
Google Home, Amazon Echo und Co "Alexa, wie verändert sich SEO durch Voice Search?"
Digitale Assistenten wie Google Home oder Amazon Echo spielen nicht nur Musik ab und nehmen Bestellungen entgegen, sondern beantworten auch Fragen. Damit könnte sich in naher Zukunft die Nutzung von Suchmaschinen dramatisch verändern.
Von Markus Siek
Google Home, Amazon Echo und bald auch Apple HomePod: Die Branchengiganten sehen in Smart Speakern einen boomenden Zukunftsmarkt und versuchen, sich frühzeitig einen möglichst hohen Marktanteil zu sichern. Die digitalen Assistenten spielen nicht nur Musik ab und nehmen Bestellungen entgegen, sondern beantworten auch Fragen. Damit könnte sich in naher Zukunft die Nutzung von Suchmaschinen dramatisch verändern - und die Regeln für eine erfolgversprechende SEO völlig neu geschrieben werden.
Am 8. August war es endlich soweit. Google bringt seinen Smart Speaker Google Home nach Deutschland. Für 149 Euro gibt es bei Otto und anderen ausgewählten Vertriebspartnern den sprachgesteuerten Lautsprecher, der viel mehr kann als nur Musik wiederzugeben. Er übernimmt die Lichtsteuerung im Haus, schreibt für Sie einen Einkaufszettel und weiß auf fast alle Fragen eine Antwort.
Mit "Ok Google" wird der Google Assistant per Sprachsteuerung aktiviert. Das Prinzip kennen Android-Nutzer schon von ihrem Smartphone. Sie fragen beispielsweise: "Wo finde ich die nächste Apotheke?" Google antwortet darauf ebenfalls mit gesprochener Sprache. Eine andere Ausgabemöglichkeit gibt es bei Google Home auch gar nicht, denn ein Display bringt der Lautsprecher nicht mit.
Google will Amazons Vorsprung bei den Smart Speakern aufholen
Mit Google Home startet der Suchmaschinenriese hierzuladen die Aufholjagd auf Amazon, das seinen Smart Speaker Echo schon im Februar in Deutschland auf den Markt brachte. Hier beantwortet die digitale Assistentin Alexa bestmöglich die Fragen der Anwender. Wie viele Echos und Echo Dots der Online-Händler in Deutschland seitdem an dem Mann gebracht hat, verrät das Unternehmen nicht. Auch zu den Verkaufszahlen in den USA liegen nur Schätzungen vor. So vermutet das Marktforschungsunternehmen eMarketer, dass seit der Produkteinführung Ende 2014 bis Mai 2017 10,7 Millionen Echo-Lautsprecher verkauft worden sind.
Den US-Markt dominiert Amazon mit Echo jedenfalls. Der Marktanteil liegt laut eMarketer bei 70,6 Prozent. Google Home kommt gerade einmal auf 23,8 Prozent. Dass sprachgesteuerte Smart Speaker "the next big thing" sind, darüber sind sich die Branchenriesen einig. Während Google und Amazon schon mit ihren Geräten im Handel vertreten sind, versucht die Konkurrenz so schnell wie möglich nachzuziehen. So hat Apple für Dezember den Verkaufsstart seines Smart Speakers HomePod angekündigt. Zum Einsatz kommt dabei die vom iPhone bekannte Spracherkennungssoftware Siri.
Microsoft arbeitet für "Invoke" mit Harman Kardon zusammen
Bereits im Herbst will Microsoft mit seinem Smart Speaker Invoke angreifen. Der intelligente Lautsprecher, der in Zusammenarbeit mit Harman Kardon entwickelt wird, bringt die Sprachsteuerungslösung Cortana mit, die auch Bestandteil des Betriebssystems Windows 10 ist. Für Microsoft und Apple gilt: Zunächst ist der Verkaufsstart nur in den USA vorgesehen.
Der Internetwirtschaft in Deutschland, so könnte man meinen, dürften die Verkaufszahlen der Smart Speaker in den USA vermutlich nur ein kurzes Achselzucken wert sein. Wen kümmert es, wie viele Technikbegeisterte und Musikliebhaber sich einen intelligenten Lautsprecher ins Haus holen? Tatsächlich aber könnte der Verkaufserfolg der Geräte das Ende des Nutzungsverhaltens von Suchmaschinen einläuten, wie wir es bisher kennen.
