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Sonstiges 19.10.2011
Sonstiges 19.10.2011

Usability im M-Commerce So machen Sie Ihren Shop fit fürs mobile Web

Große Anbieter wie eBay machen vor, wie sich im mobilen Web Millionen umsetzen lassen. Doch längst nicht jeder M-Shop kommt bei den Kunden gut an. Worauf bei der Entwicklung eines benutzerfreundlichen mobilen Shops achten sollten, erklärt Christoph Mühlbauer, Usability Engineer und einer der Mitgründer von Humantric.

Laut einer Studie von DMC kauft mittlerweile jeder Dritte Smartphone-Nutzer mit dem Handy ein. Mobile Shopping verspricht demnach gewaltige Umsatzerwartungen für Shopbetreiber und Content-Anbieter. Leider wird hier noch viel Potential seitens der Anbieter verschwendet. Die zum Teil schlechte Darstellung der Seiten auf mobilen Endgeräten, sowie die mangelnde Benutzerfreundlichkeit gehören dabei zu den größten Problemen.

Um den Onlineshop auf das Smartphone oder Tablet zu bringen, genügt es nicht, einfach den stationären Webauftritt auf einem Smartphone abzubilden. Wer Onlineinhalte nur eins zu eins überträgt, verliert äußerst schnell seine Besucher, da die Anforderungen an das Medium Mobile stark differieren. Es liegt bei den Anbietern, Inhalte und Funktionen so aufzubereiten, dass sie vom Kunden stabil und benutzerfreundlich einzusetzen sind. Nur so können Shops auf lange Sicht einen Wettbewerbsvorteil erlangen.

Mobile Usability-Empfehlungen

Natürlich gelten die allgemeinen Usability-Richtlinien des stationären Internets weiterhin, sie müssen jedoch um einige Besonderheiten des Mediums Mobile ergänzt und modifiziert werden.

Nutzer bestimmen und danach handeln

  • Nur wer die Zielgruppe und deren Endgeräte genau kennt, kann die Interaktion bestmöglich gestalten.
  • Leiten Sie den Nutzer direkt zur mobilen Variante ihres Onlineshops weiter sobald er die URL des Shops mit einem Smartphone aufruft.

Nutzungssituationen erkennen

  • Gemeint ist die Umgebung, in der die Anwendung um das gewisse Extra bereichert wird. Funktionen wie beispielsweise Augmented Reality oder Quick Response-Codes sind gute Möglichkeiten, um Ihr Produkt zu bewerben. Bei den Nutzern sind diese Techniken und Funktionen jedoch noch sehr unbekannt und müssen ausreichend beschrieben werden.
  • Mobiles Einkaufen wird von vielen Störfaktoren beeinflusst und unterbrochen (zum Beispiel durch Lautsprecherdurchsagen am Bahnhof oder Lichtreflektionen am Nutzungsort). Verstecken Sie keine Informationen, so dass der Nutzer auch bei kleinsten Ablenkungen sich schnell wieder auf dem Bildschirm orientieren kann.

Gestaltung einer mobilen Applikation

  • Die Nutzer suchen meist nach Informationen, die zum aktuellen Interesse passen. Alles was nicht das primäre Ziel des Nutzers unterstützt, sollte deshalb vermieden werden.
  • Für eine stimmige Nutzererfahrung müssen sich Icons an den Style-Guidelines der Hersteller orientieren. Vorsicht bei Icons wie beispielsweise RSS. Diese dürfen gestalterisch nicht verändert werden, da sonst der Wiedererkennungswert nicht garantiert werden kann.
  • Verwendung einheitlicher Buttons und Elemente. Jedes Fragezeichen beim Nutzer bedeutet eine höhere kognitive Belastung. Ein stringentes Design sorgt für eine intuitive Bedienung.
  • Verschiedene Schriftarten und –farben können helfen, die Orientierung zu behalten und den Nutzer zu führen.
  • Achten Sie auf ausreichend Kontrast beim User Interface, da Ihre Anwendung auch draußen genutzt wird.
  • Bei der Teilung von Abwicklungsprozessen auf mehreren Screens sollte ein einheitlicher Look erzeugt werden. Für den Nutzer muss ersichtlich sein, dass er sich noch im selben Prozess befindet.

Interaktion mit dem System

  • Nutzer erhalten immer erst dann eine Rückmeldung, nachdem sie interagiert haben. Wichtig ist, einen Notausgang anzubieten, um einen vermeintlich unerwünschten Zustand rückgängig zu machen.Wie verhalten sich Produktbilder im mobilen Internet? Vergrößern sie sich? Drehen sie sich, um Informationen auf der Rückseite zu zeigen? Gelangt der Nutzer in eine Bildergalerie? Aufgrund des rudimentären mentalen Modells der Nutzer von mobilen Anwendungen ist eine textliche oder visuelle Beschreibung (zum Beispiel durch einen  Infoscreen beim Start der Applikation) sinnvoll.
  • Wichtige Inhalte sollten so platziert werden, dass Sie während der Interaktion mit dem System nicht verdeckt werden.

Struktur & Navigation einer mobilen Applikation

  • Ist es sinnvoll, die gleiche Struktur beziehungsweise Navigationsmetapher des stationären Webshops beizubehalten? Nein, Portale wie Amazon oder ebay machen es vor.
  • Eine vertikale Anordnung des Menüs ist vorteilhaft. Wenige Menüpunkte wie Sprache oder Kontakt können oberhalb der vertikalen Navigation in horizontaler Anordnung (neben dem Logo) platziert werden.
  • Eine Breadcrumb-Navigation hilft dem Nutzer, Navigationshierarchien zu erkennen und bewahrt ihn davor die Orientierung zu verlieren.

Klickbare Elemente

  • Links klar, deutlich und einheitlich kennzeichnen.
  • Produktbilder in Kombination mit Links verwenden (visueller Zusammenhang).
  • Schaltflächen so gestalten, das sie mit dem Finger problemlos klickbar sind. Des Weiteren muss ausreichend Abstand zwischen klickbaren Elementen vorhanden sein.

Wording

  • Der Produktname muss ausgeschrieben oder eindeutig formuliert werden. Die Beschreibung „Sony HX...“ ist für den Nutzer nicht eindeutig, da nicht ersichtlich ist, um welches Model es sich handelt.
  • Keine Fachbegriffe verwenden. Es sollte die Sprache des Nutzers gesprochen werden.
  • Zu viel Text vermeiden, da dies die Augen bei kleiner Schrift ermüdet und den Nutzer zum Abbruch veranlasst.

Diese Liste ist nur ein grober Überblick der wichtigsten Usability-Empfehlungen im mobilen Kontext. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird, je nach Anwendung, erweitert und modifiziert.

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