Bayerisches Grundnahrungsmittel: Bier
Bayerisches Grundnahrungsmittel: Bier
Die Gemeinsamkeiten von Bier und E-Commerce erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Wie und wo sich die beiden Bereiche ähneln, erklärte Unternehmer und Biersommelier Klaus Artmann.
"Das mit dem Hochdeutsch spare ich mir gleich", verkündete Klaus Artmann bereits zu Beginn seines Vortrags "Die E-Commerce-Sommeliers" im Rahmen der Münchner Webwoche. Artmann ist nicht nur Biersommelier, sondern auch geschäftsführender Gesellschafter bei connection one und aktiver Gesellschafter und Berater bei der mission one. Zudem betreibt er Bierportale wie biertraum.de, biershop-bayern.de oder bierquiz.de. Für ihn ist klassische Tradition und Digitalisierung kein Widerspruch. Die Gemeinsamkeiten von E-Commerce und dem "bayerischen Grundnahrungsmittel" Bier sind für ihn offensichtlich.
Artmanns These: Bier und E-Commerce sind wie Fußball. Alle Bereiche definieren sich durch ein komplexes Zusammenspiel sowie durch "gefährliches Halbwissen": Die wenigsten sind selbst Bierbrauer, betreiben einen Online-Shop oder sind aktive Fußballer - alle aber sparen nicht mit klugen Ratschlägen und versuchen mit unterschiedlichen Kenntnissen zu punkten. Das Produkt Bier wird für Artmann dabei noch zu wenig über das Internet vertrieben, nur sieben Prozent der Deutschen Internet-Shopper kaufen bislang Bier im Online-Shop. Bei Wein liegt die Rate bei 24 Prozent.
Ein neues "Bier-Lebensgefühl"
Dabei gibt es im Moment viele neue Impulse: neue Brauereien aus dem Ausland etwa kommen nach Deutschland, im Inland werden viele Tochterunternehmen und Start-ups in diesem Bereich gegründet. Zudem entstehen viele neue Biere, darunter neue Marken oder neue Bierstile. Außerdem entsteht ein neues "Bier-Lebensgefühl", es gibt Bierclubs, Festivals, spezielle Lokalitäten wie das Tab House in München mit 40 Zapfhähnen und 200 Sorten Craft Beer sowie immer mehr Hobbybrauer.
Das bringt wiederum eine Veränderung im Marketing mit sich. Der Trend geht weg von der Austauschbarkeit, Neutralisierung und "Hektoliter-Strategie" hin zur Emotion, Originalität, Begeisterung und Sensorik. Das haben auch die Brauereien verstanden. So setzen immer mehr auf spezielle Stile, etwa das "Kriek Boon" der belgischen Brauerei Boon, ein Lambic-Fruchtbier mit Kirsche, oder Riegeles Premiumbier Simco 3. Es setzt auf eine neue Endkunden-Aufklärung und gibt auf dem Flaschenetikett etwa Informationen zur Hopfensorte und Aroma.
Bei Fragen, was nun das richtige Bier oder das richtige Shopsystem ist, sind für Artmann folgende Aspekte zur Beantwortung entscheidend:
- Beratung und Beratungskompetenz
- Theorie oder Praxis
- Abschluss/Betreuung
- Weiterentwicklung
Artmann rät, in beiden Bereichen Inspiration und Kreativität auch aus anderen Branchen zu ziehen, und sich individuell neu zu erfinden. Für rentables Wachstum ist es nötig, neue Zielgruppen zu erschließen, neue Produkte und neue Marken zu etablieren. Entscheidend sei aus User-Sicht zu denken: Was ist neu? Was ist der Mehrwert? Erkenne ich Unterschiede? Eine Kombination aus Ration und Emotion führt Artmann zufolge schlussendlich zum Erfolg - in Sachen Bier genauso wie in Sachen E-Commerce.
Auch Start-ups kamen im Zuge der Münchner Webwoche nicht zu kurz: Mit welchen Problemen kämpfen Jungunternehmen in München? Was sollte hier besser werden? Darüber diskutierten Gründer mit Google-Experten im Münchner Büro des Konzerns.