
Die Höhle der Löwen Frank Thelen: "Wir lernen von Staffel zu Staffel dazu"
Investor Frank Thelen
Investor Frank Thelen
Durch sein Engagement als TV-Investor bei "Die Höhle der Löwen" stieg Frank Thelen ins Food-Geschäft ein. Ein Gespräch über Marketing im Zeichen des Fernsehens, langfristige Unternehmensentwicklung und eine Food-Familie.
Mit "Die Höhle der Löwen" beschert Investor Frank Thelen gemeinsam mit seinen "Mit-Löwen" Judith Williams, Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel dem Sender Vox regelmäßig Fabel-Einschaltquoten. Der enorme Bekanntheitsgrad der Gründer-Show und der dort präsentierten Ideen, Produkte und Unternehmen hängen zu einem hohen Maß vom Engagement der "Löwen" selbst ab.
Im Interview berichtet Thelen, wie die Sendung sein eigenes Investment-Portfolio geändert hat und wie sich die Sendung und ihre Investoren von Staffel zu Staffel professionalisieren.
Herr Thelen, wo man aktuell auch hinschaut, überall trifft man auf Produkte aus "Die Höhle der Löwen". Wie ist dieser enorme Vermarktungsdruck entstanden?
Frank Thelen: Wie auch schon in den letzten Jahren liegt die Kontrolle für die jeweiligen Unternehmen und deren Vermarktung immer bei den Gründern. Wir, das Freigeist-Team, unterstützen die Gründer dabei, ihren eigenen Weg zu finden. Seit Jahren pflege ich Kontakte zu Journalisten, von denen unsere Food Start-ups natürlich profitieren. Wir bringen die Start-ups mit den für sie relevanten Journalisten in Kontakt, damit sie sich selbst positionieren können. Auch im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hatten wir schon vor Anlauf der aktuellen Staffel ein starkes Netzwerk, welches wir im Zuge der Vorbereitungen für die 4. Staffel ausgeweitet und vertieft haben. Hier haben wir den Start-ups bei der Kontaktaufnahme zu den jeweiligen LEH-Partnern geholfen, und ihre Listungen so effektiv vorangetrieben.
Man hat aber den Eindruck, dass die Marketing-Maschinerie rund um die Sendung in diesem Jahr noch mehr auf Hochtouren läuft als in den letzten Staffeln. Sie sind der dienstälteste Löwe im Rudel - was hat sich seit den ersten Staffeln in Sachen Vermarktung verändert?
Thelen: Es ist bei uns und unseren Start-ups genauso wie bei jedem anderen Unternehmen auch - man entwickelt sich einfach weiter. Wir lernen von Staffel zu Staffel dazu. Mit den Food Start-ups der letzten Staffeln konnten wir schon einiges an Erfahrung und Fachwissen zusammentragen. So wissen wir jetzt beispielsweise, wer die richtigen Partner sind und wo genau wir mit dem jeweiligen Start-up hinwollen, um es auf lange Sicht erfolgreich zu machen. Wir zielen niemals auf den kurzfristigen Erfolg oder "Rabatt-Deals", es geht darum ein Produkt, die Marke und das Unternehmen langfristig aufzubauen. Hinzu kommt, dass die Show mit jeder Staffel populärer wird, wodurch sich natürlich auch neue Möglichkeiten eröffnen. Und nicht nur DHDL, auch die Marke Frank Thelen hat in der letzten Zeit an Aufmerksamkeit und Ansehen gewonnen - so wird mein Name auch schon mal zum Türöffner.
Wie sieht ein Löwenjahr aus? Was passiert schon vor Drehbeginn, was vor dem Sendetermin?
Thelen: Vor dem Dreh ist nach dem Dreh - wir bauen unser Netzwerk ständig aus, unabhängig davon, ob gerade eine neue Staffel DHDL ansteht. Somit haben wir vor Drehbeginn LEH und Medienpartner für die neue Staffel sensibilisiert, die dann sofort nach Abschluss des Deals mit unseren Start-ups zusammengeführt werden - das alles passiert natürlich lange vor dem Sendetermin. Auch die Online-Partner wie Amazon, Paypal, Otto oder Deutsche Telekom werden schon vor Sendetermin über die neuen Deals informiert. Ebenfalls lange vor der Ausstrahlung kümmern wir uns um den Aufbau des Social Media Marketings bei unseren Start-ups und öffnen ihnen unser Fachwissen im Bereich Branding, Influencer und Performance Marketing. Das ist ein kontinuierlicher Prozess, der mit Abschluss des Deals beginnt und nie endet. Wir arbeiten nicht ausschließlich auf die Ausstrahlung hin und sehen die Ausstrahlung auch nicht als Höhepunkt sondern lediglich als Starthilfe.
Dennoch dürfte der Marketing Push zur Ausstrahlung gewaltig sein. Wie stark ist der Einbruch, wenn die mediale Aufmerksamkeit nach Staffelende wieder absinkt? Und wie unterstützen Sie Ihre Gründer dabei, diesen Einbruch abzufedern?
Thelen: Für uns ist die Ausstrahlung lediglich ein Anstoß, der unseren Produkten eine gewisse Grundpopularität verschafft. Dadurch, dass wir die Marke und das Unternehmen vor der Ausstrahlung so sehr festigen und ausbilden, wächst der Umsatz nach Ausstrahlung stetig an. Einen Einbruch gab es tatsächlich bei keinem unserer Food-Start-ups. Alle wachsen weiterhin stark, sodass wir mit unserer Food-Family für nächstes Jahr mit einem Umsatz von deutlich über 100 Millionen Euro rechnen können.
Gibt es ein Produkt, in das Sie investiert haben, und bei dem die Reaktion der Kunden Sie überrascht hat? Sei es positiv oder negativ?
Thelen: Prinzipiell können wir vorher nie genau abschätzen, wie es laufen wird. Wir mussten feststellen, dass es bei allen sieben Start-ups komplett anders lief - was das ganze natürlich spannend und abwechslungsreich macht. Was uns allerdings überrascht hat, war die große Nachfrage und die starken Abverkäufe im lokalen Handel bei Fittaste. Wir hatten das Unternehmen eigentlich mit einem Fokus auf Online entwickeln wollen. Nun hat es zwei starke Standbeine, das hat uns positiv überrascht.
Wenn Sie nochmal bei "Die Höhle der Löwen" dabei sind: Was würden Sie anders machen?
Thelen: Ich hoffe, unser Freigeist-Team und ich können die Erfahrungen aus den letzten Jahren umsetzen. Wir sind vor drei Jahren ohne Erfahrung in den Bereich Food eingestiegen, heute fordern wir große Marken heraus, erhalten Kaufangebote und jedes einzelne Start-up wächst stark. Es war eine harte und intensive Zeit für die Gründer und uns, aber ich bin wirklich sehr stolz auf unsere Food-Familie.