Svenja Teichmann, Gründerin und Geschäftsführerin crowdmedia
Svenja Teichmann, Gründerin und Geschäftsführerin crowdmedia
Rund 81 Prozent der weiblichen deutschen Onliner nutzen Soziale Medien, ein Großteil der Social Media-Experten ist ebenfalls weiblich. Sprecherinnen zu diesen Themen hingegen finden sich seltener und auch mit Blick aufs Gehalt gibt es Verbesserungsbedarf.
Von Svenja Teichmann, Gründerin und Geschäftsführerin der Digital-Agentur crowdmedia GmbH
Gut 2,8 Milliarden Menschen - 22 Prozent mehr als im Vorjahr - nutzen soziale Netzwerke weltweit. Das entspricht 37 Prozent der Weltbevölkerung. Zu diesen Ergebnissen kommt der amerikanische Dienstleister Tracx, der die demographischen Daten der größten Social Media-Netzwerke zusammengetragen hat (Stand Januar 2017).
Spannend an diesen Zahlen ist auch, dass in der Welt der Sozialen Medien Frauen klar vorne liegen. Wer also dem Gedankenspiel "Social Media ist Internet, Internet ist Technik, und Technik ist in erster Linie was für Männer - also ist das Social Web eine Männer-Domäne" anhängt, der sollte seine Gedankenwelt mit der Realität abgleichen. Beispielsweise ergab eine Studie von Pew Research im Jahr 2016, dass 73 Prozent der männlichen Internetnutzer auch in Social Networks aktiv sind, während es bei den Frauen 80 Prozent der User sind.
Ähnliche Zahlen gibt es auch für Deutschland: So sind hierzulande laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr 55 Prozent der Internetnutzer zu privaten Zwecken auf sozialen Netzwerken unterwegs gewesen. Davon sind laut "Global Digital Report 2017: So digital ist Deutschland" (mit Zahlen von 2018) 50,7 Prozent Frauen und 49,3 Prozent Männer.
Das Social Web - eine Frauendomäne, nur nicht beim Gehalt
Woran könnte es liegen, dass der Frauenanteil im Social Web so hoch ist? Haben sich hier die Nutzerinnen, allen Gender-Diskussionen zum Trotz, eine eigene Enklave geschaffen? Und wie sieht es dann bei den Experten aus, die für Unternehmen deren Social Media-Aktivitäten steuern? Gilt hier auch die Frauenpower?
Ich bin Gründerin und Geschäftsführerin der Digital-Agentur crowdmedia GmbH, die in diesem Jahr schon zum siebten Mal die Social Media Conference in Hamburg am 18. und 19. Oktober inhaltlich gestaltet. Ich befasse mich neben den Trendthemen im Social Web auch mit dessen Akteuren.
Ich kenne keine belastbaren Studien, warum so viele Frauen in der Social Media-Branche arbeiten, aber ich denke, das Berufsbild spricht vor allem Frauen an. Grundsätzlich geht es ja vor allem um Kommunikation und hier steht der kreative und dialogorientierte Teil besonders im Vordergrund. Ich bin kein Fan von Klischees, aber dennoch scheint dies besonders Frauen mehr zu liegen.
Meine eigenen Erfahren unterstützen die These auch. Seit fast zehn Jahren halte ich Seminare im Bereich Online Marketing und Social Media. An der IHK Hamburg bilden wir etwa Social Media Managerinnen aus. Hier ist der Frauenanteil sehr hoch. In den letzten Kursen war manchmal nur ein Mann bei 15 Teilnehmern.
Ungleiches Bild beim Gehalt
Doch der Blick aufs Gehalt zeigt wieder ein bekannteres Bild: Verdient der durchschnittliche Social Media Manager 3.000 Euro, so sind es bei den Frauen 2.900 Euro, bei den Männern hingegen 3.100 Euro. Das ist das Ergebnis von Umfragen der Online-Akademie Köln, einem Vergleichsportal im Bildungsbereich.
Damit dieser Gender Gap in Sachen Sichtbarkeit und Gehalt aber nicht in Stein gemeißelt bleibt, bilden sich immer mehr Initiativen, die eben dies ändern wollen, beispielsweise die Digital Media Women. Die DMW sind ein Netzwerk von Frauen aus der Digitalbranche, die für mehr Sichtbarkeit von Frauen auf allen Bühnen sorgen wollen - ob Konferenzen, Fachmedien oder Management Boards. Ich bin seit 2012 mit dabei und mir ist es dementsprechend auch wichtig, auf der diesjährigen Social Media Conference den Speakerinnen angemessenen Raum zu bieten.
Sicherlich ist es im Digital-Bereich einfacher, Rednerinnen für Social Media zu finden als für sehr techlastige Themen. Doch es gibt Frauen in allen Bereichen. Viele Konferenz-Organisatoren machen sich oft nicht Mühe, diese zu finden. Für mich ist hingegen die "Frauenquote auf der Bühne" ein sehr wichtiges Thema und deswegen habe ich auch bewusst nach spannenden Sprecherinnen gesucht - mit dem Ergebnis, dass auf der diesjährigen Konferenz knapp 50 Prozent der Redner weiblich sind.
