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Hackerattacken Deutsche Telekom wappnet sich für Cyberkrieg

Die Zahl der Hackerangriffe wächst von Jahr zu Jahr ebenso, wie der dadurch angerichtete Schaden. Mit einem übergreifenden Cybersicherheitszentrum will die Deutsche Telekom nun gegensteuern - wohl auch aus eigenen wirtschaftlichen Interessen.

Die Deutsche Telekom will eine Initiative starten, um die deutsche Wirtschaft besser gegen Hackerangriffe zu schützen. Vorstand Reinhard Clemens warb gegen über der "Financial Times Deutschland" für eine neue IT-Sicherheitstruppe und rief die Wettbewerber zur Gründung eines neuen Unternehmens auf. "Ich glaube, dass wir innerhalb der Industrie ein Gremium finden müssen, in dem wir enger zusammenarbeiten", sagte Clemens, Chef der Telekom-Sparte T-Systems, der FTD. Außerdem könne er sich eine Ausgründung der Telekom vorstellen, "an der sich andere Unternehmen beteiligen können". 

Die Attacken von Hackern seien für die gesamte IT-Industrie zu einem riesigem Problem geworden. So habe sich im Netz der Deutschen Telekom allein die Zahl der Angriffe in den vergangenen Jahren auf rund 100.000 pro Tag verzehnfacht. Zugleich seien die virtuelle Schädlinge aber auch immer raffinierter programmiert und richten einen immer großeren Schaden an. Der Verfassungsschutz beziffert den jährlichen Schaden durch elektronische Spionage auf etwa 50 Milliarden Euro.

Um schneller auf erfolgreiche Attacken reagieren zu können, schwebt dem T-Systems-Chef ein Überwachungszentrum vor, in dem Experten aus verschiedenen Unternehmen zusammenarbeiten. Diese sollen nicht nur aus den als kritisch betrachtete Telekom-, Energie- und Finanzkonzernen stammen, sondern möglichst viele Branchen umfassen. "Vielleicht wäre es möglich, eine Noteingreiftruppe zu haben, die aktiv werden kann."

Um die Branche in Deutschland zu stärken, wirbt der T-Systems-Chef für ein Gütesiegel. "Im IT-Umfeld existieren zwar ISO-Normen. Im Bereich Sicherheit gibt es so etwas jedoch noch nicht", so Clemens. "Ich hätte gerne einen Mindeststandard-Katalog." Denn für kleine und mittlere Unternehmen sei oft nicht überprüfbar, wie sicher die Anbieter seien.Clemens' Initiative dürfte jedoch auch eigenen wirtschaftlichen Interessen folgen: Bei der Telekom stagniert das Kerngeschäft mit Telefonie und Internetzugängen seit Jahren. Da dürfte das Geschäft mit der Sicherheit eine willkommene Chance sein. Bereits jetzt setzt die Telekom mit IT-Sicherheit jährlich 100 Millionen Euro um. 

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