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Praxistipp für Shopbetreiber (Foto: istock/CHellyar)

Praxistipp für Shopbetreiber In zehn Schritten zum richtigen Hosting-Partner

Den passenden Hosting-Anbieter für den eigenen E-Commerce-Auftritt zu finden, hängt nicht nur von der Unternehmensgröße ab, sondern auch von der gewählten Strategie. Andreas Urbanczyk und Ingo Sombrutzki von der Hamburger Unternehmensberatung Putz & Partner beschreiben in zehn Tipps, was Shopbetreiber beachten sollten.

Die einfachste Variante des Hostings wird als Housing bezeichnet. Hierbei handelt es sich um die Unterbringung der kundeneigenen Server beim Housing-Anbieter; oft nur mit dem Ziel, eine redundante Anbindung (Co-Location) aufzusetzen. Umfangreicheren Service seitens des Anbieters bieten die Hosting-Varianten Managed Hosting und Application Hosting. Während beim Managed Hosting der Anbieter die technische Plattform betreibt und wartet, wird beim Application Hosting zusätzlich auch die eigentliche Kundenapplikation (zum Teil als Shop-Komplettpaket) betreut, gewartet und betrieben.

1. Projektmanagement professionalisieren

Das Hosting-Vorhaben sollte man mit einem professionellen Projektmanagement angehen, indem Ziele und Rahmenbedingungen und Hosting-Strategie im Einklang zur IT-Strategie klar definiert sowie die wesentlichen und erforderlichen Schritte selbst geplant und überwacht werden. Steht eine eigene Projektmanagement-Kompetenz nicht ausreichend zur Verfügung, empfiehlt sich bei größeren Vorhaben zur Dienstleistersteuerung der Einsatz eines externen und anbieter-unabhängigen Projektmanagers.

2. Zertifizierung klären

Hosting-Anbieter differenzieren sich von ihren Wettbewerbern dadurch, dass sie ihre Services und Prozesse nach Standards wie beispielsweise IT Infrastructure Library (ITIL) professionell ausprägen und die Mitarbeiter in entsprechenden Schulungen weiterbilden. In den Unternehmensdarstellungen findet man hierzu Spezifizierungen: „ITIL-konform“ oder sogar „Zertifiziert nach ISO/IEC 20000“. Im Bereich der IT-Security empfiehlt sich die Frage nach einer Zertifizierung nach der internationalen Norm ISO/IEC 27001 (Informationssicherheits-Managementsystem). Des Weiteren ist der Schutz der Umwelt in den letzten Jahren auch in der IT-Welt stark in den Vordergrund gerückt. Hierzu können Anbieter ihr Umwelt-Engagement und ihr Umwelt-Management nach ISO 14001 aufbauen und zertifizieren lassen.

3. Verfügbarkeit gewährleisten

Die Endkunden erwarten, dass Internetshops rund um die Uhr erreichbar sind und dass bei der Nutzung der Shops keine merklichen Wartezeiten auftreten. Der Hosting-Partner muss diese Anforderungen durch leistungsgerechte und redundant ausgelegte Serversysteme abdecken. Loadbalancer sorgen durch eine dynamische Verteilung der Endanwender auf die meist aus mehreren Webservern bestehenden Systeme für performante Antwortzeiten. Je höher die Anforderungen an die Ausfallsicherheit sind, umso wichtiger ist es, Anbieter dahingehend auszuwählen, ob die notwendige Redundanz durch mehrere getrennte Rechenzentrumsräume geleistet werden kann. Auch sollten die Rechenzentrumsräume ausreichend Schutz gegen äußere Einflüsse bieten. Wenn es doch einmal zu Problemen kommt, müssen angemessene Backup-Mechanismen eine schnelle und sichere Wiederherstellung der Systeme und Daten gewährleisten. Professionelle Hosting-Anbieter unterstützen hierbei mit einem 7x24h-Service.

Innovationsfähigkeit zählt

4. IT-Sicherheitskonzept untersuchen

Wie wichtig der Schutz der Daten und die Sicherheit der IT-Systeme sind, zeigen prominente Beispiele von Datenklau in der jüngsten Vergangenheit. Im Netz spricht es sich schnell herum, wenn ein Internetauftritt Schwachstellen offenbart. Neben Schutz gegen Angriffe von außen, sollte der zukünftige Hosting-Partner auch ein sauberes Konzept zur Abschottung seiner verschiedenen Kunden haben. Bei der Auswahl des Hosting-Dienstleisters ist es daher geraten, besonders auf ein professionelles IT-Sicherheitskonzept (Berechtigungsverwaltung, Firewall, Verschlüsselung, Intrusion Detection System, Virenschutz) des Anbieters zu achten.

