi Deutschland hatte am vergangenen Donnerstag angekündigt, sie werde die zur Vollstreckung des von ihr erreichten Urteils nötige Sicherheitsleistung von 150.000 Euro schnell hinterlegen. Uber änderte nun schon vorsorglich das Vermittlungsmodell. Zugleich erwägt das Unternehmen, gegen das Urteil des Landgerichts Berufung einzulegen.
Update vom 24.12
Der Mitgründer und ehemalige Firmenchef von Uber, Travis Kalanick, gibt sein Amt als Verwaltungsrat des Unternehmens ab. Er wolle sich ab 2020 auf neue geschäftliche und philanthropische Initiativen konzentrieren, teilte der Unternehmer mit.
Kalanick war 2017 nach einer Reihe von Skandalen unter großem Druck von Investoren als Vorstandschef zurückgetreten, hatte als Verwaltungsrat und Großaktionär zunächst aber weiter großen Einfluss behalten. Inzwischen hat der 43 Jahre alte Tech-Milliardär seine Anteile am Unternehmen weitgehend verkauft und neue Geschäftsfelder im Blick.
Kalanick hatte Uber 2009 mitgegründet und war als Firmenchef zunächst erfolgreich, am Ende aber sehr umstritten. Unter seiner Führung geriet die wegen ihrer aggressiven Macho-Kultur ohnehin umstrittene Firma wegen etlicher Vorwürfe - von Sexismus und Diskriminierung über Technologie-Diebstahl bis zu Spionage-Affären - stark in die Kritik.
Kalanicks Nachfolger, Dara Khosrowshahi, sprach ihm zum Abschied dennoch große Anerkennung aus: "Wenige Unternehmer haben etwas so Fundiertes aufgebaut wie Travis Kalanick es mit Uber getan hat". Er sei enorm dankbar für Kalanicks Weitsicht und Hartnäckigkeit. "Alle bei Uber wünschen ihm nur das Beste."