Für viele Online-Händler ist Weihnachten die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Mit ein paar Tipps lässt sich der E-Commerce-Umsatz optimieren.
Während der stationäre Handel an das diesjährige Weihnachtsgeschäft keine besonders hohen Erwartungen knüpft, werden Webhändler - wie in den Vorjahren - durch den E-Commerce aufgrund wachsender Bequemlichkeit weihnachtsmüder Shopper profitieren. Man muss kein Prophet sein, um sicher vorhersagen zu können, dass die Marke von 10,3 Milliarden Euro Umsatz vom Vorjahr wohl auf jeden Fall geknackt werden wird. Immerhin stellt Amazon nicht ohne Grund in Großbritannien 13.000 und in den USA 80.000 zusätzliche Saisonarbeiter ein, um die umsatzstärkste Zeit des Jahres bewältigen zu können.
INTERNET WORLD Business hat sich bei Experten der E-Commerce-Branche umgehört, welche Aufgaben auf der To-do-Liste auf keinen Fall vergessen werden dürfen und mit welchen Zusatzmaßnahmen Weihnachten für Online-Händler noch schöner wird.
Tipps für die Website-Gestaltung
Das beginnt schon bei der Website-Gestaltung. Der standardmäßig eingesetzte Online-Adventskalender erfüllt zwar noch immer seinen Zweck, Begeisterungsrufe ernten Händler dafür aber längst nicht mehr. "Veranstalten Sie doch eine virtuelle Schneeballschlacht", rät Andreas Schwend, Geschäftsführer der E-Commerce-Agentur DMC. Kunden können sich gegenseitig zum Duell einladen. "Der Sieger erhält ein Weihnachtsgeschenk und einen 10-Euro-Gutschein für den nächsten Einkauf.
Der Shop profitiert von Kettenbrief- und Contest-Effekten", so der E-Commerce-Berater. Ein Weihnachtsmann, der auf der Website Geschichten vorliest, mit dem Online-Zuhörer in Interaktion tritt und dabei gegebenenfalls sogar auf Produkte hinweist, ist laut Schwend eine weitere schöne Möglichkeit, weihnachtliche Stimmung und Kauflust zu fördern.
Sabine Götz, E-Commerce-Beraterin bei der Agentur Shopmacher, setzt auf das Gute im Menschen. "Initiieren Sie eine Guten-Zweck-Tombola", so ihr Vorschlag. Für jeden Einkauf erhalten Kunden ein virtuelles Los, ab einem bestimmten Einkaufswert gibt es 200 Euro. Für jedes Los spendet der Webhändler einen vorher festgelegten Gegenwert für einen guten Zweck. Außerdem wird unter allen Tombola-Teilnehmern nach Weihnachten ein Gewinner gezogen. "Das steigert den Kaufanreiz zur Weihnachtszeit und kann gut für PR und Social Media genutzt werden", weiß die Beraterin.
Darüber hinaus rät sie Webhändlern, den E-Commerce-Umsatz anzukurbeln, indem Käufer, die noch vor dem zweiten Advent ordern, mit einem Bonus oder einer Geschenkverpackung belohnt werden.
Auch der standardisierte Warenkorb lässt sich an die Weihnachtszeit anpassen. Statt Korb oder Tasche könnte auch der Sack des Weihnachtsmanns befüllt werden, stets begleitet von einem freudigen "Ho, ho, ho", wenn ein Produkt darin landet. Mit einem Klick auf den Kaufen-Button werden dann die Rentiere des Weihnachtsmanns aktiviert - und der Schlitten mit den Weihnachtsgeschenken saust gen Himmel.
Dass derartige spielerische Maßnahmen im E-Commerce funktionieren, beweisen die Erfahrungen des Modeversenders Conleys. Allein durch eine Animation, bei der gekaufte Produkte quer über den Bildschirm in den Warenkorb fliegen, konnte Conleys die Interaktion seiner Shop-Besucher mit dem Warenkorb signifikant steigern.
Vom richtigen Geschenk zur pünktlichen Lieferung
Bei aller Spielerei sollten Webhändler natürlich eines nicht vergessen: Das Hauptanliegen der Kundschaft ist nicht, Zeit mit weihnachtlichen Online-Gimmicks totzuschlagen, sondern schnell das geeignete Geschenk zu finden. Umso verwunderlicher ist es, dass die meisten Webshops einen Geschenkefinder entweder gar nicht oder sehr lieblos präsentieren.
