INTERNET WORLD Logo Abo
Verleger klagen gegen Tagesschau-App
Sonstiges 21.06.2011
Sonstiges 21.06.2011

Verleger klagen gegen Tagesschau-App Zu viel Text?

Zur Daily Soap reicht der Streit um die Tagesschau-App noch nicht, doch eine Fortsetzungsgeschichte ist er allemal: Acht Zeitungsverlage haben heute bei der Wettbewerbskammer des Landgerichts Köln eine gemeinsame Klage gegen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und NDR eingereicht. Die Begründung: Die Inhalte seien zu textlastig.

Zu den Klägern zählen die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Süddeutschen Zeitung, der Welt, der Westdeutsche Allgemeine Zeitung, des Kölner Stadt-Anzeigers, der Rheinischen Post, der Ruhr Nachrichten und des Flensburger Tageblatts. Sie wehren sich damit gegen die ihrer Meinung nach "textdominante Berichterstattung in der Tagesschau-App ohne jeglichen Sendungsbezug".

Die Verlagshäuser stützen sich bei ihrer Wettbewerbsklage auf den Rundfunkstaatsvertrag der Länder, der presseähnliche digitale Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender ohne konkreten Bezug zu einer erfolgten Sendung verbietet. Hörfunk- und fernsehähnliche Inhalte blieben von der verlegerischen Kritik unberührt, teilte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mit. Der Dachverband unterstützt die Aktion der klagenden Verlage.

Der Streit um die Anwendung war vor eineinhalb Jahren ausgebrochen. Nachdem der Rundfunk die App angekündigt hatte, machte Axel Springer gegen das Gratisangebot mobil und sprach von "Wettbewerbsverzerrung". Bild.de veröffentlichte Stellungnahmen von Politiker, die sich gegen das Projekt der ARD aussprechen. Auch der BDZV kritisierte das Vorhaben. Anschließend drohte der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) sogar mit einer Klage in Brüssel. Seit Ende des vergangenen Jahres ist die Anwendung verfügbar, zuvor war sie im Dreistufentest geprüft und genehmigt worden.

Hintergrund für den Streit ist, dass viele Verlage hoffen, über Bezahlapps ihre digitalen Inhalte zu finanzieren. Vor allem Axel Springer setzt auf mobilen Paid Content - und meldet Erfolge. In zwölf Monaten haben die Medienmarken des Verlags mehr als 15 Bezahlangebote gestartet, die über 800.000 Mal heruntergeladen wurden.

Die neue Vorsitzende der ARD, die WDR-Intendantin Monika Piel, hatte den Verlegern Anfang des Jahres einen Schulterschluss gegen Google angeboten: Sie möchte die Apps der öffentlich-rechtlichen Sender kostenpflichtig machen, wenn auch die Printmedien ihre mobilen Inhalte verkaufen.

Das könnte Sie auch interessieren