Sieht Microsoft im Bereich Social Media gut aufgestellt: Dorothee Ritz
Sieht Microsoft im Bereich Social Media gut aufgestellt: Dorothee Ritz
Als General Manager Consumer & Online ist Dorothee Ritz bei Microsoft für alle Onlineaktivitäten des Softwareherstellers in Deutschland verantwortlich. Mit internetworld.de sprach die Juristin über Social Media, Kooperationen mit Facebook und die Entwicklungen im Anzeigengeschäft.
Wie sieht die Onlinestrategie von Microsoft in Deutschland aus?
Dorothee Ritz: Online ist für Microsoft ein wesentlicher Bestandteil des Geschäfts, denn Online ist für uns der Weg, um PC-Software, Smartphones, Xbox, TV und Webdienste zusammenzubringen - und zwar für Konsumenten wie für Geschäftskunden. Jedes unserer Produkte ist nur ein Teil des Portfolios.
Steve Ballmer hat Windows Mobile 7 gerade auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentiert. Was ist das Besondere daran?
Ritz: Heute sind ja die kleinen Computer große Telefone und umgekehrt. Apps sind lustig, aber wenn Sie eine öffnen, müssen Sie die andere schließen. Windows Mobile 7 fasst ähnliche Services in sogenannten Hubs zusammen, da finden Sie zum Beispiel unter „People“ nicht nur Ihr Adressbuch, sondern auch Social-Media-Anwendungen für Facebook.
Stichwort Social Media - wie reagiert Microsoft auf den Trend?
Ritz: Wir sind seit langem einer der großen Player in diesem Bereich, der Windows Messenger ist das älteste Netzwerk und wir haben ihn ständig weiter entwickelt. Zudem haben wir früh angefangen, Social-Media-Funktionen bei MSN einzubauen, Voting und Chat zum Beispiel. Mit unseren neun Millionen Hotmail- und knapp zehn Millionen Messengernutzern in Deutschland sind wir eine Riesencommunity.
Kooperieren Sie auch mit anderen Netzwerken?
Ritz: Ja, auch diesen Trend sind wir früh mitgegangen, haben uns dem Yahoo!-Messenger geöffnet und einen Facebook-Tab im Messenger integriert. Wir sind heute über den Outlook Social Connector in Office 2010 nicht nur mit Facebook, sondern auch mit LinkedIn und MySpace verbunden. Unser Ziel ist, es den Menschen so leicht wie möglich zu machen, sich an Social Media zu beteiligen, ohne 25 Netzwerke gleichzeitig nutzen zu müssen. Ein Beispiel: Als Hotmail-Nutzer kann ich Facebook-Nachrichten bekommen und verschicken, ohne Facebook.com zu öffnen.
Die grafische Werbung auf Facebook wurde bislang von Microsoft vertrieben, jetzt übernimmt das Netzwerk den Verkauf selbst.
Ritz: Das war schon immer so geplant, Microsoft hält ja eine 1,6-prozentige Beteiligung an der Internetcommunity Facebook. Ein Start-up kann nicht vom ersten Tag an eine große Werbeabteilung aufbauen, deshalb haben wir einen Teil des Displayinventars vermarktet. Dass ein Unternehmen diesen Bereich selbst betreut, wenn es eine bestimmte Größe erreicht hat, finde ich ganz normal.
Fehlende Messmethoden bei Videowerbung
Steve Ballmer hat vor einiger Zeit angekündigt, den Onlineanteil an den Gesamteinnahmen vergrößern zu wollen. Gelingt Ihnen das in Deutschland?
Ritz: Auch wenn die Menschen weiter bereit sein werden, für gute Produkte Lizenzgebühren zu zahlen, spielen Werbeeinnahmen eine immer größere Rolle. Wir wachsen mit Microsoft Advertising in Deutschland sehr schön, sowohl bei der Reichweite als auch beim Umsatz. Vor drei Jahren haben wir angefangen, die Vermarktung aufzubauen, seit zwei Jahren machen wir das offiziell selbst - und jetzt sind schon Nummer sechs der Vermarkter.
Wie sieht es beim Suchmaschinenmarketing aus?
Ritz: Search spielt in Deutschland noch keine große Rolle, weil unser Anteil am Suchmarkt noch zu gering ist. bing ist in Deutschland ja noch in der Betaversion, das soll sich jedoch in absehbarer Zeit ändern.
Dann lassen Sie uns über Displaywerbung sprechen. Welche Trends sehen Sie in diesem Bereich?
Ritz: Videowerbung - sowohl Bewegtbildwerbung in grafischen Anzeigen als auch in Videos selbst. Bewegtbilder finden den Weg von Leinwand und TV ins Internet, die Konsumenten leben das längst, nur die Werbetreibenden haben noch Schwierigkeiten damit. Das liegt auch an mangelnden Messmethoden. Das Argument, dass ich online nicht den gleichen Werbedruck erreichen kann wie im Fernsehen, lasse ich nicht mehr gelten: Man muss nur mehr Plattformen benutzen.
Die Videovermarkter sprechen von einem Mangel an Inventar. Stimmen Sie dem zu?
Ritz: Das ist heute noch der Fall, deshalb sind wir auf MSN Video immer ausgebucht. Wären die Tausend-Kontakt-Preise allerdings höher, würde es sich für die Publisher auch rechnen, mehr Videoinhalte einzukaufen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob man wirklich alle Inhalte gratis anbieten muss.
Wie denken Sie über Paid Content?
Ritz: Paid Content funktioniert nicht für Inhalte, die frei verfügbar sind, sondern nur für Dienste, die einen Mehrwert bieten. Wenn ich eine Staumeldung so rechtzeitig aufs Handy geschickt bekomme, dass ich noch ausweichen kann, bin ich auch bereit, dafür zu zahlen. Das kann auch für eine Filterfunktion gelten, die nach meinen Vorgaben Wichtiges von Unwichtigem trennt. Oder für Filme. Wichtig ist, dass der Autor oder Publisher angemessen für seine Inhalte entlohnt wird - egal ob über Werbung oder Paid. Wir von Microsoft können beide Wege mitgehen.