
Wachstum in China Wie es der Modekonzern Esprit aus der Krise schaffen will
Esprit steckt tief in den roten Zahlen. Nun plant das Management ein Sanierungsprogramm, ein Wachstum sei künftig vor allem in China möglich. Verdi fürchtet unterdessen massive Einschnitte vor allem in Deutschland.
Falsche Farben, falsche Schnitte, falsche Strategie: Der Modekonzern Esprit steckt in der Krise. Nun plant das Management unter dem neuen Chef Anders Kristiansen ein Sanierungsprogramm für das tief in die roten Zahlen gerutschte Unternehmen. Vorgesehen ist etwa die Schließung von unrentablen Läden und die Verschlankung der Organisation, wie das Unternehmen in Hongkong ankündigte. So sei geplant, die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Läden um rund 40 Prozent zu verringern. Angaben zu möglichen Einschnitten in Deutschland machte das Unternehmen nicht.
Esprit beschäftigt in Deutschland rund 2.800 Vollzeit-Mitarbeiter, davon knapp 1.600 in den Geschäften und 1.200 in der Verwaltung. Weltweit sind es 6.400 Vollzeit-Beschäftigte. Hierzulande betreibt der Modekonzern mit Firmensitz im nordrhein-westfälischen Ratingen und Börsennotierung in Hongkong noch 140 eigene Läden.
Hoffnung liegt auf China
Deutschland ist damit der wichtigste Markt des Modekonzerns, der im Geschäftsjahr 2017/18, das am 30. Juni endete, hierzulande gut die Hälfte seines Umsatzes von insgesamt knapp 15,5 Milliarden Hongkong Dollar (1,74 Milliarden Euro) erwirtschaftete. Dabei schrieb das Unternehmen rote Zahlen.
Ein Wachstum sei künftig vor allem in China geplant, kündigte das Unternehmen an. Bislang erwirtschaft der in weltweit mehr als 40 Ländern vertretene Modekonzern noch rund 87 Prozent seiner Umsätze in Europa. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet unterdessen massive Einschnitte vor allem in Deutschland. "Wir haben keine Informationen, was konkret geplant ist", beklagte Verdi-Sprecher Cosimo-Damian Quinto. Es könne nicht sein, dass man expandiere, und die Betriebsräte im Sinne einer Beschäftigungssicherung nicht mit einbeziehe. Ein Unternehmenssprecher verwies dagegen auf laufende Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern.
Hausgemachte Probleme
Wie viele Modehändler kämpft Esprit mit einem schwierigen Marktumfeld sowie zahlreichen hausgemachten Problemen. Im schärfer werdenden Verdrängungsmarkt will das Unternehmen künftig verstärkt auf Qualität setzen. Esprit sei keine Fast-Fashion-Marke und kein Discounter, hieß es. Dabei räumte der Modekonzern auch hausgemachte Fehler ein, etwa bei den Schnitten, dem Sortiment oder beim Image der Marke.
Wenn eine Marke bereits in einer Abwärtsspirale sei, sei es schwer, sich dagegen zu wehren, sagte der Sprecher des Textilhandelsverbands BTE, Axel Augustin. Insgesamt sei das laufende Jahr für den deutschen Textilhandel bislang von einem deutlichen Minus gekennzeichnet. Bis Ende November hinkten die Umsätze um zwei bis drei Prozent hinter dem Vorjahreswert von rund 65 Milliarden Euro hinterher, sagte Augustin.