
Wen muss man im Bereich Internetagenturen kennen? Maren Freyberg, Geschäftsführerin Cribb Personalberatung in Hamburg, nennt die Leute, die derzeit die Themen bestimmen:
Seit wir uns vor zwei Jahren zum ersten Mal in dieser Kolumne mit der Agenturszene befasst haben, ist eine Menge passiert - allerdings ohne dass sich an der Situation allzu viel geändert hätte. Immerhin hat sich auf breiter Front die Einsicht durchgesetzt, dass eine Marke heute kanalübergreifend geführt werden muss. Aber eine Agentur, die in der Klassik genauso zuhause ist wie in der digitalen Welt und die technologisch genauso fit ist wie im Hinblick auf ihre Kreation? Das sucht man in Deutschland immer noch vergeblich.
Immerhin: Mit der Vision des großen integrierten Kommunikationsanbieters haben sich Internet- und Werbeagenturen in den letzten Jahren aufeinander zu- aber leider auch wieder voneinander wegbewegt. Denn nach wie vor haben sie kein Patentrezept dafür gefunden, wie die alten Grenzlinien wirklich aufzulösen sind. Weder die Ausgliederung der digitalen Dienstleistungen in eine eigene Unit noch die totale Integration beider Lager scheinen von Mitarbeitern und Kunden gleichermaßen gut angenommen zu werden.
Dabei drängt die Zeit, vor allem für die Klassikagenturen - einige von ihnen stellen bereits ihre Existenz in Frage, weil sie den digitalen Zug verpasst haben. Denn die Onliner sind inzwischen selbst in Fragen der Markenführung auf dem Vormarsch. Sie sind es auch, die von der immer weiteren Ausdifferenzierung der digitalen Kommunikation profitieren.
Aber auch unter den Internetagenturen ist der Druck groß, Schritt zu halten. Denn im Bereich E-Commerce geht jetzt richtig die Post ab. Immer mehr Konzerne betreten den elektronischen Vertriebsmarkt und sorgen für großartiges Wachstumspotenzial. Geht es dabei um komplexe Lösungen mit großen Transaktions- und Logistiksystemen im Hintergrund, machen dieses Geschäft vor allem die großen Technik-getriebenen Agenturen wie T-Systems, SinnerSchrader und Pixelpark, die zusammen das Umsatzranking dominieren. Den kreativen, oft inhabergeführten Agenturen bleibt das breite Feld der Produktkommunikation, das mit all seinen angeschlossenen Spezialdisziplinen ebenfalls glänzende Aussichten bietet.
Schauen wir uns an, welche Persönlichkeiten wir bei den Internetagenturen im Blick behalten müssen.

Jason Warnes ist Leiter des deutschen Büros von AKQA, der weltweit größten unabhängigen Interactive Agentur. Er gehört bereits seit elf Jahren zur hochkreativen Truppe rund um Gründer Ajaz Ahmed aus San Francisco, der wie Zuckerberg und Co fast noch jugendlichen Alter die Uni abbrach, um sich endlich unternehmerisch entfalten zu können. Mit ihrem neuen Berliner Büro tritt die international renommierte Digitalagentur nun auch auf dem deutschen Markt an - und macht mit 20 festangestellten Mitarbeitern und zwei Startkunden (darunter Nokia) gleich richtig ernst. AKQA kann für die etablierten Agenturen zu einer sehr ernsthaften Konkurrenz werden, wenn das Unternehmen mit Warnes an der Spitze bei uns genauso absahnt wie im Ausland.

Peter Gravier trägt seit der Umstrukturierung bei DDB Tribal den bedeutungsvollen Titel Chief Integration Officer und soll an allen Standorten im Lande dafür sorgen, dass die Gruppe genauso integriert auftritt wie bereits in Hamburg. Er arbeitet schon seit Mitte der 90er Jahre Disziplin übergreifend und soll dieses Know-how nun in allen Teams einbringen. Durch sein weit reichendes Verständnis der Online- wie der Offlinewelt und seine Eloquenz kann er das durchaus schaffen - auch, wenn die Neuaufteilung in Teams aus Strategen, Konzeptionern und "digitalen Kommunikationsprofis" erst einmal neue künstliche Gegensätze zu schaffen scheint.

Oliver Czok, als Vorstand bei der Deepblue Networks AG für den digitalen Part an der Spitze, blickt auf einen Kundenstamm, der vor großen Namen nur so strotzt. Die Kombination aus technologischer Orientierung und Kommunikationsberatung hat die Agentur erfolgreich gemacht. Ein Faktor seines Erfolges: Die Förderung seiner Mitarbeiter schreibt er groß. So ist es ihm gelungen, ein treues Team um sich herum aufzubauen, das er trotz konjunktureller Schwankungen nicht nur gehalten, sondern kontinuierlich vergrößert hat.

Friedrich von Zitzewitz leitet als Geschäftsführer die Kreation bei Plan.Net, dem digitalen Arm von Serviceplan, Deutschlands größter inhabergeführter Agenturgruppe. Er startete seine Karriere in den Bereichen PR und Klassik und hat schon seit langem im Interactive Bereich seine Berufung gefunden. Die Onlinetochter Plan.Net trägt mit über 20 Prozent zum Umsatz der Gruppe bei.

Peter Figge, frisch gebackener CEO der Jung von Matt AG, findet hier erneut seinen Platz, weil er als Onliner jetzt das Experiment wagt, in eine hochkreative und extrem erfolgreiche klassische Agentur zu gehen, die im Onlinebereich ganz sicher noch Luft nach oben hat. Er wird die Kultur des Unternehmens verändern müssen, um JvM zu einer so integrierten Agentur weiterzuentwickeln, wie es ihm zuletzt bei Tribal DDB (heute DDB Tribal) gelungen ist. Durch seine Gabe, Menschen für sich zu gewinnen und Kunden und Mitarbeiter dauerhaft an sich zu binden, ist er hierzulande einer der wenigen, denen man das zutraut.
Sie sind gefragt!
Welche "People to watch" aus der Internetagentur-Branche dürfen hier nicht unerwähnt bleiben? Sagen Sie uns, welche Experten ebenfalls gewürdigt werden sollten und diskutieren Sie mit uns die aktuellen Themen und Trends in diesem Bereich.
Ab 15. Oktober 2010 geht es an dieser Stelle um Persönlichkeiten aus dem Technolgie-Bereich. Wer sind die herausragenden Dealer und Wheeler der Branche, wer sind die kommenden? Verraten Sie es uns bis zum 4. Oktober 2010 per Mail.
Die Autorin von "Five People to Watch: Internetagenturen" Maren Freyberg ist Geschäftsführerin der Cribb Personalberatung in Hamburg. Mit seinem 1998 gegründeten Unternehmen gehört Dwight Cribb zu den Executive-Recruitern in den Bereichen Online, Medien, Telco und Technology.