
Wie sollten Unternehmen eine Analyselösung auswählen, damit diese nicht nur den derzeitigen, sondern auch zukünftigen Anforderungen entspricht? Heinz D. Schultz, Geschäftsführer des Esslinger Webanalyse-Spezialisten Mindlab Solutions, erklärt, wie Sie am besten vorgehen.
Eine Umfrage von internetworld.de hatte gezeigt, dass die Anforderungen, die Firmen an ihre Analysesoftware stellen, sehr weit auseinander gehen. Am unteren Ende des Spektrums befinden sich die Firmen (41 Prozent), denen es reicht zu wissen, wie viele Nutzer ihre Webseite besuchen. Am oberen Ende gibt es die Unternehmen, die sogar kanalübergreifend tracken wollen (27 Prozent). 32 Prozent sehen ihren Bedarf irgendwo dazwischen. Doch zwischen beiden Enden des Spektrums gibt es viele Funktionen, die eine Lösung abzudecken hat - unter anderem die Analyse des Klickverhaltens, AB-/Multivariate-Testing und Social-Media-Analyse.
Folgendes Vorgehen bietet sich an, um eine Software zu finden, die mit den eigenen Bedürfnissen wachsen kann.
1. Anforderungen, Prioritäten und Einschränkungen auflisten
Ein Unternehmen sollte - ohne Blick auf das eigene Budget - die individuellen Anforderungen für heute und morgen zusammentragen und priorisieren. Ebenso sollten die technischen Restriktionen seitens der IT und Compliance-Regeln aufgelistet werden. Anhand dieser Liste wird sich die Auswahl ganz von selbst eingrenzen.
2. Referenzen anfordern
Ob ein Webanalyse-Anbieter bereits erfolgreich ähnliche Unternehmen betreut hat, zeigen die Referenzen und erfolgreichen Implementierungen. Auch sie gilt es zu erfragen.
3. Aufgabenstellungen entwerfen
Das Unternehmen muss sich fragen, welche Kennzahlen es analysieren und was es anschließend damit anstellen will. Will es Targeting betreiben, ist dies zu berücksichtigen. Viele Hersteller wollen Kunden mit interessanten Features, blinkenden Grafiken und unzähligen Standardberichten überzeugen, die für das Unternehmen aber irrelevant sind und später nie eingesetzt werden. Daher sollte man konkrete Aufgabenstellungen entwerfen. So verhindert man, dass Anbieter einen mit den Stärken ihrer Lösungen blenden.
4. Langfristig denken
Die Aufgabenstellungen sollten für heute und für morgen entworfen werden. Nicht nur die Aufgabenstellungen, für die eine Lösung sofort eingesetzt werden soll, sollten Basis der Entscheidung sein, sondern auch die Frage, was man in ein, zwei oder drei Jahren analysieren will. So läuft man nicht Gefahr, eine Lösung zu wählen, die zwar für den Moment perfekt ist, aber schon morgen den Anforderungen nicht mehr genügt.
5. Rational urteilen
Bei der Schlussauswertung sollte der Preis nicht alle bisherigen Punkte in den Hintergrund drängen. Junge Unternehmen blicken auf ihr oft kleines Budget. Die auf dem Markt erhältlichen Einstiegslösungen locken mit einem für den Anfang ausreichenden Funktionsumfang. Aber dann, wenn eine solche (oft kostenlose) Lösung an ihre Grenzen stößt und zum Umstieg zwingt, verursacht selbst sie Kosten. So fällt bei der erstmaligen Anschaffung einer Webanalyse-Lösung ein Lernaufwand an, und - sollte diese Lösung sich als nicht ausreichend erweisen - ein weiterer Lernaufwand beim Umstieg auf eine neue Lösung.
Ebenso entstehen Kosten, wenn man zögert, die vorhandene Lösung durch eine zu ersetzen, die den Anforderungen gerecht wird. So könnte sich vielleicht die eine oder andere Kampagne als wirkungslos herausstellen - wenn man diesen Aspekt mit einer anforderungsgerechten Lösung messen würde. Zu guter Letzt ist die Altdatenübernahme meist nicht möglich. Damit bleibt dem Unternehmen bei einem Umstieg auf eine neue Webanalyse-Lösung die rückblickende Auswertung der Daten über einen längeren Zeitraum verwehrt.