5. Total Cost of Ownership bestimmen

Der wesentliche Kostenblock beim Hosting-Betreiber sind die Energiekosten (Strom für Server und deren Kühlung). Trotz viel diskutierter Green-IT-Ansätze wird erwartet, dass dieser in naher Zukunft bei einem Drittel der operativen Betriebskosten liegen wird. Hinzu kommen Kosten für Applikationsbetreuung und Investitionen in die Technik. Hier sind angesichts steigender Datenvolumina schnell hohe Kostensteigerungen zu erwarten. Egal wie der Hosting-Anbieter das Paket schnürt, relevant in der Kundenkalkulation sollten die Total Costs of Ownership sein. Es empfiehlt sich, einen Business Case für alternative Anbieter/Varianten aufzustellen, um so den preislich attraktivsten Anbieter zu identifizieren.

6. Innovationsfähigkeit mitbewerten

Sowohl die Hosting-Technik (Virtualisierung, Cloud-Computing) als auch der Bereich E-Commerce (Web-2.0-CRM) sind aktuell von technologischen Veränderungen bzw. Innovationen geprägt. Bei der Wahl des Hosting-Anbieters sollte insbesondere der Punkt Innovationsfähigkeit nicht außer Acht gelassen werden. Gerade mit innovativen Lösungen kann man sich als Shopbetreiber vom Wettbewerb differenzieren. Das zeigt der Erfolg von Amazon.

7. E-Commerce Know-how einfordern

Ebenso wichtig wie das Technik-Know-how des Hosting-Anbieters ist das Verständnis des Hosting-Anbieters für die E-Commerce-Geschäftsprozesse selbst. Diese benötigen in der Regel komplexe Systeme, die als Ganzes reibungslos zusammenarbeiten (Webserver für das Frontend, Backend-Systeme für Billing, CRM, Datenbankserver, Security-Systeme, Schnittstellen zu Lieferanten, Banking, Boniprüfung), aber auch bei sich schnell ändernden Anforderungen anpassbar sein müssen. Ein Hosting-Partner sollte trotz komplexer Prozesse auf Kundenseite und anspruchsvoller Technik im Rechenzentrum einen in jeder Hinsicht störungsfreien Betrieb eines Webshops garantieren können.

Skalierbarkeit ist Trumpf

8. Flexibilität und Skalierbarkeit sicherstellen

E-Commerce-Anbieter reagieren naturgemäß schnell und häufig auf aktuelle Marktanforderungen oder starten umfangreiche Werbeaktionen. In diesen Fällen müssen die technischen Systeme oft kurzfristig einen drastisch ansteigenden Traffic bewältigen. Hierzu sollte der Hosting-Partner als Option skalierbare Lösungen in kurzer Vorlaufzeit anbieten können. Man erinnere sich an den Start des Online-Ausverkaufs des insolventen Versandhauses Quelle im November letzten Jahres. Der Onlineshop war tagelang nur bedingt zu erreichen und am ersten Tag sogar serverseitig komplett zusammengebrochen. Dies ist nur ein Beispiel für die im E-Commerce erforderliche Flexibilität des Hosting-Anbieters.

9. Service-Level vereinbaren

"Vertrag kommt von vertragen". Diese Weisheit gilt auch in der Welt des Hostings. Die Beziehung zwischen Shopbetreiber und IT-Dienstleister sollte gleich zu Beginn der Zusammenarbeit auf ein stabiles vertragliches Fundament gestellt werden. In einem IT-Rahmenvertrag werden grundsätzliche Aspekte geregelt. Diese umfassen die Bereiche Rechte, Pflichten, Zusammenarbeit, Kommunikation, Eskalation, Changemanagement, Haftung, Laufzeit und Vergütung. Umfang und Inhalt der zu erbringenden Leistungen werden in Leistungsscheinen oder sogenannten Service-Level-Agreements (SLA) verbindlich vereinbart. Es empfiehlt sich, wesentliche Leistungs- und Qualitätskennzahlen (Key Performance Indikatoren, kurz KPI) festzulegen. Der professionelle Dienstleister gibt über diese KPIs in monatlichen Berichten Auskunft, der Kunde kann somit die vereinbarte Leistung und die Einhaltung der Qualitätsparameter überprüfen.

10. Referenzen nachweisen lassen

Last but not least sind natürlich auch die Referenzen des Hosting-Anbieters ein wichtiges Entscheidungskriterium, insbesondere im Bereich E-Commerce. Hier geht es nicht allein um die Quantität, sondern vor allem die Qualität muss nachweisbar stimmen. Ein Eindruck aus kurzen Gesprächen mit zwei bis drei Referenzkunden sollte zum Pflichtprogramm vor einer endgültigen Bindung an einen Hosting-Partner gehören.

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