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Geldstrudel

Insolventer Internetkonzern Unister laut Gutachten wohl schon länger pleite

Fotolia.com/K U Haessler
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Die E-Commerce-Tragödie des Jahres ist ohne Zweifel die Unister-Story: Wie jetzt bekannt wurde, ist der insolvente Leipziger Internetkonzern offenbar schon länger pleite, und zwar seit September 2015.

Der insolvente Leipziger Internetkonzern Unister ist offenbar schon länger pleite. Das geht aus einem Gutachten des Insolvenzverwalters an das Amtsgericht Leipzig hervor, aus dem Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR zitieren.

Darin schreibt Insolvenzverwalter Lucas Flöther, es sei" nicht auszuschließen, dass einzelne Gesellschaften des Unister-Konzerns bereits seit dem Jahr 2015 zahlungsunfähig sind". Flöther wollte sich zu dem Bericht nicht äußern; die Richtigkeit der Angaben wurde der Deutschen Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen bestätigt.

Bereits im September 2015 sei laut einer Reihe damaliger Führungskräfte "eine Finanzierung des operativen Geschäftsbetriebs nicht mehr möglich" gewesen. Gegen den im Juli bei einem Flugzeugabsturz getöteten Unister-Gründer und Geschäftsführer Thomas Wagner "könnten gegebenenfalls Ansprüche wegen verspäteter Insolvenz-Antragstellung bestanden haben", führt Flöther in dem Gutachten weiter auf.

Insolvenzverfahren eröffnet

Erst jüngst hatte das Amtsgericht Leipzig das Insolvenzverfahren für die ersten Tochtergesellschaften des Internet-Konzerns Unister eröffnet. Betroffen sind insgesamt acht Firmen. Dazu zählen etwa die Unister GmbH, das Gutscheinportal U-Deals, die Unister Travel Betriebsgesellschaft sowie der Reiseveranstalter Urlaubstours. Im September wurde bereits das Insolvenzverfahren für die Unister Holding GmbH eröffnet.

Die Tochtergesellschaften mit ihren Vermögenswerten spielten im aktuellen Verkaufsprozess eine große Rolle, sagte Insolvenzverwalter Lucas Flöther der Deutschen Presse-Agentur. In den nächsten Wochen sollen zudem Verfahren für weitere Tochterfirmen eröffnet werden - voraussichtlich am 1. Dezember auch für das Internetportal Ab-in-den-Urlaub.de.

Mit Beginn des Verfahrens endet zugleich die Zahlung des Insolvenzgeldes für Unister-Mitarbeiter durch die Arbeitsagentur. Die Lohnkosten können den Angaben zufolge wieder aus den laufenden Einnahmen gezahlt werden. Flöther sprach von "stabilen Erträgen." Daher sollen auch weniger Stellen gestrichen werden, als bisher angenommen: 66 statt 100 Jobs fallen in der Unternehmensgruppe weg.

Hoffnung auf "unmoralisches Angebot"

Flöther kündigte an, die bereits begonnene Neuaufstellung von Unister fortzusetzen: "Im Mittelpunkt steht die Konzentration auf die Sparten Flug und Touristik." Das Interesse potenzieller Käufer sei hoch, sechs Interessenten seien nach wie vor für das Unister-Kerngeschäft im Rennen. "Wir verhandeln mit allen parallel, mit einigen auch intensiver", sagte der Insolvenzverwalter. Namen wurden nicht genannt. Derzeit richte sich Flöther aber darauf ein, die Geschäfte auch in den nächsten Monaten fortzuführen. Die Planungen gehen bis ins Jahr 2017 hinein, erklärte der Insolvenzverwalter. Sobald ein Investor aber ein "unmoralisches Angebot" vorlege, könne man auch früher mit den Kaufverhandlungen beginnen.

Flöther bei einer Belegschaftsversammlung in Leipzig die Unister-Beschäftigten über den Stand des Insolvenzverfahrens unterrichtet. Insgesamt hat die Gruppe rund 900 Mitarbeiter.

Der Unister-Konzern betreibt über 40 Internetportale, darunter fluege.de und ab-in-den-urlaub.de. Nach dem Tod der beiden Unister-Gesellschafter Thomas Wagner und Oliver Schilling bei einem Flugzeugabsturz im Juli hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet.

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