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Musikinstrumente

Die Erfolgsstrategie des Milliarden-Players Christian Maaß, Thomann Music: "KI wird bei uns nicht alles lösen können"

Shutterstock/stockphoto-graf
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"Den Kundenfokus nicht verlieren und lieber weniger als zu viele Projekte angehen" - eine Strategie, mit der es Thomann Music zum Milliarden-Player geschafft hat. MD und CDO Dr. Christian Maaß gibt im Interview Einblicke in das Musik-Imperium.

1954 gründete Hans Thomann Senior das gleichnamige Musikhaus. Sein Sohn Hans Thomann machte daraus einen Milliarden-Player, den größten Arbeitgeber in der Region und den nach eigenen Angaben weltgrößten Versender für Musikinstrumente, Licht- und Ton-Equipment. Das Besondere bei Thomann Music beschreibt Hans Thomann Junior so: "Thomann ist für mich und meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht irgendeine Firma, die Produkte verkauft und Geld verdient. Thomann ist ein Projekt, an dem jeder mitarbeiten kann, dessen Leidenschaft die Musik ist und dem es Freude macht, seine Zeit mit anderen Musikern und Musikerinnen zu verbringen."

Warum das Unternehmen so erfolgreich durch die Krisen kam, welche Bedeutung das stationäre Ladengeschäft noch hat und ob die Themen Künstliche Intelligenz und Emotionen zusammenpassen, erklärt MD und CDO Dr. Christian Maaß im Interview.

Christian, was fällt alles in deinen Aufgabengebiet?

Christian Maaß: Ich verantworte alles, was mit dem Digitalen zu tun hat, primär den Online Shop. Der Shop macht bei uns 98 Prozent des Umsatzes aus, hier liegt der Fokus. Daneben treiben wir in unserer neuen C-Level-Struktur gemeinsam organisatorische Themen voran, um Ressourcen besser verteilen und Thomann gut in die Zukunft führen zu können. Wir kommen aus einer pragmatischen Vergangenheit, in der wir schnell gewachsen sind - mit allen Vor- und Nachteilen.



Stichwort Zukunft. Wollt ihr euch langfristig Investoren an Bord holen?

Maaß: Nein, wir sind komplett eigenkapitalfinanziert und wir sind auch nicht auf der Suche nach einem Investor. Es ist uns und insbesondere Hans wichtig, dass wir selbst entscheiden können. Thomann hat über Jahre hinweg sehr wirtschaftlich gearbeitet und aufgrund dessen sind wir in der Lage unabhängig zu agieren. Gerade in der aktuellen Zeit ist das eine Stärke.

Christian Maass

Dr. Christian Maaß ist seit Januar 2022 Managing Director und CDO bei Thomann Music.

Thomann

Viele Online- und Omnichannel-Händler straucheln massiv 2023. Wie geht es euch?

Maaß: Uns geht es gut. Wir sind im ersten Quartal 2023 mit einem Umsatzplus im zweistelligen Prozentbereich gestartet. Im vorangegangenen Geschäftsjahr haben wir einen Nettoumsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro erzielt. Ein Vorteil für uns ist sicher, dass wir in Sachen Portfolio und Länderabdeckung sehr breit aufgestellt sind. Wir haben auf der einen Seite das Geschäft mit den Instrumenten und auf der anderen Seite die Themen Akkustik, Licht etc., was bei Festivals etwa relevant ist. Gleichzeitig liefern wir in deutlich über 100 Länder. Wir beschweren uns nicht und wir sind dankbar, natürlich mit dem Wissen, wie die allgemeine Lage im Moment ist. Dazu muss man aber auch erklären, dass wir in der gesamten Vergangenheit immer sehr gut durch die Krisen gekommen sind und wir nie einen signifikanten Wachstumseinbruch hatten.

"Wir verkaufen positive Energie"

Woran liegt das?

Maaß: Es hört sich vielleicht etwas profan an, aber Musik gibt Zuversicht. Ich sage gerne: Wir verkaufen positive Energie und verbinden die Menschen über die Musik. Wir sind in allen Krisen bislang eher gewachsen. Das hat sich auch mit den Corona-Jahren wieder einmal bewahrheitet.

Das klingt schön, daran alleine kann es aber nicht liegen. Warum habt ihr die Multikrisen der vergangenen Jahre nicht so bemerkt wie andere?

Maaß: Man muss das natürlich differenziert betrachten und auf das jeweilige Land und die oben angesprochen Produktkategorien schauen. Wir liefern in über 100 Länder und sehen, dass es kein Schema F gibt, das für jedes dieser Länder Gültigkeit hätte. Grundsätzlich haben wir bei den Produkten natürlich auch die Corona-Krise gemerkt. Auf der einen Seite ist beispielsweise der Instrumentenabsatz rasant gestiegen. Auf der anderen Seite ging der Umsatz im Bereich Veranstaltungstechnik nach unten, da Konzerte und Events schlichtweg untersagt waren. Nach der Lockerung der Restriktionen gab es hier große Nachholeffekte, während bei den Instrumenten eine leichte Sättigung zu beobachten war.

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