INTERNET WORLD Logo Abo
Sonstiges 08.02.2008
Sonstiges 08.02.2008

Tipps vom Profi: So machen Webhändler erfolgreich Web-Radio

Andreas Schwend, Managing Partner von DMC

Andreas Schwend, Managing Partner von DMC

Das Versandhaus Neckermann.de versucht, die Kunden auf seiner Website ab sofort mit Musik in Shoppinglaune zu halten. INTERNET WORLD Business sprach mit Andreas Schwend, Managing Partner der Stuttgarter Agentur dmc, die für das Neckermann-Online-Radio veranwortlich zeichnet, worauf Marketer in punkto Sound bei der Markenbildung im Web achten müssen.

Herr Schwend, wie kann der Sound die Markenbildung im Internet unterstützen?

Andreas Schwend: Sound, oder wie in unserem Fall ein komplettes Radioprogramm, liefert dem Zuhörer ein Lebensgefühl, das mit einem bestimmten Lebensstil einhergeht. Immer mehr Marken nutzen die Macht der Akustik für sich, um eine Lifestyle-Verbindung zu ihrer Zielgruppe aufzubauen oder diese zu festigen. Ein guter Sound kann gleichgesetzt werden mit einem professionellen Make-up: Es hebt Konturen und Formen im Gesicht hervor oder nimmt sie nach Bedarf auch zurück. Mit einem gut durchdachten Make-up gewinnt jedes Gesicht deutlich an Wirkung. Ein intelligent eingesetzter Sound kann das gleiche für ein Marken-Lifestyle-Konstrukt tun, indem es die Marke nachhaltig ins rechte Licht rückt.

Was macht den Sound für das Medium Internet besonders, worin liegen die Anforderungen und Herausforderungen für dieses Medium?

Andreas Schwend: Im Moment spielt Sound im Web noch eine untergeordnete Rolle. Das wird sich allerdings ändern, denn das Internet übernimmt immer mehr die Rolle des Fernsehers und Radios in unserer Gesellschaft. Dem entsprechend wird das Medium Sound in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Wichtige Soundformate werden sich weiter von der Masse der Codecs abgrenzen um zu gewährleisten, dass nicht erst ein Plugin im Internet gesucht und nachgeladen werden muss, um diesen oder jenen Sound hören zu können.

Welche akustischen Welten erwarten mich, wenn ich www.neckermann.de bzw. das Webradio von Neckermann besuche?

Schwend: Zurzeit betreibt dmc für neckermann.de vier Webradiosender. Einer dieser Sender dient ausschließlich der Unternehmenskommunikation und ist ein hervorragendes Tool, um mehr als 2.500 Mitarbeiter zu informieren und zu motivieren. Alle Mitarbeiter wurden mit den notwendigen technischen Vorraussetzungen versorgt und haben damit die Möglichkeit, von ihrem Arbeitsplatz aus das Programm zu hören. Die drei anderen Kanäle sind frei über das Internet abrufbar und richten sich an neckermann.de Kunden. Ein Sender hält sich als "Hot 100" - Kanal an die deutschen Radio-Charts. Daneben gibt es die "audio lounge" mit einer Mischung aus Club Musik und Chill-out-Songs zum Wohlfühlen. Der dritte Kanal ist saisonal und hat zur Weihnachtszeit natürlich alles zu diesem Thema gesendet. Jeder dieser drei Sender bringt auch redaktionelle Beiträge, die informativ, lustig oder spannend das Webradioprogramm abrunden. Diese Mischung ist so zusammengesetzt, dass sie dem Hörer als Paket den neckermann.de Lifestyle vermittelt.

Inwiefern unterscheidet sich Online- vom Offline-Sound? Warum ist das so?

Schwend: Webradio bietet maßgebliche Vorteile, die die Programmdistribution via Download z.B. als Podcast nicht hat. Der zentrale Vorteil liegt darin, dass das Verhalten der Hörerschaft live mitgetrackt werden kann. Wir können sehen, wo die Hörer ins Programm einsteigen und wo sie aussteigen, ob sie wiederkommen und wie lange sie durchschnittlich hören. Das Radioprogramm kann dadurch schneller an die Wünsche der Hörer angepasst werden. Mit dem Webradio-Format können wir zudem kurzfristig reagieren. Zurzeit läuft das Programm hauptsächlich im Playback Modus, wir können aber auch jederzeit Life-Komponenten wie Moderationen oder aktuelle Inhalte "on the Fly" integrieren.

Hat den Sound/Radio für neckermann.de - Lifestyle-Radio ein spezieller Sound Designer komponiert? Wenn ja: Wer und warum?

Schwend: Produziert werden die vier Programme von einem namhaften Berliner Radioproduzenten, der allerdings lieber nicht explizit genannt werden will. Wir haben bei der Auswahl des Produzenten darauf geachtet, dass er die Zielgruppe versteht und für sie auch produzieren kann. Man holt sich ja auch keinen Dieter Bohlen, wenn man Klassik will. Zusätzlicher Vorteil: Er hat ein Netzwerk von Sprechern, Musikern und Sounddesignern aufgebaut, das es ihm erlaubt, das Programm aus einer Hand zu produzieren.

Sind die Kunden denn bereit, Geld für einen Sound/Radio im Internet auszugeben? Inwiefern hat sich das in den letzten Jahren entwickelt/verändert?

Schwend: Das kommt ganz auf das Format an. Denn seit der allerersten Radiosendung wurde das Radioprogramm von den Zuhörern immer schon als kostenlos empfunden. Um dieses Verständnis zu ändern, bedarf es schon eines einleuchtenden Mehrwertes. Dieser Mehrwert könnte in einer "Premium-Content"-Idee stecken oder sich auf einen Service beziehen, der auf der Interaktivität des Mediums Webradio aufbaut. Ein Premium-Content wäre zum Beispiel ein Börsenradio, das hochaktuelle Informationen liefert und dem Anleger so einen Vorsprung einräumt. "Börse - Live dabei" wäre hier ein möglicher Claim. Im Service-Bereich könnte man dieses Mehrwertradio in einem Sendekonzept wiederfinden, das dem Hörer erlaubt, Programme individuell an sich anzupassen. Musik, Beiträge und Informationen würden auf die Einzelperson abgestimmt werden.

Die Stuttgarter Agentur DMC ist sowohl für das technische Setup und die Umsetzung als auch für den laufenden Betrieb des Neckermann-Webradios verantwortlich. Darüber hinaus war das Unternehmen an der Idee und Konzeption maßgeblich beteiligt und erstellt die redaktionellen Texte fürs Internet.

Das könnte Sie auch interessieren