"Kampf um die digitale Geldbörse" - so titelte vor einigen Wochen ein bekanntes Nachrichtenportal und widmete sich damit dem derzeit vielleicht heißesten Innovationsfeld der digitalen Wirtschaft: dem Mobile Payment. Heiß deshalb, weil das weltweite Umsatzvolumen mit NFC-basierten mobilen Bezahldiensten bis 2014 bereits auf rund 50 Milliarden Dollar anwachsen soll. Das zumindest behauptet eine knackfrische Studie von Juniper Research. Hitze entsteht auch durch Reibung. Denn diesmal treten nicht nur einmal mehr die großen Player wie Google und Apple gegeneinander an, sondern auch die großen Telkos und StartUps wie Square sind mit teils vielversprechenden Konzepten am Start.
Für Gesprächsstoff sorgt aber nicht nur die Frage, welche Technologie und welches Geschäftsmodell am Ende das Rennen macht. Weitaus faszinierender sind die Potenziale, die mit dem nun greifbaren Brückenschlag zwischen Online-Marketing und der Offline-Konsumwelt verbunden sind. Es braucht nicht viel, um zu erkennen, welche kostbaren Rückschlüsse Google im Hinblick auf die PoS-Wirksamkeit von Online-Kampagnen mit Google Wallet wird bieten können. In Verbindung mit Google Offers, dem Android-Betriebssystem und den Nexus-Smartphones genießt Google eine nahezu ideale Ausgangsposition. Apple hingegen hat mit dem iPhone - dem ein NFC-Chip im nächsten Modell vorausgesagt wird - die größere Macht im Hardware-Markt. Mit iTunes als gut etabliertem und akzeptiertem Bezahlsystem hat Steve Jobs einen weiteren Trumpf auf der Hand. Auch der im Vergleich zu Google derzeit noch größere Vertrauensbonus dürfte im Kampf um Marktanteile im Mobile Payment ins Gewicht fallen.
Square wiederum muss jetzt sehen, wie es seine vielen Funding-Millionen richtig investiert. Das Unternehmen hat mit seiner Lösung aus App und Smartphone-Aufsatz eine clevere Alternative entwickelt. Sie wird noch mehr Kraft entfalten, wenn NFC-Systeme integriert werden. Zu erwähnen ist auch Corduro, das technisch komplizierter ist, aber dank Google’s finanzieller Rückendeckung ein ebenfalls spannender Kandidat bleibt. Monetär gut ausgestattet ist auch Boku - ein Dienst, der Einkäufe per Telefonrechnung abrechnet. Ob sich dieses Geschäftsmodell mit seinem hohen Provisionslasten weiter in die Breite entwickeln kann, bleibt jedoch abzuwarten.
Schauen wir uns an, welche Manager wir im Mobile Payment-Markt im Blick behalten sollten.