Die unkomplizierteste Variante eines solchen Tools besteht darin, die Top Seller im eigenen Shop zu listen. Etwas ausgeklügelter ist es, Geschenke nach Geschlecht oder Beziehungsstatus (Mutter, Vater, Freund, Ehefrau, Kinder) zu präsentieren. Eine etwas kostspieligere Möglichkeit wäre, einen interaktiven Video-Weihnachtsmann zu kreieren, der die Kunden des E-Commerce im persönlichen Dialog fragt, wonach sie eigentlich suchen. Darf es etwas Praktisches, etwas Besonderes, eine günstige Kleinigkeit oder etwas besonders Liebevolles sein? Entsprechend wird das Sortiment vorselektiert und präsentiert.
Auch die eigene Facebook-Gemeinde kann als Geschenkefinder instrumentalisiert werden. Händler könnten ihre Fans fragen oder diese sich untereinander fragen lassen, welches Produkt aus dem eigenen Sortiment für wen am ehesten geeignet wäre.
Pünktliche Lieferung erwünscht
Genauso wichtig wie das passende Geschenk zu finden ist im E-Commerce, dass dieses dann auch pünktlich unter dem Baum landet. Laut einer Untersuchung des ECC Handel entgingen Webhändlern im Vorjahr Umsätze in Höhe von 760 Millionen Euro, weil Kunden befürchteten, dass ihre Geschenke nicht rechtzeitig ankommen. Und die Erfahrungen aus dem letztjährigen US-Weihnachtsgeschäft zeigten: Sie hatten recht. Ungünstige Wetterbedingungen sorgten dafür, dass Tausende von Paketen im vergangenen Jahr in den USA zu spät bei den Kunden ankamen.
Gelernt haben die Logistiker daraus offenbar nichts: "Die Paketdienstleister sind in diesem Jahr nicht besser gerüstet als im Vorjahr", warnt Forrester-Chefanalystin Sucharita Mulpuru. "Stellen Sie sich und Ihre Kunden also besser auf lange Lieferfristen ein."
Hier aber könnte die Stunde der Multichannel-Anbieter schlagen. Wer Same Day oder Express aus der Filiale liefern kann, ist kaum mehr durch einen Online Pure Player zu schlagen - und muss dieses Alleinstellungsmerkmal entsprechend kommunizieren. Die zu erreichende Zielgruppe ist nicht zu unterschätzen: Immerhin sechs Prozent aller Kunden des E-Commerce kaufen ihre Weihnachtsgeschenke am 23. Dezember, aber nur drei Prozent aller Händler können dann noch eine pünktliche Lieferung garantieren, so die Analyse des Logistik-Software-Entwicklers Comarch.
Als tückisch in Sachen Liefergarantie könnte sich zudem erweisen, dass diese unter Umständen mit den Standardlieferzeit-Angaben auf der Produktdetailseite eines Webshops kollidiert. Wer an dieser Stelle beispielsweise Lieferzeiten von fünf bis sieben Tagen angibt und am 17. Dezember noch eine pünktliche Lieferung der Bestellungen vor Heiligabend garantiert, setzt sich vor dem Fest der Liebe einem Abmahnrisiko aus. "Bei diesem Punkt dürften Händler an ihre technischen Grenzen stoßen", ist sich Andreas Arlt, Vorstandsvorsitzender des Händlerbundes, sicher. Und auch bei Preisaktionen muss im E-Commerce seinem Rat zufolge auf die gängige Gesetzgebung geachtet werden. Formulierungen wie "Weihnachtsangebot" reichen nicht aus, da Zeitraum und Aktionsende nicht hinreichend bestimmbar sind.
Vor lauter Konzentration auf das Vorweihnachtsgeschäft sollten Webhändler nicht vergessen, dass es auch ein Leben nach Weihnachten gibt. Unglückliche Geschenkeempfänger können Webshops durch die Integration von Re-Commerce-Angeboten ködern, empfiehlt DMC-Chef Andreas Schwend. Kunden können ihre Geschenke einsenden und erhalten dafür einen Einkaufsgutschein des Shops.
Auch eine handgeschriebene Dankeskarte in den Paketen sorgt für einen guten Eindruck beim Kunden - und dafür, dass der teuer erkaufte Kunde auch während des Jahres einmal wieder vorbeischaut.