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CeBIT-Eröffnung
Sonstiges 06.03.2012
Sonstiges 06.03.2012

CeBIT-Eröffnung Vertrauen, Geruchs-Internet und Live-Schaltung ins All

Vor rund 2.500 geladenen Gästen eröffnete der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) am Montagabend im Congress Center Hannover die Auftaktveranstaltung zur Computermessse CeBIT. Das Leitthema der weltgrößten IT-Messe lautet in diesem Jahr „Managing Trust“. McAllister hob die Bedeutung von Datenschutz und Urheberrechtsschutz für die Entwicklung der IT hervor.

Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf verwies in seiner Rede darauf, dass weltweit das IT-Waschstum vor allem in den BRIC-Staaten entstehe (Brasilien, Russland, Indien, China). Brasielien ist in diesem Jahr Partnerland der CeBIT. Kempf kritisierte, dass das Urheberrechtsabkommen ACTA hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde: „Niemandem ist damit gedient, wenn erst hinter verschlossenen Türen in jahrelanger Arbeit Verträge ausgehandelt werden, die dann auf Druck der Straße zurückgenommen werden müssen“ Der ITK-Branchenverband Bitkom ist ideeller Träger der CeBIT.

Google Executive Chairman Eric Schmidt sagte, dass das World Wide Web seinem Namen noch gerecht werden müsse: „Es gibt sieben Milliarden Menschen auf der Welt, doch nur zwei Milliarden davon sind online, nur eine Millarde hat ein Smartphone.“ Schmidt wagte einen Ausblick in die Zukunft, in der Glasfasernetze mit 500 Gigabit Bandbreite allgemeiner Standard sein werden. Die Zukunft der empirischen Datenverarbeitung wird Regierungen ermöglichen, auf Krisen zu reagieren, bevor sie geschehen, Mediziner werden Seuchen bekämpfen können, bevor sie ausbrechen. Der Google-Verwaltungsratspräsident prophezeihte Geruchsübertragung und holografische Videokonferenzen über das Internet. Teile der Menschheit, die heute noch keinen Web-Zugriff haben, werden den PC überspringen und gleich mit Smartphones anfangen. Zukünftige Netze werden keinen Hub mehr haben, den man zensieren könnte, stattdessen kommunizieren die Endgeräte á la Peer to Peer miteinander. Schmidt erinnerte daran dass heute 40 Länder Internet-Zensur betreiben, vor wenigen Jahren waren es erst vier.

Die brasilianische Präsidentin Dilma Rouseff forderte, dass die Segnungen moderner Kommunikationstechniken nicht nur das Privileg weniger bleiben dürfe. „Zum ersten Mal in unserer Geschichte gehören mehr als die Hälfte der 190 Millionen Brasilianer zum Mittelstand.“ 2011 war Brasilien der drittgrößte PC-Markt weltweit. Derzeit gibt es 41 Millionen Breitbandanschlüsse in dem südamerikanischen Land. Gemeinsam mit seinen Nachbarländern investiert Brasilen in Hochgeschwindigkeits-Glasfaserkabelnetze, um in der Kommunikation unabhängig vom Großen Bruder im Norden zu machen. Rouseff warb für Brasilien als Standort für deutsche Unternehmer aus der ITK-Branche.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hob die Rolle des Vertrauens in IT-Anwendungen für die Wirtschaft hervor. „Wer hier produziert und Daten verarbeitet, der muss sich darauf verlassen können, dass seine Daten nicht einfach verschwinden oder in fremde Hände geraten.“  Der brasilianischen Regierungschefin Rouseff sagte Merkel eine intensive Zusammenarbeit bei der Entwicklung der brasilianischen ITK-Landschaft zu. Gleichzeitig mahnte sie den Abbau von Handelshemmnissen an. Die Tagespolitik ließ Merkel auch in Hannover nicht aus dem Auge, sie verteidigte den Aufbau eines europäischen Stabilitätspaktes: „Dies ist in unserem eigenen Interesse“. Merkel räumte ein, dass Deutschland in vielen Bereichen der IT noch Entwicklungspotenzial habe: „Es reicht in Zeiten der Globalisierung nicht aus, wenn Deutschland in Europa führend ist, wir müssen uns an den Besten messen.“ Als Aufgaben für Deutschland benannte sie den Ausbau der Internet-Infrastruktur und die Bildung, wobei hier auch ältere Menschen angesprochen werden sollen.

Derzeit beschäftigt die ITK-Branche nach Merkels Worten 850.000 Menschen in Deutschland – 40.000 Stellen seien unbesetzt. „Deshalb ist es besonders wichtig, die Neugierde der Menschen auf neue Technologie zu wecken.“ Merkel warb um Studenten aus dem Ausland, bevor sie die Messe offiziell für eröffnet erklärte.

Am Ende der Veranstaltung stellt ESA-Astronaut Udo Reiter eine Live-Schaltung zur Internationalen Raumstation ISS her und präsentierte das Youtube Spacelab Experiment.  Über einen Kanal auf Youtube wurden als tausenden von Vorschlägen sechs Experimente ausgewählt, die jetzt an Bord der ISS mit 28.000 km/h um die Erde kreisen. Höhepunkt der Show: Ein Laptop mit CeBIT-Screensaver, das schwerelos durch die Raumstation trieb. 

Auf der diesjährigen CeBIT stellen mehr als 4.200 Unternehmen aus über 70 Ländern aus.

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