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Start-ups Start-ups fehlen größere Finanzierungen

Alexander von Frankenberg ist einer von zwei Geschäftsführern des High-Tech Gründerfonds in Bonn. Seit dem Jahr 2000 beschäftigt sich der promovierte Betriebswirtschaftler mit Risikokapital: Zunächst als Mitgründer eines Startups, danach für die Ausgründungen von Siemens.

Alexander von Frankenberg ist einer von zwei Geschäftsführern des High-Tech Gründerfonds in Bonn. Seit dem Jahr 2000 beschäftigt sich der promovierte Betriebswirtschaftler mit Risikokapital: Zunächst als Mitgründer eines Startups, danach für die Ausgründungen von Siemens.

Sie inspirieren zu Geschäftsideen: E-Commerce und Werbung. Alexander von Frankenberg, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds, berichtet von Innovationen und Problemen der Kapitalbeschaffung.

Der E-Commerce wächst, Marken und Händler drängen ins Netz. Haben Start-ups hier noch eine Chance?
Alexander von Frankenberg: Durchaus. Nach Büchern, Medien, Elektronik oder Mode können noch viele Branchen für den E-Commerce ­erschlossen werden. Zurzeit sehen wir einige neue Unternehmen im Gartenbedarf. Amorelie und andere etablieren gerade den Bereich Sex-Toys, außerdem zeigen Start-ups wie Outfittery, Modomoto oder 8Select, dass man mit innovativen Ansätzen, in diesem Fall Beratung, neue Modelle für den Online-Handel erfinden kann.

Außer Curated Shopping - welche neuen Geschäftsmodelle sehen Sie?
von Frankenberg: Der Handel mit Gebrauchtwaren oder das Teilen ist für Gründer interessant. Rebelle etwa verkauft hochwertige Secondhand-Mode, garantiert dabei die Echtheit der Marken, bereitet Altes professionell auf. Onbelle stellt die erste Flatrate für Mode zur Verfügung und zeigt, dass sich neben der Mobilität weitere Alltagsbereiche für die Share-Economy eignen. Als Investor schauen wir uns bevorzugt Konzepte an, die auf Big Data und die Auswertung von Daten setzen - etwa fürs Empfehlungsmarketing oder bei Mobile Payment.

Wie steht es mit Medien und Marketing als Gründungsthema?
von Frankenberg: Hier bringt ebenfalls die Auswertung von Daten, aber noch mehr der Bereich Mobile neue Geschäftsmodelle hervor. Wir haben in Trademob investiert, ein Start-up, das ein Monitoring Tool fürs App- und Mobile-Marketing bietet. Heute steht Trademob für einen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich pro Jahr. Das ist ein enormer Erfolg.

Entdecken Sie denn Gründungstrends für Marketing und E-Commerce?
von Frankenberg: Big Data fördert gerade viele neue Unternehmen zutage, die sich um Analyse oder Business Intelligence, Visualisierung von Kennzahlen, aber auch um die Echtzeitanalyse und schnelle Umsetzung von Daten in praktische ­Strategien kümmern. Auch wegen der stark wachsenden Nutzerzahlen von Tablets und Smartphones entstehen für Mobile immer wieder neue Ideen zum Verkaufen, Werben, Tracken. Interessant sind jetzt Technologien, die hier entstehen und vorhandene Systeme leistungsfähiger machen.

Rocket Internet, Zalando, Westwing wollen an die Börse. Wie wirkt das auf die Gründer- und Investorenszene?
von Frankenberg: Beim Börsengang von Zalando ist mit Erfolg zu rechnen. Wir ­erwarten einen positiven Effekt für Venture Capital und Direktinvestitionen in Hightech-Unternehmen. Business Angel, private Anleger und vielleicht endlich Unternehmen werden Mut bekommen, in Start-ups und Ideen zu investieren. Auch andere Bereiche der ­Szene, etwa Green- oder Healthtech, könnten von dieser Signalwirkung profitieren.

Oliver Samwer forderte jüngst die Regierung auf, mit einem Fonds Start-ups der ­Digitalwirtschaft zu fördern. Der existiert ja schon in Form des High-Tech Gründerfonds. Wo fehlt denn heute Kapital?
von Frankenberg: 2013 haben wir 33,5 Millionen Euro in Start-ups investiert, und wir könnten viel mehr Kapital ausgeben. Samwers Forderung unterschreibe ich sofort, es fehlt noch Kapital, um neue Technologien weiterzuentwickeln und durchzusetzen. Wollen Start-ups schnell wachsen, finden sie zu oft keine Investoren oder nur wenig Geld. Es gibt in Deutschland immer noch zu wenige Risikokapitalgeber.

Warum Konzerne so wenig finanzieren

Wären Wachstumsfinanzierungen nicht Sache der Unternehmen, die von den neuen Technologien am meisten profitieren?
von Frankenberg: Um Wachstum zu beschleunigen, sind oft Finanzierungen im zweistelligen Millionenbereich nötig. In Deutschland bringen Privatinvestoren, in der Hauptsache Business Angels und Beteiligungsgesellschaften, vielleicht zwei, drei Millionen Euro zusammen. Größere Finanzierungen sind selten und werden hauptsächlich von Investoren aus dem Ausland bestritten. Ein großes ­Potenzial läge bei den etablierten Unternehmen, die sich nur zögerlich an Start-ups beteiligen oder für Exit-Möglichkeiten sorgen.



Warum tun die Konzerne und der Mittelstand so wenig?
von Frankenberg: Da gibt es ­enorme Berührungsängste. Viele Gründer setzen auf disruptive ­Geschäftsmodelle und greifen so traditionelle Prozesse an. Außerdem fehlen in Deutschland die großen Erfolge wie Zalando, die zeigen, dass man mit Venture ­Capital Geld verdienen kann. Da müssen sich noch viele Denkweisen ändern, um eine Innovationskultur und ein Investitionsklima aufzubauen.



Die Start-ups sind reifer und besser geworden: Wie hoch liegt die Ausfallrate bei Venture-Capital-Anlagen?
von Frankenberg: Die Ausfallrate ist ­gesunken. Die Gründer, die Herangehensweise an neue Geschäfte, die Pläne - das hat sich alles in den letzten Jahren professionalisiert. Nach der Gründung nehmen die Risiken aber zu. Gründer können oft  schnelles Wachstum nicht stemmen. Nicht zuletzt fehlt es an Kapital, um neue ­Märkte schnell zu besetzen.



Berlin hat sich angeblich als Gründermekka etabliert. Ist das gut für Deutschland?
von Frankenberg: Etwa ein Drittel unserer Neuinvestments fließt derzeit nach Berlin, das ist viel. Aber in allen Branchen bilden sich Cluster, und das ist auch gut so. Die Autoindustrie sammelt sich in Süddeutschland, Frankfurt und München stehen für die Finanzwirtschaft. In puncto Start-ups hat Berlin eben die Nase vorn. Wenn dort viele Ideen und Unternehmen entstehen, dann ist das gut fürs ganze Land. Die Berliner Szene zieht Investoren aus dem Ausland an, die dann auch auf Start-ups aus anderen Regionen in Deutschland aufmerksam werden.

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