
Savrr Die Story des Start-ups, das nicht existierte und jetzt mit Zalando kooperiert
Auf der diesjährigen K5 stand unbemerkt von den meisten Besuchern, ein Stand von einem Start-up, das überhaupt nicht existierte: Savrr. Unser Redakteur Jochen G. Fuchs erzählt, wie es dazu kam, das Savrr jetzt nicht nur existiert, sondern auch mit Zalando kooperiert.
Auf der K5 in Berlin war in diesem Jahr etwas Ungewöhnliches zu sehen, auch wenn das der überwiegenden Anzahl der BesucherInnen verborgen blieb: Ein Start-up namens Savrr präsentierte einen innovativen Payment-Dienst. Der Clou: Das Start-up existierte gar nicht. Es gab noch nicht einmal ein vorzeigbares, nutzbares Produkt. Trotzdem sollte Savrr wenige Wochen später einen Vertrag mit Zalando unterzeichnen.
Ein Logo, jede Menge Visitenkarten und zwei Köpfe
Savrr war zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen nicht mehr als eine Idee, ein hübsches Logo und zwei Köpfe: Lukas Schmitt und Nico Gemkow. Beide arbeiten für den Company Builder Mantro Product Studio aus München, der die beiden mit einem Offline-MVP für einen Online-Payment-Dienst auf die K5 schickte.
Mit einem Stapel Visitenkarten, einem Faltblatt und einem Plastikstand mit einem Quadratmeter Fläche zogen Lukas und Nico los, um die dringlichsten Fragen zu klären:
- War der DACH-Markt bereit für ein solches Produkt?
- Würden sich OnlinehändlerInnen finden, die diese Bezahlmethode anbieten wollen?
Bevor wir die Antworten auf diese Fragen verraten, wollen wir noch kurz erklären, was Savrr eigentlich genau macht.
Was ist überhaupt ein Save-now-pay-later? Kann man das essen?
Nein, das kann man nicht essen. Save-now-pay-later (SNBL) ist der Gegenentwurf zum in die Kritik geratenen Buy-now-pay-later (BNPL), einem Bezahlverfahren, das in Katalogzeiten als Zahlpause bezeichnet wurde.
Beispielsweise Paypal oder Klarna bieten BNPL-Zahlungsmethoden an, bei der KundInnen erst ihre Ware bekommen und dann nach 30 Tagen bezahlen. Je nach Anbieter wird der Rechnungsbetrag dann abgebucht oder per Überweisung beglichen. Buy-now-pay-later kann Konsumschulden fördern, so kritisieren VerbraucherschützerInnen. Dementsprechend hat die Bezahlmethode in sozialen Medien mit dem Hashtag #klarnaschulden traurige Berühmtheit erlangt. (Auch wenn das kein Klarna-spezifisches Problem ist).
Bei Save-now-buy-later bekommen KundInnen vom Zahlungsdienstleister ein Sparkonto für einen bestimmten Onlineshop eingerichtet, um so auf Wunschartikel zu sparen und erhalten beim Erreichen des selbst gesetzten Sparziels eine Rendite auf das Sparguthaben. In der Regel wird diese Rendite vom Onlineshop gesponsort. Falls KundInnen das Sparkonto vorzeitig auflösen oder das Geld nicht im vorab ausgewählten Onlineshop ausgeben wollen, wird nur die Spareinlage ausgezahlt, keine Zinsen.
Keine Schulden und noch Geld gespart, SNBL verspricht verantwortungsbewussteren Konsum.
Was Save-now-buy-later OnlinehändlerInnen bringt
Für OnlinehändlerInnen kann dieses Modell Pluspunkte bringen:
- Verantwortungsbewusste Positionierung der eigenen Marke, durch das Angebot einer Alternative zum kritisch betrachteten BNPL
- In der aktuellen, schwierigen Wirtschaftslage bietet dieses Modell Sparpotential für KundInnen und kann so mittelfristig Umsatz bringen
- Plan- und steuerbare Umsätze, beispielsweise durch punktuelle Sonderzinsaktionen
Auf BNPL werden OnlinehändlerInnen kaum verzichten, und sollten es aus wirtschaftlicher Sicht wohl auch nicht, aber SNBL kann eine gute Ergänzung im Payment-Mix sein.
Wie Save-now-buy-later bei Savrr funktioniert
Die Methode ist identisch zur oben beschriebenen SNBL-Mechanik. Savrr legt beim Bankpartner Volksbank Mittweida eG ein Sparkonto für die KundInnen an und zahlt über eine Stripe-Integration die vom Kunden ausgewählten monatlichen Beträge dort ein.
Ist das Sparziel erreicht, erhalten KundInnen einen Einkaufsgutschein als Code, der dann im Onlineshop des ausgewählten Partners eingelöst werden kann. Der Einkaufsgutschein enthält die Spareinlage und den Zinszuschlag des Onlineshops.
Wie Savrr zum Produkt wurde und mit Zalando den ersten großen Partner fand
Lucas Schmitt verrät den Ausgang des Experiments : "Die K5 war für uns der Test des Konzeptes savrr – würden auch anderen Unternehmen die Vorteile von Save Now, Buy Later erkennen? Wir haben viel positive Resonanz erhalten und konnten in den darauffolgenden Wochen mit Zalando unseren Traum-Partner von dem Konzept überzeugen. "
Die Präsentation des MVPs weckte noch auf der Messe das Interesse von Zalando. Nach einigen Wochen Vertragsverhandlung und den üblichen Due-Diligence-Prüfungen war man sich einig, stampfte in kurzer Zeit eine Kooperation aus dem Boden und launchte die Produktwebsite für Savrr, auf der Zalando-Kundinnen ein Sparkonto für den Zalando-Onlineshop anlegen können.
Die Geschwindigkeit bei der Markteinführung rührt aus der Vorarbeit des Company Builders her: Mantro arbeitete ursprünglich an einer Fintech-Infrastruktur für ein anderes Fintech-Projekt, aus dessen Überresten dann die Idee und die grobe Infrastruktur für das SNBL-Fintech Savrr entstand.
Laut Schmitt wird Savrr sich im Marketing auf den Start mit Zalando konzentrieren, verschiedene Zielgruppen und Kanäle erproben und im Anschluss das Produkt technisch weiterentwickeln und skalieren.
Die ersten SparerInnen konnte Savrr nach eigenen Angaben schon für Zalando gewinnen.