
Unternehmenssanierung Gerry Weber ist insolvent - die Gründe
Der Modekonzern Gerry Weber hat am vergangenen Freitag einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Ziel ist es, das Unternehmen mit Hilfe einer Restrukturierung zu sanieren. Vor allem muss sich der Konzern gegen die Konkurrenz aus dem Online-Handel und Billigmarken behaupten.
Der Modekonzern Gerry Weber hat am vergangenen Freitag am Amtsgericht in Bielefeld einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt, berichtet das Handelsblatt. Das Verfahren bezieht sich dabei ausschließlich auf die Muttergesellschaft von Gerry Weber. Tochtergesellschaften wie beispielsweise Hallhuber oder Taifun sind von dem Antrag nicht betroffen.
Ziel ist es, das Unternehmen mit Hilfe einer Restrukturierung zu sanieren. Nach dem Bekanntwerden ging die Aktie des Fashion-Konzerns auf Talfahrt. Derzeit liegt der Kurs bei 61 Cent, das entspricht einem Minus von etwa 65 Prozent. Damit Gerry Weber wieder auf Kurs kommt, soll Insolvenzberater Christian Gerloff den Vorstand während des Insolvenzverfahrens unterstützen. Gerloff hat bereits Modeketten wie K&L, Escada und Wöhrl bei Restrukturierungen zur Seite gestanden.
Dass es um Gerry Weber nicht sonderlich gut bestellt ist, war schon seit einiger Zeit bekannt. Zu Beginn des Jahres korrigierte der Modekonzern seine Gewinnprognose nach unten. Als Gründe für die Anpassung gab Gerry Weber damals "die neue Geschäftsplanung des Segments Hallhuber sowie notwendige Anpassung der Wertansätze für die dem Segment Retail zuzuordnenden Landesgesellschaften in Norwegen und Finnland" an.
Wie kam es zu der Schieflage?
Gerry Weber hat wie einige andere Mitbewerber den Strukturwandel in der Modebranche zu spät erkannt. Der Modekonzern läuft bei Digitalisierung am PoS sowie im Online-Handel hinterher und nimmt keine Vorreiterrolle ein. Auch Moderiesen wie H&M und Espirt mussten dies schmerzlich erfahren und versuchen nun mit allen Kräften den Anschluss nicht zu verlieren.
Hinzu kommt, dass Online-Händler wie Zalando oder Asos die Kundschaft abziehen. Zudem machen Billigketten wie Primark ebenfalls Marktanteile streitig. Auch gegen den großen Rivalen aus Spanien, Inditex, hat Gerry Weber das Nachsehen. Die Zara-Mutter ist wesentlich schneller, wenn es darum geht, die neuesten Trends in die Läden zu kriegen.
Der Vorstand muss nun in Zusammenarbeit mit dem Insolvenzberater versuchen, den angeschlagenen Fashion-Riesen wieder auf Kurs zu bringen. Das Ziel ist es, sich als Traditionsunternehmen neben den Luxusmarken auf der einen und den Billigmarken auf der anderen Seite am Markt langfristig positionieren zu können.
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