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Cover der heisse draht

Kleinanzeigenmarkt "Der Heisse Draht" künftig nur noch online

Die Hannoveraner Der Heisse Draht Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG will sich offenbar zum Jahresende komplett aus dem Print-Geschäft zurückziehen. Damit verabschiedet sich der letzte relevante Herausgeber von Offertenblättern vom Kiosk - und verlagert das Kleinanzeigengeschäft ins Internet 

Wie aus unternehmensnahen Kreisen zu erfahren war, ist die Einstellung der Printtitel der Der Heisse Draht Verlagsgesellschaft zum Jahresende beschlossene Sache. Damit einhergehen soll auch ein Personalabbau. Nachdem sich bereits der Quoka-Verlag 2011 aus dem ehemals einträchtigen Geschäft mit Offertenblättern zurückgezogen hatte, verschwände damit einer der letzten relevanten Anbieter vom Print-Markt. Eine offizielle Stellungnahme des Hannoveraner Verlages liegt uns derzeit jedoch noch nicht vor (Anm: Bitte lesen Sie dazu das Update am Ende dieser Meldung). Ein Mitarbeiter bestätigte uns lediglich, dass die Verlagsgesellschaft, deren größter Einzelgesellschafter mit 24,9 Prozent die Mediengruppe Madsack ist, bereits seit längerem sukzessive ihre Inhalte ins Internet verlagere. 

Offertenblätter wie "Der Heisse Draht", "Zweite Hand" "Avis" oder "Kurz&Fündig" erreichten in den 1980er und 1990er Jahren ihre größte Marktrelevanz. Die zum Teil über 100 Seiten starken Wochenzeitungen verzichteten weit gehend auf einen eigenständigen redaktionellen Inhalt. Statt dessen veröffentlichten sie kostenlos private Kleinanzeigen in großen Mengen. Einkünfte erzielten die Verlage durch gewerbliche Anzeigenschaltungen, die kostenpflichtig waren, und durch den Verkaufserlös für die Zeitungen selbst.

In den 1990er Jahren begannen die Offertenblatt-Verlage, die Inhalte der Zeitungen ins Internet zu überführen, wobei zunächst das Geschäftsmodell "Der private Inserent zahlt nichts, der Leser zahlt für das Lesen" beizubehalten versucht wurde: Quoka gab zum Beispiel die Telefonnummern in den Anzeigen nur gegen Zahlung einer Gebühr über ein Micropayment-System mit 0190er-Sonderrufnummer heraus. Inzwischen leben Portale wie Quoka.de von ihren Werbeeinnahmen - die privaten Kleinanzeigen haben die Rolle von User Generated Content übernommen.

Die Der Heisse Draht Verlagsgesellschaft gibt bislang neben dem Offertenblatt "Der heisse Draht", das in verschiedenen Städten Nord- und Ostdeutschland in Regionalausgaben erscheint, noch Sonder-Anzeigenblätter wie "Wohnmobil Markt" oder "Pferde-Anzeiger" heraus. Das Kleinanzeigengeschäft findet inzwischen hauptsächlich im Onlineportal www.dhd24.com statt.

2008 veröffentlichte das Haus aus Anlass seines 25-jährigen Firmenjubiläums eine Selbstdarstellung, in der es hieß: "Im Geschäftsfeld Print werden ca. 50 Zeitungen und Zeitschriften von regionalen Offertenblättern bis zu bundesweiten Magazinen herausgegeben. Als einer der führenden Anbieter von Audiotex Services, dazu zählen Telefonmehrwertdienste wie SMS-Voting, Call-In-Games oder Entertainment Lines, ist der heisse draht auch in diesem Geschäftsfeld ein innovativer Markttreiber. Mit über sechs Millionen Besuchern pro Monat ist die Community www.dhd24.com eines der reichweitenstärksten Online-Angebote in Deutschland."

Update: Inzwischen liegt der Redaktion eine Erklärung der Der Heisse Draht Verlagsgesellschaft (DHD) vor, in der bestätigt wird, dass die Print-Aktivitäten zum Jahreswechsel eingestellt werden. In der Erklärung heißt es, man wolle sich auf den Ausbau der  Portale www.dhd24.de, www.deine-womowelt.de und www.deine-tierwelt.de konzentrieren und zukünftig das Anzeigengeschäft online ausbauen. DHD-Geschäftsführer Rolf Culmann wird mit den Worten zitiert: "Ab 2013 werden wir uns im Kleinanzeigengeschäft ausschließlich der Weiterentwicklung unserer Online-Aktivitäten mit Focus auf Wachstum widmen." Zum Umfang des Personalabbaus, der mit dem Ausstieg aus dem Print-Geschäft verbunden ist, macht Culmann keine Angaben.

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