
Das rasante Wachstum des E-Commerce stellt die Logistik vor enorme Herausforderungen. Thomas Ogilvie, Geschäftsbereichsleiter Online- und Empfängerstrategie bei DHL Paket, sprach auf der Internet World Messe über die Trends in der Logistik.
Noch werden über das Web vorrangig Unterhaltungsprodukte, Bücher oder Kleidung gekauft. "Auf absehbare Sicht werden Pakete aber auch die Grundversorgung sicherstellen", prognostizierte Logistik-Experte Thomas Ogilvie. Die Lieferung von Lebensmitteln erfordere neue Konzepte bei der Verpackung - wenn etwa ein Becher Joghurt in einem riesigen Styroporpaket geliefert wird, werde deutlich, dass das Thema hierzulande noch nicht richtig angekommen ist.
Die Entwicklung müsse nicht die oftmals befürchtete Verödung der Innenstädte zur Folge haben. Vielmehr werde sich der Versand von Waren per Paket für stationäre Händler zu einem zweiten Standbein entwickeln - stationäre Händler werden Multichannel-Händler. Auch Showrooming-Konzepte werden sich weiter durchsetzen, ist sich Ogilvie sicher. Eine Kollektion einmal im Geschäft zu präsentieren und dann auf Wunsch des Kunden zu verschicken - das sei letztlich einfacher und sinnvoller; immer mehr Ketten werden solche Konzepte künftig anbieten.
Dramatisch an Bedeutung gewinnen werden hingegen globale Zustellkonzepte: "Die nahtlose Logistikkette rund um den Erdball wird ein wichtiges Thema", so Ogilvie. Warum nicht etwa deutsches Babymilchpulver nach China verkaufen? Da stecke ein großes Potential.
Auch der Faktor Zeit gewinne eine völlig neue Bedeutung bei der Zustellung von Paketen. Der Kundenservice, den Zeitpunkt der Zustellung selbst bestimmen zu können, werde immer wichtiger.
"Immer mehr Menschen werden eine eigene Packstation haben"
Gleichzeitig wird auch die CO2-neutrale Zustellung von Paketen an Bedeutung gewinnen, sagte Ogilvie. Nicht zuletzt deshalb, weil in Teilen der Welt zunehmend darüber diskutiert wird, den Zugang zu den Innenstädten aus Umweltschutzgründen zu reglementieren. Eine Lösung zum CO2-neutralen Versand sieht Ogilvie in der Zustellung mit Elektroautos, deren Leistung auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst ist. Auch über effizientere Verpackungen müsse nachgedacht werden. Wenn 50 Prozent des Inhalts eines Pakets aus Luft besteht, werde viel Stauraum verschenkt. Außerdem: "Kein Kunde will riesige Styroporkartons in der Wohnung rumstehen haben". Ein Lösungsansatz könne bei bestimmten Produkten die Verpackung durch Folien sein.
Ein weiteres Zukunftsszenario: "Immer mehr Menschen werden ihre eigene Packstation haben - direkt vor der Haustür." Über diese Packstationen, die zum Beispiel neben dem Briefkasten stehen könnten, ließe sich sowohl der Empfang als auch der Versand von Paketen realisieren. So könnten etwa auch Mehrwegverpackungen vom Kunden ohne Aufwand retourniert werden.