
Welche E-Commerce-Strategie verfolgt Google in Deutschland? INTERNET WORLD Business hat über dieses Thema mit Alastair Bruce gesprochen, dem Sales Director bei Google Deutschland.
Google Shopping macht klassischen Preisvergleichsdiensten, Google Trusted Stores den Shop-Siegeln Konkurrenz. Produktbewertungen beispielsweise werden – so weit wir informiert sind – aber noch nicht selbst generiert: Welche Services will Google in Zukunft selbst anbieten, was wird über Drittanbieter gemacht?
Alastair Bruce: Unser Ziel ist es, den Usern immer die beste Antwort auf ihre Frage zu liefern. Das kann einfach ein Link sein, aber das kann eben auch Preisinformationen, Shop-Siegel und andere Dinge beinhalten. Oft setzen wir dabei auf Drittanbieter; wenn wir aber überzeugt davon sind, dass wir mit einem eigenen Tool bessere Antworten liefern könnten, werden wir natürlich selbst tätig.
Welche Rolle spielen die Video-Plattform Youtube und das Social Network Google+ für die E-Commerce-Strategie?
Bruce: Youtube ist hervorragend dafür geeignet, Werbebotschaften in relevanten Umfeldern zu platzieren. Es gibt zum Beispiel sehr viel Content auf Youtube, der sich direkt mit neuen Produkten auseinandersetzt – hier kann es sehr sinnvoll sein, mit seiner Werbebotschaft präsent zu sein. Außerdem ist Youtube die ideale Plattform, um Markenwerbung zu betreiben. Dies geschieht am effektivsten über die Premiumformate auf der Homepage. Google+ wiederum ist vor allem deshalb relevant, weil es die Ergebnisse anderer Google-Produkte um eine soziale Dimension erweitert. Dabei wird in Anzeigen in unserem Partnernetzwerk angezeigt, welche und wie viele der eigenen Google+ Kontakte dem Angebot ein +1 gegeben haben. Ein solches vertrauensbildendes Element erhöht die Klickrate auf die Anzeigen ganz deutlich – im Schnitt um fünf bis zehn Prozent, im Falle von Swarovski sogar um 50 Prozent.
Welchen Stellenwert hat in Zukunft die lokale Suche, wie bindet Google künftig lokale Kriterien ein und welche Konsequenzen hat das für Händler?
Bruce: Mit der zunehmenden Bedeutung der mobilen Suche und dem Multiscreen- Verhalten der Nutzer gewinnt die lokale Suche automatisch immer größere Bedeutung. Schon heute können Händler mit Produkterweiterungen ihre Anzeigen um lokale Informationen erweitern und nicht nur das nächste Geschäft, sondern sogar die Verfügbarkeit des Produkts dort anzeigen lassen.
Mit den Daten, die Google durch seine Services erhält, ließe sich sehr gut ein stark individualisiertes Empfehlungsmarketing betreiben. Wohin geht hier die Reise?
Bruce: Über Google Places ist eine Bewertung einzelner Orte und Anbieter schon heute möglich. Auch hier liegt die spannendste Entwicklung in der Kombination mit Google+ – wenn ein Nutzer sehen kann, welcher seiner Bekannten ein Geschäft bewertet hat oder sogar einen Erfahrungsbericht veröffentlicht hat, hilft ihm das natürlich bei der eigenen Entscheidungsfindung viel mehr weiter, als wenn es sich um die Bewertungen von Unbekannten handelt.
Google deckt inzwischen fast alle Bereiche des E-Commerce selbst ab: Produktsuche, Payment, Logistik (Same Day Delivery) – wann kann man mit der Eröffnung eines eigenen Online Shops rechnen?
Bruce: Wir verstehen uns als Anbieter technischer Plattformen und nicht als Retailer.