Nicht nur Journalisten wie Jürgen Bruckmeier, sondern auch Printmagazine suchen ihr Heil im Web. Gerade hat das Interviewmagazin Galore verkündet, nach dem Aus der Druckausgabe online zu erscheinen. Haben ehemalige Printprodukte im Web eine Chance?
Hohe Kosten, schwindende Anzeigenerlöse - Printmedien stecken in der Krise. Das Web dagegen boomt: Bereits 2010 wird die Dauer der täglichen Onlinenutzung die des Fernsehens übertreffen. Während den Zeitschriften weltweit ein Einbruch der Werbeumsätze um 16,7 Prozent für dieses Jahr prognostiziert wird, soll das Anzeigenvolumen im Web um 10,1 Prozent steigen.
Immer mehr gescheiterte Printmedien suchen daher ihre Rettung im Netz. In den USA werden die Tageszeitungen Seattle Post-Intelligencer, Christian Science Monitor und Ann Arbor News nur noch digital veröffentlicht. Die deutsche Vanity Fair überlebt seit der Einstellung des Hefts im Web, und das Interviewmagazin Galore, das früher ausschließlich in Druckform angeboten wurde, wird nach seinem Abschied vom Kiosk jetzt als Onlinemedium wiedergeboren. Dieser Trend wird sich im Laufe des Jahres noch verstärken.
Ob es sich dabei bloß um einen Tod auf Raten handelt, bleibt abzuwarten. Im ersten Schritt profitieren die ehemaligen Printmedien von den gesunkenen Produktionskosten. Doch um User zu gewinnen und zu halten, reicht es nicht aus, Texte ins Web zu stellen, die man in gleicher Form auch auf Papier drucken könnte.
Dazu kommt: Die Konkurrenz ist im Internet noch größer als am Kiosk, denn die Medienangebote kämpfen nicht nur untereinander, sondern auch mit Blogs, Videoplattformen und Diensten wie Twitter um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Der Weg vom Print ins Netz erfordert zudem von den Journalisten ein radikales Umdenken in der Kommunikation. Während die Leser von Printprodukten lediglich Informationen konsumieren, wollen die Internetuser als Gesprächspartner auf Augenhöhe akzeptiert werden.
Der Erfolg dieser Medien - die nicht aus freiem Willen, sondern aus blanker Not nur noch online erscheinen - hängt davon ab, ob es ihren Machern gelingt, jene Möglichkeiten gekonnt einzusetzen, die ihnen nur das Internet bietet. Und ob die Zielgruppe, die sie mit ihren Inhalten anziehen, auch für Werbetreibende attraktiv ist.