Immer mehr Nutzen suchen per Sprachsteuerung
Im vierten Quartal 2016 haben bei einer HubSpot-Umfrage in mehreren Ländern 74 Prozent der Befragten angegeben, im vergangenen Monat mindestens eine Sprachsuche durchgeführt zu haben. Nun werden die Nutzer, die mit "ja" geantwortet haben, nicht allesamt einen Smart Speaker in der Wohnung stehen haben. Beliebt ist die Voice Search auch auf dem Smartphone. So kann man bequem sein Handy fragen, wenn man bei der Quizshow im Fernsehen eine Antwort nicht weiß, oder wenn man wissen muss, ob man auf dem Weg zur Arbeit einen Regenschirm braucht. Eine entsprechende Frage zu stellen und die Antwort in gesprochener Form zu erhalten, ist viel schneller und effektiver als die klassische Tastatur- oder Touchscreen-Eingabe.
Bislang dürfte die Sprachsuche im Vergleich zur Keyword-Suche nur eine untergeordnete Rolle spielen, auch wenn konkrete Nutzungszahlen nicht vorliegen. Das bedeutet jedoch nicht, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. Mit jeder Verbesserung der Spracherkennungs-Software der Hersteller und mit jedem verkauften Gerät wird sich das Nutzungsverhalten bei Suchmaschinen weiter Richtung Voice Search verschieben.
Voice Search SEO wird an Bedeutung gewinnen
Doch was bedeutet das konkret für die Internetwirtschaft? Dass das Thema Voice Search SEO schleunigst auf die Agenda muss! Voice Search unterscheidet sich nämlich nicht einfach nur von einer klassischen Suche dadurch, dass man die Frage jetzt ausspricht, statt sie einzutippen. Vor allem bei Suchanfragen auf dem Smartphone versuchen die meisten Nutzer, mit möglichst wenigen Suchbegriffen zum Ziel zu kommen. Schließlich ist die Eingabe von Text mühselig und lästig. Bei einer Sprachsuche hingegen werden Fragen ausformuliert. So könnte ein Tourist statt "guter Italiener Köln" einzutippen, einfach die Frage stellen: "Ok Google, welches italienische Restaurant in der Nähe ist empfehlenswert?"
Konkrete Fragen, konkrete Antworten
Um bei einer Voice Search ganz oben zu landen, ist also entscheidend, relevante Fragen der Nutzer möglichst exakt vorauszusehen und punktgenaue Antworten zu liefern. Die Intention ist bei allen Suchanfragen, egal, ob gesprochen oder getippt, dieselbe: Informationsbeschaffung. Nur ist die Suche viel konkreter. Und genauso konkret sollte auch die Antwort sein. Bei der Suchmaschinenoptimierung für Voice Search ist es deshalb hilfreich, die Frage - oder Fragmente davon - schon im Titel aufzuführen. So wird der Suchmaschine und dem Nutzer eine hohe Relevanz des Treffers suggeriert. Gehalten werden muss dieses Versprechen natürlich durch einen entsprechend hochwertigen Inhalt. Konkrete Antworten auf konkrete Fragen: Umfangreiche FAQ-Bereiche könnten durch die zunehmende Verbreitung von Voice Search in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Wer den Google Assistant auf seinem Smartphone nutzt, kennt das Funktionsprinzip. Einfache Fragen, auf die es eine schnelle konkrete Antwort gibt, liest Google vor. Dafür nutzt er häufig die Informationen des Knowledge Graphs. Bei komplexeren Fragen wirft er wie bei einer gewöhnlichen Suche eine SERP aus. Hier muss sich der Nutzer die gesuchte Information dann selber suchen. Bei Smart Speakern hingegen gibt es solch eine SERP nicht. Hier gibt es nur einen Treffer, der vorgelesen wird. Alle anderen Websites gehen leer aus. Nicht die schlechteste Idee, sich mit entsprechendem Content schon jetzt in Stellung zu bringen.