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Sonstiges 01.07.2011
Sonstiges 01.07.2011

Systeme für Social-Media-Monitoring Die Tools im Test

Social Media-Monitoring erfüllt viele Aufgaben: Als Vorarbeit für eine Social-Media-Strategie identifiziert es relevante Plattformen, Themen und Beeinflusser. Außerdem kann es fürs Reputationsmanagement und den Dialog mit interessierten Zielgruppen sowie für profunde Analysen einsetzt werden. Welches Tool für welche Anforderungen geeignet ist, haben Dominic Stöcklin und Mike Schwede von Goldbach Interactive untersucht.

Sysomos Heartbeat: unschlagbare Usability

Dieses Tool war schon im vergangenen Jahr unter unseren Favoriten – vor allem wegen des tollen, selbsterklärenden Interfaces. Schön: Das Tool erstellt automatisch Social Profiles, die manuell erweiterbar sind und als Grundlage für Filtermöglichkeiten dienen. Die Quellenabdeckung ist zwar nicht perfekt, aber in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Osteuropa führend. Vor allem bei Blogs, Foren und traditionellen Newsportalen hat Sysomos die Nase vorn. Dazu trägt auch die erstklassige Länder- und Spracheingrenzung bei. Noch fehlt die Erkennung des Sentiments in den wichtigsten europäischen Sprachen (bisher nur für Englisch).

Sysomos hat sich funktional im vergangenen Jahr stark entwickelt. E-Mail-Reports, Alert-Mails und Workflow-Funktionalitäten sind besser und weitere Optimierungen geplant. Man kann direkt aus dem Tool twittern und die eigene Facebook-Pinnwand moderieren. Neuerdings ist auch die Analyse der Facebook-Seiten der Konkurrenz möglich.

Ein Minuspunkt ist der begrenzte Zugang zu Daten auf Facebook und Twitter. Gerade bei datenintensiven Suchen für globale Marken reicht der übliche API-Access nicht aus. Hier wäre ein Firehose-Access nötig, der Zugriff auf alle Daten erlaubt. Ausserdem fehlt uns eine Wildcard-Suche, die auch Suchbegriffe in zusammengesetzten Wörtern wie "iPhone3GS" oder "iPhone4" findet.

Radian6: praktische Engagement-Konsole

Auch die Nummer zwei hat ihre hervorragenden Leistungen vom letzten Jahr nochmals verbessert. Gefallen hat uns die Flexibilität: Man kann mehrere Dashboards mittels Widgets frei konfigurieren. Das Tool ist schnell aufgesetzt und ermöglicht exploratives Arbeiten. Die Workflow-Möglichkeiten sind ausgereift. So lassen sich Beiträge wie Tweets oder Blog-Kommentare direkt aus Radian6 heraus bearbeiten. Radian6 bietet die umfassendste Funktionspalette überhaupt - zum Beispiel steht Community-Managern zusätzlich zum üblichen Radian6-Dashboard eine überaus praktische Engagement-Konsole zur Verfügung. Hier kann man einzelne Beiträge sofort kategorisieren und beantworten. Das Tool erreicht eine hohe Performance bei guter Quellenabdeckung. Die Stärken von Radian6 liegen besonders bei Twitter und Facebook - dank Firehose-Access, den unseres Wissens kein anderer Hersteller anbietet.

Großer Schwachpunkt von Radian6 ist der aufgrund der vielen Widgets und des flashbasierten Interfaces unübersichtliche Bildschirm. Leider muss man in jedem Widget die Eingrenzung und die Keywords neu eingegeben. Der manuelle Aufwand ist hoch und ohne intensive Schulung der Nutzer nicht zu bewältigen. Ein Manko in der Länder- und Spracheingrenzung ist, dass das Tool nicht mit Social Profiles arbeitet. Für globale Brands, die lokal agieren wollen, empfiehlt sich Radian6 daher nicht. Hingegen wurde die Flash-Problematik erkannt - ein HTML-Dashboard ist in Arbeit.

Die Systeme im Überblck

BrandWatch ist so einfach zu bedienen wie Sysomos und liefert das beste Interface überhaupt – mit übersichtlichen Dashboards, die per Drag’n’Drop individualisierbar sind. Auch die Workflows haben ihren Namen nun verdient.

Engagor ist ein einfaches, ausgesprochen übersichtliches Tool mit Reports, aus denen man unkompliziert und schnell Verbesserungsmassnahmen ableiten kann – eine wirkliche Arbeitserleichterung.

Bei BrandsEye kategorisiert der Anwender zu Beginn die Erwähnungen auf ihre Relevanz und das Tool lernt dazu. Ein mühsamer Prozess, der sich aber später auszahlt . Viele Funktionen und ein ausgesprochen differenziertes Sentiment-Ranking sind weitere Vorteile.

Alle drei Tools sind ernstzunehmende Konkurrenten für die beiden Klassenbesten, müssen aber noch einzelne Unzulänglichkeiten in den Griff kriegen.

Tools im preiswerten Segment

Die folgenden Tools reichen zwar nicht aus, wenn man das Monitoring strategisch einsetzen will, sind für mittelständische Firmen perfekte Einstiegstools zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Viralheat: Dieses grundsolide Tool haben wir getestet, obwohl es keine Workflow-Funktionen mitbringt – denn die vielen guten Funktionen überzeugen. Firmen, die sich mit reinem Monitoring einen Überblick über ihre Marktsituation machen möchten, ohne zu viel Geld in die Hand zu nehmen, sind hier genau richtig.

uberVU: Ein sehr interessantes und höchst benutzerfreundliches Tool, allerdings scheint die Quellensegmentierung eher zufällig zu sein. Warum es zwischen den Bereichen Twitter/Facebook und Blogs/Foren unterscheidet, ist unklar. Eine Overall-Analyse ist deshalb leider nicht möglich. Das Interface ist jedoch super.

Zur Methode

Insgesamt mussten sich 31 Tools den Ausschlusskriterien stellen. Wichtig war, dass die Hersteller reine Toolanbieter sind und keine Marktforschungsunternehmen, die mit halbmanuellen Verfahren Analysen liefern. Agentur oder Unternehmen sollen das Set-Up und die operative Nutzung des Tools selbstständig durchführen können. Sämtliche Tools müssen die Basiskriterien erfüllen: Dazu gehören Sprach- und Ländereingrenzungen, integrierte Workflowprozesse oder die vollständige Quellenabdeckung (News-Seiten, Blogs, Foren, Twitter, Facebook, YouTube). Aufgrund dieser strengen Selektion fielen folgende Tools aus dem Rennen: Arvato online services, Attensity Respond, bc.lab, Beevolve, Brandchats, Brandmonitor.Position2, Buzzient Enterprise, Buzzom, Cision, Custom Scoop, Dialogix, Ethority, Infegy, Jive, Lithium, Mutual Mind, Netbreeze, Netvibes, Spiral 16, Sprout Social, Synthesio, trackur, Visible und Vocus.

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