INTERNET WORLD Logo Abo
Miese Arbeitsbedingungen bei Groupon?
Sonstiges 20.02.2012
Sonstiges 20.02.2012

Miese Arbeitsbedingungen bei Groupon? Kein Zuckerbrot, viel Peitsche

Von wegen lockere Start-up-Arbeitsatmosphäre: Beim Couponing-Platzhirsch Groupon herrscht aufgrund von Deal-Mangel offenbar massiver psychischer Druck, berichtet die Startup-Plattform Gruenderszene.de. Wer Ziele nicht erfüllt, muss mit Degradierungen und Penalties rechnen.

Bereits im September 2011 erhielt Gründerszene einen dreiseitigen anonymen Brief, in dem von "Hire-and-Fire"-Strukturen und "blanker Schikane" bei Groupon die Rede ist. In Team-Meetings werde auf "Non-Performer eingeprügelt", Ziele und Rapports im Stundentakt abgefragt. Ein durchschnittlicher Arbeitstag bei Groupon dauere von 8.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr abends. Pausen seien nicht gerne gesehen.

Die Vorwürfe stützt eine weitere Mail von Groupon-Chef Daniel Glasner, die Gründerszene zugespielt wurde. "Um euch die Bedeutung und Wichtigkeit des Themas Qualität unserer Deals noch besser zu veranschaulichen, greife ich zu einer außergewöhnlichen Maßnahme: Jeder von euch, der nächste Woche nicht die folgenden zwei Minimum-Ziele erreicht, wird seinen 'Director'-Titel verlieren", droht Glasner darin mehreren City-Managern und Direktoren. Das Minimum-Ziel beinhalte, innerhalb einer Woche mit einem achtköpfigen Team mindestens vier Dreamlist-Accounts zu "closen". Dreamlist-Partner seien beispielsweise Top-Restaurants oder namhafte Spas. Dass es Glasner mit seiner Drohung ernst meint, zeigt eine weitere Passage in der Mail, in der Glasner dem HR-Team bereits genaue Anweisungen erteilt, alle Titel der Personen zu ändern, die ihre Ziele nicht erreichen. Als es drei Tage später noch immer keine Deals regnet, droht Glasner weiter: "Es sieht extrem ernüchternd aus. Niemand ist annähernd bei einem Drittel. Jeder von euch sollte die verbleibenden zwei Tage nutzen. Sonst müssen wir nächste Woche unnötig HR mit Änderungsverträgen für jeden von euch beschäftigen."

Ein potenziell Betroffener allerdings, der von Gründerszenes Schwestermagazin VentureVillage auf die Vorgänge angesprochen wurde, wollte von diesem E-Mail-Verkehr nichts wissen. Und auch Glasner kommentierte gegenüber Gründerszene: "Die angesprochenen Punkte entsprechen nicht der Wahrheit und sie spiegeln auch in keiner Weise den Arbeitsalltag bei Groupon wider. Wie bei jedem größeren Unternehmen gab es auch bei uns in der Vergangenheit vereinzelt Fälle, in denen wir uns von Mitarbeitern nicht im gegenseitigen Einvernehmen getrennt haben. Jeder dieser Fälle ist für uns unerfreulich, stellt aber glücklicherweise die Ausnahme dar." Ein ehemals hoch angesiedelter Akteur spricht laut Gründerszene davon, dass sich bei Groupon vieles in Sachen Arbeitsqualität verbessert haben soll, dass es früher aber "teilweise schlimm" gewesen sein soll.

Nicht nur den Mitarbeitern, auch den Handelspartnern gegenüber herrscht bei Groupon offenbar nicht gerade das Fairness-Prinzip, berichtete der anonyme Briefeschreiber Gründerszene schon Ende vergangenen Jahres: "Alles ist erlaubt, um einen Deal zu holen. Es wird alles versprochen, was der Kunde hören will. Es wird meist verschwiegen, dass eine Deckelung der Deals möglich ist, so dass mehr daran verdient wird", heißt es dort. Der Druck, neue Deals zu generieren, sei hoch, da der Vorrat meist nur ein bis zwei Tage vorhalte und oftmals am Freitag noch kein Wochenenddeal zur Verfügung stand. "Die meisten Deals werden aktuell mit 30 Prozent Dealgebühr abgeschlossen", schreibt der Insider.

Auch diese Vorwürfe streitet Glasner ab. Man pflege ein behutsames Verhältnis zu den Partnern und halte sich an alle gesetzlichen Bestimmungen, sagt er gegenüber dem Startup-Portal.

Das könnte Sie auch interessieren