Überschuldet und zahlungsunfähig - Praktiker hat Insolvenz angemeldet. Seite heute Mittag steht fest: Auch der Online-Shop ist betroffen. Im E-Commerce konnte die Baumarkt-Kette ohnehin nur mühsam Fuß fassen.
Am Mittwoch Abend kam das Aus: "Die Verhandlungen über zunächst Erfolg versprechende weitere Sanierungsfinanzierungen sind am Abend des 10. Juli 2013 gescheitert, weil einzelne Gläubigergruppen diesen nicht zugestimmt haben", gab der Vorstand der Praktiker AG in einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt. Zuvor war der Verkauf der Anteile an der luxemburgischen Tochtergesellschaft Bâtiself gescheitert, dessen Erlöse im Finanzierungskonzept fest eingeplant waren.
Die Betreibergesellschaften der Praktiker- und extra-Bau+Hobby-Märkte in Deutschland haben heute beim Amtsgericht Hamburg die Eröffnung von Insolvenzverfahren beantragt. Damit ist auch der Online-Shop von der Zahlungsunfäigkeit betroffen. Allerdings sollen die Filialen und Internet-Shop im Rahmen eines vorläufigen Insolvenzverfahrens uneingeschränkt fortgeführt werden. Nicht betroffen von der Insolvenz sind die derzeit 132 Max Bahr-Märkte und internationale Geschäft des Praktiker Konzerns.
Praktiker macht seit Jahren Verluste. Im ersten Quartal 2013 erwirtschaftete die Baumarkt-Kette 570 Millionen Euro Umsatz, das waren zehn Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, und machte 118 Millionen Euro Verlust. Damit lag der Quartalsfehlbetrag 64 Prozent höher als im ersten Quartal 2012. Die Unternehmensgruppe hatte Ende März 2013 insgesamt 414 Filialen und knapp 18.000 Mitarbeiter.
Wie gering die Bedeutung des E-Commerce für die Gruppe ist, zeigt sich schon daran, dass die Praktiker Online GmbH mit der deutschen Vertriebslinie extra Bau + Hobby sowie einer Querschnittsgesellschaft des Praktiker Konzerns in der Bilanz unter "Sonstiges" ausgewiesen wird. Der Bereich erzielte im ersten Quartal dieses Jahres 15,1 Millionen Euro Umsatz, das entspricht einem Rückgang von 27 Prozent.
Jeder fünfte Deutsche hat bereits Baumarkt-Artikel im Internet gekauft. Als größte Gruppe der Internetuser, die bereits einmal Heimwerkerbedarf online bestellt haben, ermittelte eine repräsentative Bitkom-Studie die Altersklasse der 50- bis 64-Jährigen. Von ihnen haben bereits 28 Prozent einmal in einem Online-Baumarkt eingekauft.