
Paul Wright, CEO iotec
Paul Wright, CEO iotec
Ist 2018 das Jahr, in dem die Euphorie über die Stars des Silicon Valley zu einer echten Debatte über Werte und Unternehmenskultur heranwächst? Wird endlich beleuchtet, welche Auswirkungen diese Businesses in allen Teilen unseres Lebens haben werden?
Von Paul Wright, CEO iotec
In diesem Jahr haben wir gesehen, wie Facebook, Google, Twitter und Uber sich mit einer Flut von Vorwürfen herumschlagen mussten. Diese Tech-Giganten stehen unter wachsendem Druck durch das stetige Wachstum von "Fake News" - einschließlich Geschichten, die angeblich von Russland vor der US-Wahl 2016, dem Brexit und sogar der Alabama-Senatswahl vorangetrieben wurden. Hinzu kommt die Verbreitung extremistischer Inhalte wie terroristischer Propagandavideos und die Frage, ob die Plattformen Nachrichtenanbieter für Inhalte bezahlen sollten. Durch ihren immer gewichtigeren Einfluss auf die Gesellschaft werden die Unternehmen auch immer stärker an gesellschaftlichen Maßstäben gemessen.
Ist 2018 das Jahr, in dem die Euphorie über die Stars des Silicon Valley zu einer echten Debatte über Werte und Unternehmenskultur heranwächst? Wird endlich beleuchtet, welche Auswirkungen diese Businesses in allen Teilen unseres Lebens haben werden?
Es ist an der Zeit. Mit den Worten von Uncle Ben aus Spiderman: "Große Macht bringt große Verantwortung mit sich". Davon haben wir bisher wenig gesehen.
Die Definition dieser Verantwortung
Der erste Bereich, aus dem Herausforderungen entstehen, ist die Definition dieser Verantwortung und die daraus folgende Regulierung. Bisher hat Silicon Valley die Verantwortung für das, was auf ihren Plattformen erscheint, nicht getragen, weil es behauptet, nicht Medieninhaber zu sein und somit nicht der Regulierung zu unterliegen, mit der normale Verlage weltweit konfrontiert sind.
Durch Menschen wie Patricia Hodgson, Vorsitzende der Medienaufsichtsbehörde Ofcom in Großbritannien, ändert sich dieser Diskurs. Sie glaubt, dass Internetunternehmen wie Google und Facebook Verlage sind und hebt hervor, dass sie letztendlich einer strengeren Regulierung im Einklang mit den Maßnahmen, die anderen Medientypen auferlegt werden, ausgesetzt sein könnten.
Einige Schritte wurden bereits in die richtige Richtung zu strengeren regulatorischen Maßnahmen unternommen. Google zum Beispiel sagt, dass seine Ingenieure Technologien entwickelt haben, um Re-Uploads bekannter, terroristischer Inhalte mit Hilfe von Image-Matching-Techniken zu verhindern. Das Unternehmen hat sich außerdem verpflichtet, die Anzahl unabhängiger Experten im YouTube-Programm "Trusted Flagger" zu erhöhen und seine Arbeit mit Gruppen zur Bekämpfung von Extremismus auszuweiten. Inhalte, die zur Radikalisierung genutzt werden können, werden so noch besser identifiziert.
Mehr Transparenz
Gegen Ende dieses Jahres kündigte Twitter das sogenannte Transparency Center an, das jedem einen Überblick über die Werbetreibenden auf Twitter, die Details hinter den Anzeigen und die Tools bietet. Dem Nutzer wird außerdem ermöglicht, in direktem Feedback mit der Plattform zu stehen.
Facebook hat ebenfalls begonnen, einige Dinge rund um politische Anzeigen anzuvisieren, aber wir werden sehen, was wirklich daraus entsteht. Vielleicht werden Vorschläge wie der "Honest Ads Act" in den USA Veränderungen bringen - er zielt darauf ab, mehr Klarheit und Transparenz in Bezug auf digitale politische Werbung zu schaffen, indem digitale Anzeigen an die gleichen regulatorischen Standards wie Rundfunk- oder Printmedien gebunden werden.
Der zweite Bereich ist die Transparenz dieser Plattformen. Während es einen ununterbrochenen Strom des Geldes gibt, der einseitig verläuft, gibt es kaum Kontrolle dritter, unabhängiger Instanzen. Facebook hat der MRC (Media Rating Council) Prüfung seiner Plattform zugestimmt, aber diese befindet sich erst in der zweiten von drei Stufen. Uber hat erklärt, dass sie offener darüber sein werden, welche Daten sie über ihre Nutzer speichern. Das kann aber nur der Anfang sein, denn offen gesagt, liegt es auch an den Nutzern dieser Plattformen, von den Werbetreibenden bis zu den Kunden, mehr Veränderungen zu fordern.
Diversity-Debatte in der Werbewelt
Ein weitere Punkt: Vielfalt. Die Werbewelt ist wie viele andere Branchen von der Diversity-Debatte betroffen, die immer mehr Skandale in vielen Unternehmen aufdeckt. Obwohl die Unternehmen mit allen Mitteln gegen die Vorwürfe ankämpfen, ist es klar, dass viele Unternehmen aus dem Silicon Valley ein ernsthaftes Diversity-Problem haben. Da diese Unternehmen und ihre Plattformen milliardenfach und von allen möglichen Menschen genutzt werden, ist es auch an der Zeit, dass sie sich mehr mit diesen Themen beschäftigen. Bei genauerer Betrachtung wird klar: Die Unternehmen, die Plattformen für andere Menschen bauen, müssen mit gutem Beispiel vorangehen und ihre eigene MItarbeiterstruktur der Nutzerstruktur anpassen. Daher sollten sie in diesem Bereich führend sein und sich für mehr Inklusivität einsetzen.
Drei Bereiche, die unsere Sicht der Technikwelt verändern können - ich für meinen Teil würde mich freuen, wenn diese Giganten 2018 beginnen, sich selbst zu hinterfragen und diese Themen aufgreifen würden. Die Welt schaut zu und der Glanz hat sich gelegt.